Zitate von Honoré de Balzac
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Wir lieben nicht unseresgleichen: Zwischen zwei Liebenden müssen Streitigkeiten auszugleichen, Entfernungen zu überbrücken sein.
Sie glauben, ein mit Vernunft begabtes Geschöpf geheiratet zu haben, Sie haben sich schwer getäuscht, mein Freund.
Oft gelangt das dümmste Wesen unter dem Einfluß der Leidenschaft zur höchsten Beredsamkeit, wenn nicht der Sprache, so doch des Geistes, und scheint sich in einer leuchtenden Sphäre zu bewegen.
Der menschliche Wille ist eine materielle Kraft, wie der Dampf, und in der moralischen Welt vermag dieser Kraft nichts zu widerstehen.
Für den Charakter der Franzosen kommt ein langsames Gelingen einem Fehlschlag gleich.
Eugenie befand sich noch an dem Ufer des Lebens, an dem die kindlichen Illusionen blühen, wo die Gänseblümchen mit Glücksgefühlen gepflückt werden, die man später nicht mehr kennt.
Freundschaften sind von Dauer, wenn jeder der beiden Freunde annimmt, er habe ein leichtes Übergewicht über den anderen.
Wie viele Orangs… Männer, wollte ich sagen, verheiraten sich, ohne zu wissen, was eine Frau ist.
Ein Brief ist eine Seele. Er ist ein so treues Abbild der geliebten Stimme, die spricht, daß empfindsame Seelen ihn zu den köstlichsten Schätzen der Liebe zählen.
Rechtschaffenheit ist eine seltene Tugend, und der Mensch, der sie im höchsten Maß zu besitzen glaubt, hat sie oft am wenigsten.
Ein Herz sein eigen nennen, alles sagen können in der Gewißheit, verstanden zu werden, ist das nicht Glück?
Das Wort hat nichts Absolutes: wir wirken mehr auf das Wort, als es auf uns wirkt; seine Kraft kommt aus den Vorstellungen, die wir erworben haben und nun hineinlegen.
Seinem Verliebten nachlaufen, ist ein Verstoß, den wenige Männer zu verzeihen wissen.
Im Allgemeinen verraten die verheirateten Leute die Kälte ihrer Gefühle mit derselben Naivität, womit sie ihre Liebe zur Schau trugen.
Die Freuden der Leidenschaft sind stürmisch und furchtbar und fordern den Preis entnervender Unruhen, welche die Kraft unserer Seelen brechen.
Die Leidenschaft ist ein Martyrium. Auf der einen Seite sucht man das Ideal und die Ewigkeit, auf der anderen erstrebt man durch die Liebe materielle Vorteile.
Im allgemeinen bilden alle Frauen einen Bund gegen einen der Tyrannei beschuldigten Ehemann; denn zwischen ihnen besteht ein geheimes Band, wie zwischen den Priestern ein und derselben Religion. Sie hassen sich untereinander, aber sie beschützen sich.
Ein Mann könnte, auch wenn er wollte, mit seiner Frau im Bett kein Gespräch führen: sie ist allzusehr im Vorteil gegen ihn und vermag ihn zu leicht zum Schweigen zu bringen.
Der Pariser wundert sich, wenn nicht überall alles so ist wie in Paris, und der Franzose, wie in Frankreich.
Wenn man das Vorhandensein der Scham leugnet, weil diese in Krisen verschwindet, in denen fast alle menschlichen Gefühle untergehen, so ist das dasselbe, wie wenn man behaupten wollte, es gäbe kein Leben, weil auf jedes Leben der Tod folgt.
Die Völker haben sich die Freiheit zum Ideal gesetzt; wo aber auf der ganzen Welt gibt es ein freies Volk?
Doch wenn des Menschen Tage erfüllt sind, soll er den Tod nicht mit einem bösen Gesicht empfangen.
Es gibt zweierlei Geschichte: die offizielle, verlogene Geschichte, die man lehrt, die Geschichte ad usum delphini, dann die geheime Geschichte, die die wirklichen Zusammenhänge der Geschehnisse berichtet, eine schmachvolle Geschichte.
Viel größer noch als die Genüsse der Sinnenlust sind die befriedigten Gefühle der Rachsucht.
Es ist ebenso absurd zu behaupten, ein Mann könne nicht ständig dieselbe Frau lieben, wie zu behaupten, ein Geiger brauche mehrere Geigen, um ein Musikstück zu spielen.
Spott ist die allmächtige Waffe des Teufels… Spott läßt ein tödlich wirkendes Gift in der Wunde zurück, die er mit Absicht schlug.
Die Kritik ist eine Bürste, die man bei leichten Stoffen nicht verwenden darf, weil sie da alles wegnähme.
Die Intrige weckt weniger gegensätzliche Leidenschaften als das Talent, ihre stummen Machenschaften wecken niemandes Aufmerksamkeit.
Geistige Qualen sind stärker als physische Schmerzen, im gleichen Maße, wie Seele und Körper voneinander getrennt sind.
Die beste Art seine Schulden zu tilgen: warten Sie, bis die Schuld verjährt ist. Diese Art der Bezahlung ist die einzige, die Sie Ihren Gläubigern jederzeit ohne Bedenken anbieten können.