Wer zum Zölibat berufen ist, sündigt – wenn er heiratet. Wer zum Alkohol berufen ist, sündigt, wenn er nüchtern bleibt.

Die baltischen Völker sind fast 1000 Jahre kürzer christlich als Italiener und Griechen, aber keinen Tag weniger europäisch.

Wer an ein Leben nach dem Tod glaubt – hält der nicht die Toten für Schauspieler?

Mit der Realität immer in Kontakt zu bleiben, ist vielleicht schwieriger, als mit Außerirdischen in Kontakt zu kommen.

Unintelligente Menschen erkennt man daran, daß sie das Besondere übersehen – vom Allgemeinen ganz zu schweigen.

Je schneller jemand lesen kann, desto gründlicher kann er, erstaunlicherweise, meist auch denken.

Wenn ich wüßte, ich müßte, ehe mir ein kluger Gedanke einfällt, fünf Kilometer gehen – wie weit würde ich in meinem Leben gehen?

Ich lebe im ersten Jahrhundert – nach meiner Geburt. Begänne die Zeitrechnung mit meinem Tod, so lebte ich jetzt noch in der Vorzeit.

Nur Lebende glauben, sie würden zu jung sterben.

Der Gallierfürst Vercingetorix war ein grausamer Folterer – wenn man seinem Erzfeind Caesar glauben kann. Aber Eroberern ist nicht zu trauen – was nicht ausschließt, dass sie doch die Wahrheit sagen.

Auch eine geschächtete Wahrheit macht die Lüge nicht koscher.

Bauerntum, Deutschtum, Germanentum – dergleichen klingt altertümlich und reaktionär. Der Irrtum aber bleibt forever young.

Das Sein hat auf vieles Wert gelegt.

Reichtum des Geistes – läßt er sich an die Armen im Geiste überhaupt weitergeben? Am wirkungsvollsten wird Geistreichtum auf biologischem Weg, durch Zeugung und Geburt, fortgepflanzt.

Was ihr Weltkultur nennt, ist nichts anderes als eure provinzielle Erdkultur, sagte mit erstaunlicher Freundlichkeit die Gestalt von dem Planeten Dulong.

Inquisitoren: Synonym für Inquisinarren und Inquisispinner.

Wer Unmögliches nicht erreicht, muß sich nicht grämen: Er hat nach Unmöglichem gestrebt.

Schopenhauers Gefühle gegenüber Sklavenhaltern sind dieselben wie diejenigen Thoreaus: Er verachtet sie. Schopenhauer war auch als unverheirateter Einzelgänger Thoreau ähnlich.

Mystisch oder mystig: Welten liegen, wie zwischen allen Worten, dazwischen.

Die Kleinköpfigen zerstören die Welt im Kleinen, die Großköpfigen im Großen.

Millionen würden eher auf die Sonne als auf Alkohol verzichten.

Die Welt wird nicht schon dadurch weiser, dass Weisheit cooler wird.

Ständig zu neuen Dummheiten fähig zu sein, wird allzu häufig für Einfallsreichtum gehalten.

Wie viele atheistische Babys hat man schon aus Versehen – oder gar mit Absicht! – getauft?

Derjenige ist tot, der sich im Grab nicht mehr umdrehen will.

Es gibt Aphoristiker der Faust und Aphoristiker der Stirn.

Es gibt keinen Beruf, den Gott nicht ausübt.

Manche intelligenten Menschen halten sich mehr an Vorbücher als an Vorbilder. Aber ohne Vorbücher kann man leben, ohne Vorbilder dagegen nicht.

Wenn nur Schönheit Wahrheit ist, dann ist die Welt unter ihrer Oberfläche: Lüge. Doch darunter wieder: sensationell schön.

Menschen gibt es nur so lange, wie Menschen glauben, daß es Menschen gibt. Der Mensch lebt von seiner eigenen Definition.

Wer nicht differenzieren kann, verdient keinen Glauben, wenn er vorgibt, das Ganze im Blick zu haben.

Für die folgenreichste Art von Literatur halten sich immer noch die Gesetzbücher.

Immer – dieses Wort wollte er zuerst schreiben. Dann verbesserte er sich zu einem Manchmal. Und endete bald darauf beim Niemals. Der Weg vom Immer zum Niemals ist immer sehr kurz.

Nicht immer geht die Vernunft baden, wenn die Buchstaben anfangen zu verschwimmen.

Das neutrale Publikum steht angeblich immer dem vermeintlich Schwächeren bei. Also gibt es kein neutrales Publikum.

Wer keine Kinder will, will den Tod seiner Gene.

Uhren sind und bleiben die schärfsten Kriticker der Zeit.

Die Gegenwart, der wenig einfällt, lässt der Zukunft immerhin die Chance der Originalität.

Gab es eigentlich in den völkischsten deutschen Zeiten Erzdeutsche, die keine Romane schreiben wollen, sondern Germane, keine Lyrik, sondern Lurenien? Es gab sie, aber glücklicherweise hat nicht alles, was ehern ist, lange Bestand.

Nur die besten Kritiker leben vom Blut ihrer Opfer, die anderen nehmen mit anderen Körperprodukten vorlieb.

Heutzutage sind viele Abiturientinnen sexuell erfahrener als ihre Großmütter bei der Goldenen Hochzeit. Macht das jene jünger oder älter?

Egal, wie es sich bei anderen verhält: Das Papier, auf dem ich schreibe, ist nie geduldig.

Manchmal scheint so wenig zu geschehen, daß man sich fragen muß, ob die Tu-Wörter gestorben sind.

Voyeurismus ist wahrscheinlich nicht die langweiligste Weltanschauung.

Wo mehr als zwei Schafe versammelt sind, da ist ein schwarzes dabei.

Bei jeder Geburt tritt wieder ein Mensch die Flucht nach vorne an.

Wenn das Nichts Wirkungen hervorruft, dann ist es nicht nichts.

Im Wein ist Wahrheit – darum gehört das Moseltal zu den wahrsten Landschaften der Erde.

Senoirenklugheit ist weit weniger attraktiv als Altklugkeit.

Ein großer Teil der Menschheit würde das Fehlen von Schrift nicht wirklich vermissen.