Zitate von Gregor Brand
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Man sollte dazu beitragen, daß das Böse nicht nur ein Problem ist, sondern auch eins hat.

Ich habe auch dann sinnvoll gelebt, wenn ich als Hund wiedergeboren werde. Den Sinn des Lebens will ich mir weder von Tieren noch gar von Philosophen oder Theologen nehmen lassen.

Heidegger bezeichnete es als Urforderung allen Daseins, daß es sein eigenes Wesen behalte und rette. Aber das eigene Wesen kann man, solange man lebt, gar nicht verlieren. Es gibt kein Dasein, das ein anderes Wesen hat als sein eigenes.

Die Sterblichkeit des Papiers hat schon viele unsterbliche Gedanken mit in den Tod gerissen.

Wenn man seinen Kopf schon in den Sand steckt, sollte man dafür nicht den hart gewordenen einer Wand auswählen.

Ich fürchte, die Bezeichnung Aphoristiker ist guten Aphoristikern fast schon zu geschwätzig.

Will man in einer Gesellschaft, in der fast alles erlaubt ist, frei bleiben, muß man sich vieles verbieten.

Seinen Glauben kann sich niemand aussuchen, unter günstigen Umständen aber seine Religion.

Manchmal ist man so müde, daß man zwar keine neue Gedanken entwickeln, wohl aber schon vorgedachte noch übernehmen kann. Bisweilen scheint es, als seien ganze Kulturen in dieser Weise müde.

Man ist nicht schon dann krank, wenn man nicht weiß, ob man gesund ist. Denn dann wäre jeder krank, womit die Unterscheidung zur Gesundheit ihren Sinn verlieren würde. Niemand weiß wirklich, ob nicht in ihm eine verborgene Krankheit am Werk ist: Man kann sich also nur gesund glauben.

Gott hat…, Gott ist… Es gefällt mir nicht, so über Gott zu schreiben, als kenne ich ihn, aber wenn ich anders schreiben würde, würde ich fälschlicherweise so tun, als kenne ich ihn nicht.

Wie viele Unbekannte gibt es, deren intellektuelle Begabung verborgen ist wie die Qualität eines sehr guten Weines in einer Flasche ohne Etikett?

Es ist ein prä- und posthistorisches Vorurteil, dass ein Gott nur dann existiert, wenn er hilft.

Werden wir Gott dereinst einen Ehrenplatz im Museum der nicht mehr angebeteten Götter und Göttinnen zukommen lassen?

In den meisten Sprachen der Welt müsste der jeweilige Ausdruck für Ehre blut- und feuerrot geschrieben werden.

Wann wird die Menschheit vernünftig? Kurz vor Mitternacht – des Sankt Nimmerleinstages.

Reich des Geistes. Der Punkt, bei dem vielen Deutschen der Geist reicht, ist nicht weit entfernt von dem, den sie „geistreich“ nennen.

Viele würden ihre Traurigkeit gern von Bord werfen – wenn es bloß noch ein Schiff gäbe, auf dem sie sich befinden.

Die Deutschen sollten nicht so bescheiden sein, eine bestimmte Form der Sexualität „französisch“ zu nennen oder eine andere „griechisch“. Schon die Germanen verkehrten doch, da bin ich mir sicher, französisch und griechisch, auch wenn sie es vermutlich „wendisch“ und „gallisch“ nannten.

Seher sind meist keine scharfen Beobachter – auch wenn sie ausnahmsweise nicht blind sind.

Um berühmt zu werden, muss man heutzutage nicht mehr aus der Reihe tanzen – meistens genügt es schon, aus der Reihe zu torkeln.

Spaßgesellschaften sind weder von noch für Genies gemacht worden – vielleicht, weil diese die Welt in gewisser Weise sowieso für einen Witz halten.

Für angehende Eltern: Lachen und Wachen gehören nicht weniger zur frühen Kindheit als Weinen und Schlafen.

Die Atheisten, die Wotan und Zeus leugnen – wieso sind sie anders zu beurteilen als die Atheisten, die Jahwe leugnen?

Seit mehr als zweitausend Jahren hallt der Pla-Ton durch die Geschichte des Denkens. Von denen, die ihn gehört haben, empfinden ihn manche als Musik, andere jedoch als Krach.

Steigende Streitlust. Schon bei kleinen Kindern ist es so: Wenn die Konzentrationsfähigkeit abnimmt und die Müdigkeit zu, dann wachsen die Streitereien. Warum sollte es in müden Gesellschaften nicht ähnlich sein?

In Raymond Fanchers biographisch orientiertem Werk zur Geschichte der Intelligenzforschung schreibt er über den nach Amerika ausgewanderten Psychologiepionier Hugo Münsterberg: „He had brought from his native Germany a keen elitism and regard for the work of experts.“