Zitate von Honoré de Balzac
page 12
Die richtigen Kaufleute betrachten einen Schriftsteller mit einem Gefühl, das aus Schreck, Mitleid und Neugier zusammengesetzt ist.
In den Augen Jeromes kehrten 15000 Franc alle Gesetze der Optik um, und er fand, daß Mariette einen schönen Wuchs habe.
Die Liebe geht in die männliche Seele durch die Augen ein, in die weibliche durch die Ohren. Und dann, die weibliche Seele, trunken von der Magie des Wortes, formt mit ihrer fruchtbaren Phantasie ideale Gestalten, flattert herum in Traumwelten, und lebt mit Einbildungen.
Das Unglück ist eine Art Talisman, dessen Zauberkraft darin besteht, unser ursprüngliches Wesen stärker herauszubilden: es mehrt in manchen Menschen Bosheit und Misstrauen, und es steigert das Wohlwollen derer, die ein gütiges Herz besitzen.
Wenn man die Entwicklungsgeschichte neuer Ideen verfolgt, so fehlt die Periode der Verhöhnung niemals.
In Paris hat man eine gewisse Art, einen Menschen zu erledigen, indem man ihm sagt: Er hat ein gutes Herz. Dieser Satz bedeutet ebensoviel wie: Der arme Junge ist dumm wie ein Rhinozeros.
Es gibt Empfindungen, die die Frauen erraten, so sorgfältig die Männer sie auch verbergen.
Eine Frau, die ihren Mann liebt, kennt sein Gesicht wie der Seemann das offene Meer.
Ein ehrenhafter Politiker wäre einer Dampfmaschine mit Gefühl vergleichbar oder einem Lotsen, der das Steuerruder hält und gleichzeitig eine Frau liebt: Das Schiff geht dabei unter.
Die Welt des Instinkts, die Welt der Abstraktion und die Welt der reinen Anschauung: das sind die drei Sphären der Welt der Ideen.
Die tugendhaftesten Frauen haben in sich ein gewisses Etwas, das niemals keusch ist!
Du nahmst für Liebe, daß ein junges Mädchen auf eigene Lebensbetätigung verzichtete, ein junges Mädchen, das auf das Glück wartete; das deinen Wünschen entgegenflog in der Hoffnung, du würdest auch den seinigen entgegenkommen.
Wir empfinden mehr Schmerz über einen Verrat, der uns um das Ergebnis unseres Talents bringt, als über einen unmittelbar drohenden Tod.
Dieses verhängnisvolle: „Wenn ich wollte…“ hat schon immer die Starrköpfe ins Unglück gestürzt.
Eine Frau, die ihren Körper nicht zum Sprungbrett macht, um den von ihr bevorzugten Mann zum Ziel zu verhelfen, ist eine herzlose, selbstsüchtige Frau.
Eine tugenhafte Frau hat im Herzen eine Fiber mehr oder weniger als die anderen. Sie ist entweder dumm oder erhaben.
Nur wenige Personen offenbaren gleich von Anfang an ihre Fehler. Im allgemeinen bemüht sich jeder um ein anziehendes Äußeres.
Es gibt Männer, die dümmer und auch wirklich häßlicher sind, als Gott sie gemacht haben würde.
Ist nicht übrigens die Gleichgültigkeit in Dingen Kleidung… das hervorstechende Merkmal der hohen Wissenschaft, der bis zur Tollheit betriebenen Kunst, des rastlos tätigen Denkens?
Dank der tiefen Verschwiegenheit, um die der Chevalier gebeten hatte, wußte jedermann von diesen Einzelheiten.
Eine Familie, die leiblich und geistig vereint ist, gehört zu den seltenen Ausnahmen.
Die Gesellschaft, die heutzutage alle ihre Kinder an denselben Tisch lädt, erweckt ihren Ehrgeiz schon im Morgen des Lebens. Sie nimmt der Jugend ihre Anmut und verdirbt die meisten ihrer edelmütigen Gefühle, da sie sie mit Berechnung vermengt.
O Migräne, Beschützerin der unerlaubten Liebesverhältnisse – Steuer, die jeder Ehemann bezahlen muß – Schild, auf dem alle Wünsche des Gatten sich zum Sterben ausstrecken müssen! O gewaltige Migräne!
Fast alle haben sich verheiratet, ohne von der Frau und von der Liebe auch nur die allergeringste Kenntnis zu besitzen.
Wenn der Triumph des Willens für große Männer ein berauschendes Vergnügen ist, so ist er bei beschränkten Geschöpfen das ganze Leben.
Die Eifersucht geistig hochstehender Menschen bewirkt einen edlen Wettstreit und ruft große Taten hervor.
Mangel an Geschmack ist eine der Sünden, die unfehlbar mit der Frömmelei verbunden sind.
Das Wesen wahrer Liebe läßt sich immer wieder mit der Kindheit vergleichen: Beide haben die Unüberlegtheit, die Unvorsichtigkeit, die Ausgelassenheit, das Lachen und das Weinen gemeinsam.
Emporkömmlinge sind wie die Affen, deren Geschicklichkeit sie besitzen: man sieht sie steigen, man bewundert ihre Gelenkigkeit, solange sie klettern, aber wenn sie zuoberst angelangt sind, gewahrt man nur noch ihre ekle Rückseite!
Wißt ihr, wie ihr eine Stunde vor eurem Erwachen aussaht, oder während der ersten Stunde eures Schlafes, als ihr weder Mensch noch Tier waret und unter der Herrschaft der Träume standet, die durch das hörnerne Tor kommen? Das ist ein Geheimnis zwischen eurer Frau und euch!
Der Kaffee kommt in den Magen, und alles gerät in Bewegung; die Ideen rücken an wie Bataillone der Grand Armeé auf einem Schlachtfeld.
Man muß die Eitelkeit denen überlassen, die sich durch nichts anderes hervortun können.