Zitate von Gregor Brand
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Wenn Blumen das Lächeln der Pflanzen sind, wie der brillante Dithmarscher Dichter, Dramatiker und Denker Friedrich Hebbel meinte, sind dann nicht Unkräuter ihr Grinsen?
Der Mensch als Mittelpunkt. Manche von denen, die bestreiten, daß der Mensch Mittelpunkt der Welt ist, sehen ihn ihm den Mittelfleck.
Wer schreibt, behält Recht. Wer zuletzt schreibt, wird zuletzt Recht behalten. Es ist schön, Recht zu haben und zu behalten – selbst wenn nur noch Analphabeten folgen.
Christian Morgensterns Satz „Im Sohn will die Mutter Mann werden“ bedarf, wenn man ihn überhaupt ernst nehmen will, der konsequenten Ergänzung: „In der Tochter will der Vater Frau werden.“
Der berühmte schmittsche Satz: „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet“, entspricht einer Erkenntnis wie: „Verheiratet ist, wer seine Frau des Ehebruchs bezichtigt.“
Der Infinitiv ist die Wildform eines Verbs: Er eignet sich nicht recht als Nutztier des Denkens.
Alles, was wir uns ernsthaft in unserem Leben vornehmen, gelingt. Aber was nehmen wir uns schon ernsthaft vor?
Zuviel Wahrheit betäubt uns, meinte Pascal. Er glaubte, den Grund der Betäubung in der Wahrheit gefunden zu haben, aber es ist nur das Zuviel, das uns betäubt. Alles, was zuviel ist, betäubt – ob mit oder ohne Wahrheit.
Wenn jemand mit Tatsachen Missbrauch betreibt, muss man den Missbrauch bekämpfen, aber nicht die Tatsachen verschweigen.
Man sollte denen nicht glauben, die uns weismachen wollen, ein gutes Gewissen sei ein schlechtes Gewissen.
Wenn ein Vogel von einem Zweig Schnee schüttelt, bewegt er zwar auch den Kosmos, aber vor allem sich selbst.
Diejenigen, die die Gleichheit der Menschen hervorheben, sind immer auch solche, für die Intelligenz nicht zu den wichtigsten menschlichen Eigenschaften gehört.
Vernünftige Menschen sind für das Gedeihen der Menschheit wichtiger als religiöse. Allerdings sind die religiösen Menschen gar nicht so selten auch die vernünftigeren.
Meinungen muß man auch dann schon wechseln müssen, wenn man sie erst wenige Minuten getragen hat.
Adorno: „Ein Deutscher ist ein Mensch, der keine Lüge aussprechen kann, ohne sie selbst zu glauben.“ War Adorno nicht auch ein Deutscher?
Sehr dumme und sehr intelligente Menschen sind sich wechselseitig ein Sicherheitsrisiko.
Es gibt viele, die dem mündigen Bürger gern die Zähne ziehen wollen, um dann zu sagen, nun könne er freier reden.
Von jedem deutschen Philosophen sollte man erwarten, daß er ein Denkweiser ist und nicht nur eine Denkweise hat.
Es ist schön, sich Gedanken nicht nur zu machen, sondern sie sich – wie ein gutes Essen – zuzubereiten.
Wer behauptet, Liebe zu eigenen Kindern stehe der Liebe zu Gott entgegen, der lästert Gott auf eine kaum steigerbare Weise.
Je schwerer und bedeutungsvoller ein Gedanke ist, desto schmerzlicher kann man von ihm verletzt werden. Aber auch die leichtesten Gedanken können uns anrempeln und umstoßen. Und wenn wir Pech haben, verletzen wir uns auch dabei schwer.
Zu den schönsten Formen von Frauenliteratur gehören die Aufzeichnungen der Wehenschreiber.
Kopflast. Gerade die gewichtigsten Gehirne beklagen sich am seltensten über Kopflastigkeit.
Gute Aphoristiker können als solche so wenig populär werden wie hervorragende Mathematiker, Botaniker oder Geologen.
Man sollte sich moralisch nichts darauf einbilden, wenn man beim Schreiben des Wortes „rassistisch“ ins Stocken kommt.
Dass wilde Tiere frei sind, bedeutet nicht, dass Menschen wild werden müssen, um frei zu sein.
Menschen, die die Kompliziertheit unserer Welt beklagen, muß man vielleicht daran erinnern, daß Gott auch noch ganz anders gekonnt hätte.
Er ist von Wollüsten zernagt worden… – Wie poetisch sich das anhört im Vergleich zu: Er litt an hormonellen Störungen.