Gregor Brand Zitate

Nur diejenigen verdienen langen Nachruhm, die schon zu ihren Lebzeiten wissen, wie eitel das Streben danach ist.

Würde die Erkenntnis wirklich auf einem Baum wachsen, so gäbe es den größten Streit darum, ob es nicht besser wäre, den Baum zu fällen, bevor er Früchte trägt.

Militarist ist, wem Gefallene gefallen.

Es ist durchaus ein Fortschritt, wenn Soldaten das Wort Zivilcourage nicht mehr mit einem Ausdruck der Verachtung aussprechen.

Wer jemanden ohne Hoffnung liebt, der liebt vor allem sein Lieben.

Die Lust ist die Mutter des Wünschens und damit eine der Großmütter des Denkens.

Auf unentdeckten Wörtern leben mehr unbekannte Wesen als auf unentdeckten Planeten.

Spätestens nach dem Tod brauchen wir für unser Leben ein Alibi.

Vorurteile leben von verbrauchter Luft.

Mißlungene Schlagzeiten prügeln uns doppelt.

Klarheit. Gibt es Gedanken und Überlegungen, die derart klar sind, daß man sie gerade deswegen als solche gar nicht wahrnimmt? Gedanken, deren Existenznachweis erst durch sehr kluge Menschen erbracht werden muß?

Luftschlösser werden viel häufiger gebaut als Lufthütten. Wer gerne Luftschlösser baut, sieht nicht auf die Kosten.

Einige werden, so heißt es, mit einer einzigen neuen Idee Millionär. Gewisser ist, daß viele mit hundert neuen Ideen arm bleiben.

In jedem Alter denkt die Natur über einen Menschen anders. Das sieht man ihr genau an.

Ob es Gott wirklich gefällt, daß ihn so viele Menschen duzen?

Es ist keine Schande, in mutiger Ängstlichkeit zu leben.

Wer Aphorismen noch nicht zu schätzen weiß, der sollte zunächst Dissertationen lesen.

Wer einen schlauen Satz an den andern reiht, von dem wird man nachher nur wissen: Er war schlau. Mit großen Dummheiten, die man nicht nur sagt, sondern auch begeht, bleibt man länger im Gedächtnis der Menschheit. Große Dummheiten unterhalten besser.

Kein Gedanke bleibt unvergänglicher als der, dass alles vergänglich ist.

Es ist immer noch besser, mit Lateinkenntnissen Bildung vorzutäuschen, als sie ohne Latein nicht zu haben.

Im Verlauf der Geschichte waren sich denkende Menschen nicht immer einig darüber, ob man am Schlüsselloch der Welt mehr mit dem Auge oder mit dem Ohr erfährt.

Mit dem Messer der Gegenwart versucht man immer vergeblich, die Vergangenheit anzuschneiden. Die Vergangenheit ist unverwundbar. Man kann dabei nur die Gegenwart oder die Zukunft zum Bluten bringen.

Dichter und Denker können die Welt verändern, aber nicht ändern.

Der Sündenbock wäre kein Bock, wenn er nicht allzu gerne neue zeugen wollte.

Und die Ungerechtigkeit nahm wieder ihren Gewehrlauf.

Man kann nur das totschweigen, was lebt. Das Hinterhältigste, was man über Totgeschwiegenes sagen kann, ist: es lebe gar nicht.

Die Dummheit feiert jeden Tag Geburtstag.

Früher glaubten manche, den Wert des Christentums schon mit dem Nachweis erhöhen zu können, daß es keine jüdische Sekte sei. Heute würden sich viele Christen freuen, wenn sie sicher sein könnten, daß sie auch eine Art Juden sind.

Schlechte Aussichten. Das 21. Jahrhundert leidet schon jetzt an zu hohem Blutdruck.

Die Natur kann auch in Fraktur schreiben.

Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, ist auch dann schmerzhaft und unsinnig, wenn man ein Kopftuch trägt.

Wenn ich noch zehn sehr schöne lispelnde Frauen mehr kennenlerne, werde ich klare Aussprache wahrscheinlich unattraktiv finden.

Wenn Jahwe seine Vaterschaft bezüglich Jesu bestreitet, wie soll man sie ihm nachweisen? Und wenn er sie nicht bestreitet,so steht sie dennoch nicht fest.

Auch in Hauptstädten dreht sich das Meiste um tiefer gelegene Körperteile.

Die Religionen wären reiner, wenn sie seltener Blutbäder genommen hätten.

Eine Kultur, in der Alkohol verboten ist, hat es ebenso schwer, geistreich zu sein wie eine Kultur, in der Alkohol eine zu große Rolle spielt.

Bei manchen Politikern wäre es besser, wenn nicht sie sich Ziele setzen würden, sondern wenn ihre Ziele sich erst einmal setzen würden.

Gedichte und Aphorismen sind immer auch Mutproben der Verbalen Intelligenz.

Die Supermetapher: der Mensch.

Philosophen ohne Kinder sind so unvollkommen wie Eltern ohne Philosophie.

Friedrich Hebbel schrieb, bei den grossen Schriftstellern habe jeder Satz ein Menschengesicht. Wahrscheinlich verbot ihm nur sein Taktgefühl festzustellen, dass ansonsten viele Sätze ganz andere menschliche Körperteile repräsentieren.

Es sollte dem Licht ein Trost sein, daß die Schatten es nicht überleben werden.

Die Zulassung der Priesterehe durch Luther hat viele vormals uneheliche Kinder ehelich und ehrlich gemacht, wenn ihr priesterlicher Vater nun heiratete. In der katholischen Kirche dagegen mussten Priesterkinder die Schande bleiben, die sie niemals waren.

Je mehr man schreibt, desto größer ist die Gefahr, daß man posthum mit Dünndruck vorlieb nehmen muß.

Oft ist es das Beste, erst einmal das Bekämpfen zu bekämpfen.

Es gibt Kulturen, in denen hält man ein dauerhaft zölibatäres Leben für eine Art sexuellen Mißbrauchs.

Vergänglichkeit ist nur deswegen der Rede wert, weil gerade auch sie vergänglich ist.

Der Mensch ist das einzige Wesen, das mit sich selbst fremdgeht.

Obdachlose Gedanken leben gern in den geräumigsten Gehirnen.

Ein Philosoph, der sich in allem sicher ist, ist sicher kein Philosoph.