Wilhelm Raabe Zitate
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Es gibt nur zwei Sorten Leute. Die eine meint, sie stehe am Anfang aller Dinge, und die andere ist vom Gegenteil fest überzeugt. Ich gehöre zu den letzten.
Wilhelm RaabeEs ist eine Glocke, die klingt über alle Schellen; wer in der rechten Weise still sein kann, der wird sie wohl vernehmen.
Wilhelm RaabeEs ist gar kein übler Monat, dieser Februar, man muß ihn nur zu nehmen wissen.
Wilhelm RaabeDas Genie macht die Fußstapfen, und das nachfolgende Talent tritt in dieselben hinein, tritt sie aber schief.
Wilhelm RaabeEin Kunststück geht an den Menschen vorüber, und an einem Kunststück gehen die Menschen vorüber.
Wilhelm RaabeSehnt sich das Erdenkind nach einem höheren, seligeren Glück, seiner weiteren, unbekannten Heimat, so nennt es sein Sehnen – Glaube -; sehnt es sich nach einem verlornen, irdischen Glück, so nennt es sein Sehnen – Heimweh! –
Wilhelm RaabeEs ist manchmal dem Menschen nichts dienlicher, als daß er mal so recht vollständig umgekehrt wird! Wenn das Allinnerste nach außen kommt, dann erfährt er erst, was eigentlich alles in ihm gesteckt hat und was ihm nur angeflogen war.
Wilhelm RaabeFlüchtig sind des Menschen Auffassungen und Begriffe: was heute er so nennt wie gestern, ist heute nicht mehr das, was er gestern darunter verstand.
Wilhelm RaabeEin Licht geht von der Mutter aus, das von keiner Dunkelheit und noch viel weniger von einem anderen Licht in der Welt überwältigt werden kann.
Wilhelm RaabeEs ist Heldentum in großen Drangsalen, sich von den Schrecknissen und Molesten der Gegenwärtigkeit freizumachen und zu tun, als ob sie nicht wären.
Wilhelm RaabeEs kommt immer ganz anders! Das ist ein wahres Wort und im Grunde zugleich auch der beste Trost, der dem Menschen in seinem Erdenleben auf den Weg gegeben worden ist.
Wilhelm RaabeDie Massen in Bewegung zu setzen braucht’s nur der Phrase eines Dummkopfs. Wie lange Zeit braucht der kluge Mann, um nur einen einzigen zu seiner Meinung zu bekehren!
Wilhelm RaabeWas ihr euch Liebes noch in der Welt sagen und tun könnt, das sagt und tut rasch, morgen ist es vielleicht schon zu spät dazu.
Wilhelm RaabeWenn in der bösen Welt der Krieg die Menschen voneinanderreißt, bringt er sie doch auch wieder zueinander.
Wilhelm RaabeGenial ist das, was die arme, gequälte Menschenseele ans Licht bringt, sonst nichts.
Wilhelm RaabeNaturalismus: Die wundervollste Photographie ist nichts gegen das Bild eines wirklichen Künstlers.
Wilhelm RaabeEs sind zwei Sorten von Leuten. Die einen kümmern sich um die Adiaphora des Lebens, je älter sie werden, desto mehr; die anderen desto weniger. Einige gar nicht; und diese haben das Erdendasein glücklich überwunden.
Wilhelm RaabeJe mehr ihm das Leben entglitt, desto mehr wurde er Dichter.
Wilhelm RaabeDie Klugen haben wahrhaftig lange nicht so viel Behaglichkeit in die Welt gebracht und so viele Glückliche drin gemacht, wie die Einfältigen.
Wilhelm RaabeFurcht ist nichts weiter als eine etwas prägnanter hervortretende Form der Äußerung des Eigennutzes.
Wilhelm RaabeErkenntnis macht frei, Bildung fesselt, Halbbildung stürzt in Sklaverei.
Wilhelm RaabeDies schwächliche Geschlecht! Kommt eben erst aus der Mauser hervor, und nun wollen die Schwingen schon nicht mehr weiterwachsen.
Wilhelm RaabeIhr sollt in meinem Denken und Reden, Tun und Lassen nicht den und den, dessen Bild ihr gerade vor Augen habt, gelten lassen; sondern mich – mich selber.
Wilhelm RaabeWird nicht fast alles Große mit gefesselter Faust gewonnen? Was wollen wir Kleinen uns kümmern, wenn es den Großen so geht? Für uns nicht weniger als für sie gilt das Wort: Auch in Ketten vorwärts! Auch in Ketten vorwärts!
Wilhelm RaabeDie Leute, welche die Gesichter schneiden, wechseln; jedoch die Gesichter bleiben.
Wilhelm RaabeDie wahre, lautere Quelle jeder Tugend, jeder wahren Aufopferung ist die traurig-süße Vergangenheit mit ihren erloschenen Bildern, mit ihren ganz oder halb verklungenen Taten und Träumen.
Wilhelm RaabeDer Mensch lebt von seinen Illusionen.
Wilhelm RaabeDas französische Gewissen sitzt in Paris, das englische in London, aber das deutsche noch lange nicht in Berlin.
Wilhelm RaabeSich selbst will das deutsche Volk nie.
Wilhelm RaabeDes Menschen Dasein auf der Erde baut sich immer von neuem auf, doch nicht von dem äußersten Umkreis her, sondern stes nur aus der Mitte.
Wilhelm RaabeDa ist eine Redensart: Es war einmal in der Zeit, da die Leute noch dumm waren usw. Die Redensart ist dumm und sollte lauten: Da die Leute noch nicht so dumm waren wie heute.
Wilhelm RaabeAn dem Meineid scheitert alle Philosophie. Es wird da etwas zum Zeugen aufgerufen, daß man nicht lügt, wie sonst den Tag über und das Leben durch.
Wilhelm RaabeDas menschliche Leben ist trotz aller guten Dinge ein Jammertal!
Wilhelm RaabeMan muß sein Brot mit dem Messer schneiden, das einem das Schicksal, ob stumpf oder scharf, dazu in die Hand gibt.
Wilhelm RaabeWieviel ruhiger lebten wir in der Welt, wenn wir uns nicht immer aus unserem Schicksal unsere Reue und unsere Gewissensbisse zurechtschnitten, stets in dem Gefühl, uns selber nie das Geringste vergeben zu dürfen.
Wilhelm RaabeDas Deutsche Reich ist mit der ersten Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth gegründet worden.
Wilhelm RaabeAlles was Kunst, Literatur usw. usw. durch die Jahrtausende geliefert hat, das „Caput mortuum“* der Menschheit. (*lateinisch: Totenkopf)
Wilhelm RaabePlein-air-Schriftsteller, die die Welt in das Licht heben: Racine, Corneille, Molière, Shakespeare, Schiller, Goethe und die großen Griechen; aber nicht ihr Kellerluftschnapper, ihr Dunkelmaler, die ihr nur eine neue Tagessprache gefunden habt! O ihr Asthmatiker dr Kunst!
Wilhelm RaabeDas Zeichen eines klassischen Autors, daß er lebt trotz Verhunzungen durch Abschreiber und Drucker oder sonstige Verstümmelungen.
Wilhelm RaabeGott hat das Mittelmaß erschaffen als Elle für alles andere.
Wilhelm RaabeWieviel können die wirklichen Menschen auf dieser Erde durch ein Wort oder nur einen stummen Blick oder durch ein Achselzucken Gutes oder Böses ausrichten!
Wilhelm RaabeUnpersönlichkeit des Dichters: Das Kindergefühl behalten: Ich bin alles zusammen! Objektivität und Subjektivität.
Wilhelm RaabeWem dehnen sich nicht in der Erinnerung glückliche Kindheitstage zu Aeonen, während erfolgreichste Arbeitsjahre zu Augenblicken einschrumpfen.
Wilhelm RaabeJe freier man wird, desto mehr fügt man sich der Sitte.
Wilhelm RaabeEs kann nicht jeder die Welt mit den Augen eines belesenen Buchbinders ansehen.
Wilhelm RaabeGott ist nicht wählerisch in seinen Boten und Werkzeugen, und die irren sich, die da meinen, daß er die Welt mit spitzen Fingern anfasse und das Nämliche von ihnen verlange.
Wilhelm RaabeEs hat noch niemals auf der Erde ein Mensch vom anderen „was gewußt“.
Wilhelm RaabeDie Welt ist viel trivialer, oder, wenn du es auf deutsch willst, viel nichtsbedeutender, als sie sich einbildet.
Wilhelm RaabeWas ist’s eigentlich, was dir der Nebenmensch entgelten soll? Daß er nicht aus seiner Haut heraus kann. Steige erstmal aus deiner!
Wilhelm RaabeWas sie heute im Theater aufführen, sind die „Affären“ kranke Leute. Wie gesund war so ein Othello!
Wilhelm Raabe