Zitate von Giacomo Leopardi
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Ehrlichkeit kann dann dienlich sein, wenn sie kunstgerecht benutzt wird oder aber, wenn ihr wegen ihrer Seltenheit kein Glaube geschenkt wird.

Wie kannst du, Mensch, wofern du in Schwäche so versunken, nur Staub und Schatten bist, so stolz empfinden?

Es scheint widersinnig und ist doch völlig wahr: Da alles Wirkliche ein Nichts ist, gibt es nichts Wirkliches, nichts, was Bestand hat auf dieser Welt, als die Einbildungen.

Die Philosophie zermürbt und zerstört die Poesie, und die Poesie verdirbt oder beeinträchtigt die Philosophie.

Nichts beweist mehr Mangel an Lebensweisheit und Vernunft, als das Verlangen, das ganze Leben solle immer weise und vernunftgemäß sein.

Der vielleicht sicherste Weg, sich einen Namen zu verschaffen, ist der, mit Bestimmtheit und Ausdauer und auf möglichst viele verschiedene Arten der Welt zu versichern, dass man bereits einen Namen habe.

Die Blinden werden immer von den Sehenden geleitet werden, oder in die Grube fallen, und sicherlich ist keine Dienstbarkeit und keine Verknechtung schlimmer als die, welche den Verstand betrifft.

Um anderes, um Größeres hat sich die Natur zu kümmern, als darum, ob wir jauchzen oder wimmern.

Die Größe eines Menschen hängt allein davon ab, wie stark er von der Vernunft beherrscht wird. Der Geist aller wirklich Großen wird nicht von der Ratio geprägt, sondern von schönen Wahnvorstellungen (…) Man denke nur an die Unternehmungen Alexanders des Großen: Das alles ist schöner Wahn.

Der Mensch, welcher sich selbst nichts mehr wünscht und sich selbst nicht mehr liebt, taugt auch für andere nichts.

Das Menschengeschlecht pflegt gegenwärtige Dinge zu verachten und vergangene zu loben.

Die Einsamkeit tut fast, was die Jugend getan; oder verjüngt sicherlich den Geist, stärkt und befeuert die Phantasie…

Im Gespräch gibt es kein Vergnügen, das lebhaft oder von Dauer wäre, wenn es uns nicht erlaubt ist, von uns selbst zu reden oder von Dingen, die uns […] selbst angehen.

Man muß es als allgemeine Wahrheit annehmen, daß der Mensch, von kurzen Augenblicken abgesehen, niemals davon abläßt, ganz im geheimen, wenn er es auch vor anderen verbirgt, an gewisse Dinge zu glauben, weil der Glaube an sie zu seiner Seelenruhe nötig und ihm lebensnotwendig ist. […]

Das Alter ist der Übel höchstes; denn es beraubt den Menschen aller Genüsse, läßt ihm aber das Verlangen danach, und bringt alle Leiden mit sich.