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Wer Geld braucht, gewinnt es sich durch die Kunst immer noch auf die unschuldigste Weise und tut jedenfalls anderen am wenigsten Schaden durch die Art, wie er ihr Geld ihnen abnimmt.
Wilhelm RaabeEs staubt auch in der Stube des Königs. Ein Floh hüpft auch über den Teppich der Kaiserin und findet, wen er sucht.
Wilhelm RaabeWas hilft alle Erdengröße, wenn in kritischen Zeiten der rechte Erdenverstand dabei mangelt?
Wilhelm RaabeDies schwächliche Geschlecht! Kommt eben erst aus der Mauser hervor, und nun wollen die Schwingen schon nicht mehr weiterwachsen.
Wilhelm RaabeDer schwierigste Weg, den der Mensch zurückzulegen hat, ist der zwischen Vorsatz und Ausführung.
Wilhelm RaabeEs ist immer etwas für einen Esel, durch das Weitergeben eines Gerüchtes auch einmal interessant zu werden und sich selber so vorzukommen.
Wilhelm RaabeDas große offene Weltgeheimnis liegt in seiner ganzen Schönheit und Herrlichkeit vor uns im Lichte des eben gegenwärtigen Tages. Freue dich, daß du in der Welt bist und zu den Wundern mitgehörst.
Wilhelm RaabeSo war es also das Schicksal Deutschlands immer gewesen, dass seine Bewohner, durch das Gefühl der Tapferkeit hingerissen an allen Kriegen teilnahmen; oder dass es selbst der Schauplatz blutiger Auftritte war.
Wilhelm RaabeFrüher achtete der Mensch nicht sehr auf sich. In der antiken Welt tat jeder das Seinige gut oder schlecht. ... Damals wurde aber auch keiner "verkannt"; - heute wimmelt es auf Erden von "Verkannten".
Wilhelm RaabeEs gibt gewachsenen Boden und aufgeschütteten. Es gibt Werke, die aus gewachsenem, und solche, die aus aufgeschüttetem Boden aufwachsen.
Wilhelm RaabeWenn Bildung frei macht, so will der Deutsche seine Bildung dazu auch so billig als möglich haben.
Wilhelm RaabeDas ist das Schrecknis in der Welt, schlimmer als der Tod, daß die Kanaille Herr ist und Herr bleibt.
Wilhelm RaabeDiejenigen, welche mit heitrem Lächeln den uralten, bittern Kampf führen, können in der rechten Stunde, und zumal in der Stunde des Sieges ernst genug sein. Sie vor allen andern Erdenbürgern werden es am wenigsten wagen, des Lebens rätselhafte Tiefen durch leichtsinnigen Scherz zu überbrücken.
Wilhelm RaabeWir Deutsche sind seltsame Fische - einer Quabbenart mit ungeheuren Geistesflossen, mit denen sich ein ungeheures Geplätscher machen lässt. Wenn nur nicht die Pfützen, in denen wir unser jämmerliches Dasein hinbringen, so seicht, so eng wären!
Wilhelm RaabeWas ist's eigentlich, was dir der Nebenmensch entgelten soll? Daß er nicht aus seiner Haut heraus kann. Steige erstmal aus deiner!
Wilhelm RaabeViele große Männer haben die Meinung der Welt, insofern sie ihnen keinen Schaden bringen konnte, verachtet.
Wilhelm RaabeDas Geschick drückt die Könige und die Bettler gleichermaßen nieder, wenn es ihm beliebt.
Wilhelm RaabeDas Zeichen eines klassischen Autors, daß er lebt trotz Verhunzungen durch Abschreiber und Drucker oder sonstige Verstümmelungen.
Wilhelm RaabeDie Welt ist einmal darauf gegründet, daß sich einer an dem andern ärgere, und diejenigen, welche die uralte Mode nicht mitzumachen wünschen, werden gewöhnlich am ersten zu Tode geärgert.
Wilhelm RaabeWenn ihr wüßtet, was ich weiß, sprach Mahomet, so würdet ihr viel weinen und wenig lachen.
Wilhelm RaabeWir gehen immer, wohin wir müssen: wenigen nach und hoffentlich zuletzt denn doch auch vielen vorauf.
Wilhelm RaabeDer Kerl hat viel zu oft recht. Der lehrt es einem, wie man sich dann und wann nach einem Menschen sehnen kann, der auch mal unrecht hat.
Wilhelm RaabeWie ist doch die Jugend so schön; wie wenig bedarf sie, um glücklich zu sein! Ein bißchen Mondschein, ein paar klingende Wassertropfen, die Strophe eines Liedes und - die jungen Herzen fühlen Gedichte, wie sie noch nie dem Papier anvertraut werden konnten.
Wilhelm RaabeEs gibt kein leichter zufriedenzustellendes Wesen als den Menschen. Man denke nur an die hunderttausend lyrischen Wonnemondgedichte, die er über die paar schönen Sonnentage, die ihm während des schlechten Wetters seiner Lebenszeit zuteil werden, gemacht hat.
Wilhelm RaabeWas ist denn Recht auf dieser Erde, wenn es für ein gutes da nicht immer noch ein stärkeres gäbe.
Wilhelm RaabeMan soll nur Bücher lesen, von denen man in den großen Krisen des Lebens keinen Ekel empfindet.
Wilhelm RaabeTrotz aller Lehren, trotz aller Schulen steht der Mensch doch allein seinem Schicksal gegenüber, und er allein hat mit seiner Persönlichkeit Antwort zu geben.
Wilhelm RaabeWie viele Menschen gehen auf Erden, die nichts von sich wissen, und denen es erst die anderen sagen müssen, was sie sind.
Wilhelm RaabeKein Geschlecht der Menschen reicht weit genug in die kommenden Geschlechter, daß es seine Ideale, die dann selten noch die ganzen Ideale sind, erfüllt sähe.
Wilhelm RaabeWie viele treue und besorgte Blicke aus lieben Augen gehen einem verloren, während man auf das Zwinkern, das Schielen und Blinzeln der Welt rundum nur zu genau achtet!
Wilhelm RaabeDeshalb fehlen wir, weil wir über des Lebens Einzelheiten alle uns den Kopf zerbrechen, um das Ganze aber niemand sich kümmert.
Wilhelm RaabeUnpersönlichkeit des Dichters: Das Kindergefühl behalten: Ich bin alles zusammen! Objektivität und Subjektivität.
Wilhelm RaabeHalte den Hut fest! Es wird mehr als einer seine Kraft daran setzen, ihn dir vom Kopfe zu pusten.
Wilhelm RaabeDie Menschen leben in der Illusion, daß jeder das, was er tut, für sich tut; und das ist der größte der Urirrtümer der Individuen.
Wilhelm RaabeWas ist die nichtige dumme Phrase: Mein Haus ist meine Burg! gegen die so sehr unpolitische, so selten ausgesprochene, und doch so tief und fest, ja manchmal mit der Angst der Verzweiflung im Herzen festgehaltene Überzeugung: Mein Luftschloß ist mein Haus!?
Wilhelm RaabeWird nicht fast alles Große mit gefesselter Faust gewonnen? Gebraucht sie lieber fest als Faust.
Wilhelm RaabeSprichwörter sind ein öffentlicher Unterstützungsverein für Leute ohne eigene Gedanken.
Wilhelm RaabeDas schönste Gefühl auf dieser Erde: nicht mehr nötig zu sein. Nicht mehr gebraucht zu werden. Macht damit, was ihr wollt.
Wilhelm RaabeUnd wenn der Tod kommt, meinen sie doch immer wieder, das sei das Neueste und noch nicht dagewesen.
Wilhelm Raabe