Zitate von Honoré de Balzac
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Die jungen Männer lieben es fast alle, an ihre Zukunft den messenden Zirkel zu legen; entspricht ihre Willenskraft der Größe des Winkels, den sie öffnen, so gehört die Welt ihnen.
Der ständige Kontakt zwischen Eltern und Kindern ist nicht weniger gefährlich als der zwischen Ehegatten.
Junge Leute sind unnachsichtig, weil sie vom Leben und seinen Schwierigkeiten nichts wissen.
Wir werden durch das Buch vielleicht sicherer und länger herrschen als durch das Schwert.
Ein Ehemann darf sich in Gegenwart eines Dritten gegen seine Frau niemals ein feindseliges Wort erlauben.
Die Linie ist nur das Mittel, durch das der Mensch sich über die Wirkung des Lichts auf die Dinge Rechenschaft ablegt; aber in der Natur gibt es keine Linien, da ist alles voll.
Jeder große Geldbesitz, dessen Herkunft man nicht kennt, entstammt einem geheimen Verbrechen, das nur geschickt verborgen gehalten wurde.
Das Unglück vereinsamt nicht nur, es bringt auch die kleinlichen Vorurteile der Gesellschaft zum Schweigen.
Die Liebe ist der einzige Weg, auf dem selbst die Dummen zu einer gewissen Größe gelangen.
Gesetze sind Spinnweben, die die kleinen Fliegen fangen, aber die großen gehen durch sie hindurch.
Der Journalismus ist eine Hölle, ein Abgrund, in dem alle Lügen, aller Verrat, alle Ungerechtigkeit lauert; niemand bleibt rein, der ihn durchschreitet.
Der Überlegene spielt ein paar kleine Tugendszenen und befriedigt dabei unter dem Beifall des Partners alle seine Launen.
Es liegt in der Natur der Frauen, das Unmögliche am Möglichen zu beweisen und unangenehme Tatsachen durch angenehme Hoffnungen zu zerstreuen.
Denn der Haß wird immer größer, wie auch die Liebe mit jedem Tag größer wird, wenn man wirklich liebt.
Literarischen Erfolg kann man aber nur in der Abgeschlossenheit und durch beharrliche Arbeit erobern.
Von allen Waren dieser niedrigen Welt ist die Gerechtigkeit unbestritten die teuerste.
Die Tyrannei ruft zwei entgegengesetzte Wirkungen hervor, deren Symbole in zwei großen Gestalten des antiken Sklaventums fortbestehen: in Epiktet und Spartakus, dem Haß und dessen bösartigen Empfindungen einerseits, der Resignation und deren christlichen Liebesregungen andererseits.
In physischer Beziehung ist ein Mann länger Mann, als eine Frau Frau ist. – In moralischer Beziehung ist der Mann öfter und länger Mann, als die Frau Frau ist!
Der Mensch hat ein Grauen vor der Einsamkeit. Und von allen Einsamkeiten ist die moralische die schrecklichste.
Das Herz einer Frau von fünfundzwanzig Jahren ist sowenig noch das Herz eines achtzehnjährigen Mädchens, wie das Herz einer Frau von vierzig das einer Frau von dreißig ist. Im Leben der Frauen gibt es vier Altersstufen. Jedes Alter erschafft eine neue Frau.
Fühlen, lieben, leiden und sich erniedrigen wird immer der Inhalt des Lebens einer Frau sein.
In der Tierwelt ist das Weibchen immer von derselben Art wie das Männchen. Der Löwe lebt mit der Löwin. In der menschlichen Welt lebt der Löwe mit dem Lamm und die Tigerin mit dem Esel.
Selbst die engelhafteste Frau ist nicht wert, was sie kostet, selbst wenn man sie umsonst bekommen kann.
Die erste Voraussetzung der Rache ist die Kunst der Verstellung. Unverhohlener Haß ist ohnmächtig.
Haben nicht alle Ehemänner einigen Anlaß zu zittern, wenn sie daran denken, daß der Mensch von Natur ein Bedürfnis hat, Abwechslung in seine Kost zu bringen?
Aber alle diese Listen der Neuzeit sind nichts gegen den Geist des klassischen Altertums, gegen die unwiderstehlichen Nervenanfälle, den Waffentanz der Ehe!
Eifersüchtig sein bedeutet gleichzeitig: den Gipfel der Ichsucht, den Bankrott der Selbstachtung und die Erregung einer falschen Eitelkeit.
Der Staatshaushalt gleicht nicht einem Geldschrank, sondern einer Bewässerungsanlage: je mehr Wasser sie aufnimmt, und wieder ausströmt, um so schöner gedeiht das bewässerte Land.
Es gibt eine Macht, die sogar der Migräne überlegen ist: 1. die klassische Nervosität 2. die romantische Nervosität