Zitate von Honoré de Balzac
page 13
Was Freundschaften unauflöslich macht und deren Reiz verdoppelt, ist ein Gefühl, das der Liebe fehlt: Die Sicherheit!
Von allen Strafen, die das Herz einer Frau treffen, ist die allgemeine Verachtung die schlimmste.
Die Jugend wagt nicht, sich im Spiegel des Gewissens zu betrachten, wenn sie eine unrechte Tat begeht, wohingegen das reife Alter sich mutig den Spiegel vorzuhalten weiß: das allein ist der große Unterschied zwischen diesen beiden Lebensphasen.
Einer der Vorzüge der guten Stadt Paris besteht darin, daß man hier geboren werden, leben und sterben kann, ohne daß sich jemand auch nur im mindesten darum kümmert.
Es scheint, daß der Haß gegen einen Feind ebenso hoch wächst, wie dieser sich über uns erhebt.
Einem Kind das Leben zu schenken, hieß ja die Hoffnungen der Selbstsucht, die Freuden des Ehrgeizes zu töten.
Männer widerstehen oft den schlagendsten Argumenten, und dann erliegen sie einem Augenaufschlag.
Es gibt Menschen, die Ihnen Ihre guten Ideen, Ihre glücklichen Erfindungen, Ihre Entdeckungen stehlen können: Das ist eine Art des Betrugs, die man sich am häufigsten erlaubt.
Was hat das Weib am liebsten? Was will das Weib? Alle die Dinge, die sonderlich mit der Liebe zu tun haben, und recht hat sie!
Man findet in den Höhen der Gesellschaft ebensoviel Schmutz wie in den Tiefen, nur ist er dort härter und vergoldet.
Kein Mann sollte heiraten, ehe er nicht Anatomie studiert und mindestens eine Frau seziert hat.
Eifersucht ist eine leichtgläubige, verdachtaufspürende Leidenschaft, diejenige, die von allen die meiste Phantasie beschäftigt; aber sie macht nicht geistvoll, im Gegenteil, sie vermindert den Scharfblick.
Eifersucht ist wie Salz: ein bißchen davon würzt den Braten, aber zuviel macht ihn völlig ungenießbar.
Im Morgenland wird der Mann so wenig von den Frauen seines Harems geliebt, wie in Frankreich der Ehemann sicher ist, der Vater seiner Kinder zu sein.
Mit dem Beruf geht es wie mit der Ehe, man merkt das Störende darin schließlich nicht mehr so.
Ein Mensch ohne Leidenschaft, ein vollkommen gerechter, ist ein Ungeheuer, ein Halbengel, dem noch keine Flügel gewachsen sind.
Es gibt zwei Arten von Furchtsamkeit: die Furchtsamkeit des Geistes und die Furchtsamkeit der Nerven; eine physische und eine moralische Furchsamkeit. Die eine ist von der anderen unabhängig. Der Körper kann Furcht haben und zittern, während der Geist ruhig und mutig bleibt, und umgekehrt.
Im Beginn ihres Daseins können selbst die stolzesten und tapfersten Charaktere nicht immer der Entmutigung entgehen.
Nein, die Frauen sind immer wahr, selbst in ihren größten Falschheiten, denn sie folgen stets einer natürlichen Gefühlsregung.
Gegenüber dem Gefühl wirkt die Vernunft stets kläglich; sie hat, wie alles Positive, ihre natürlichen Grenzen, während das andere unendlich ist.
Für die nun, welche mehr durch Gefühl als durch Interessen leben, für die, welche mehr Seele und Blut als Verstand und Lymphe besitzen, bedeutet eine wirkliche Liebe einen vollständigen Wandel ihres Daseins.
Frauen besitzen in hohem Grade die Fähigkeit, geheime Gedanken am Minenspiel der Gesichter abzulesen.
Alle großen Talente achten und begreifen wahre Leidenschaften; sie können sie sich erklären und fühlen sie in der eigenen Brust oder in ihrer Einbildungskraft wurzeln.
Durch ein unerklärliches Phänomen haben viele Leute Hoffnungen, ohne Glauben zu besitzen. Die Hoffnung stellt die Blüte des Wunsches dar, der Glaube ist die Frucht der Gewißheit.
„Ich kann nicht!“ Das ist das überzeugende Argument aller Schwachheit. „Ich will nicht!“ Das ist der letzte Beweisgrund, dem nichts mehr hinzuzufügen ist.
Es ist unmöglich, an die Politik zu rühren, ohne sich mit Moral zu beschäftigen, und die Moral ihrerseits hängt mit allen wissenschaftlichen Fragen zusammen. Ich habe den Eindruck, als seien wir am Vorabend eines großen Menschheitskampfes angelangt; die Kräfte sind da; nur sehe ich keinen Führer.
Der Ernst und die Ehrsamkeit sind allzu steifnackig. Sie vermögen sich nicht zu bücken, um durch jene Hintertürchen zu gelangen, die auf den Schleichwegen zu den lockenden Zielen führen.
Eine Waffe ist alles, womit man verwunden kann, und von diesem Standpunkt aus betrachtet sind die Gefühle vielleicht die grausamste Waffe, von der der Mensch Gebrauch machen kann, um seinesgleichen zu treffen.
Liebe mag für primitive Naturen ein körperliches Bedürfnis darstellen. Geistigen Menschen bedeutet sie das fesselndste Erlebnis der ganzen Schöpfung.