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Gott kann das Tiefste ins Höchste verwandeln, den Hochmütigen erniedrigen und aus Dunkel Licht machen.
HorazTugend ist, das Laster zu fliehen, und Weisheit heißt zuerst, der Dummheit zu entbehren.
HorazNun heißt es trinken, nun mit dem Fuße frei stampfen die Erde!
HorazWir erbitten, so gern wir gewähren, die Nachsicht.
HorazDie Gunst des Großen wird nicht selten bloß dadurch verloren, daß man ihnen sich zu ähnlich stellt.
HorazDenen, die vieles verlangen, mangelt es an vielen.
HorazNichts hat das Leben ohne große Mühe den Sterblichen gewährt.
HorazSei du der Dinge Herr, nicht Knecht.
HorazDem Trockenen macht Gott alles schwerer.
HorazIhr Schicksal haben die Bücher.
HorazAus einem vollen Beutel ist gut Geld zählen. Suave est ex magno tollere acervo.
HorazDenn dich geht's an, wenn's beim Nachbarn brennt. Nam tua res agitur, paries cum proximus ardet.
HorazNur das Klima vertauscht, nicht den Sinn, wer über das Meer fährt.
HorazWie mit den Lachenden lacht, so weint mit den Weinenden gerne jegliches Menschengesicht.
HorazOft werden wir unter dem Scheine des Rechten getäuscht.
HorazWarum aus falscher Scham lieber irren als lernen?
HorazGlaube, daß jeder lichte Tag dein letzter ist. Omnem crede diem tibi diluxisse supremum.
HorazAuf alle harrt ein und dieselbe Nacht. Omnes una manet nox.
HorazSo geringfügig ist, was niederdrückt und erhebet den, der dürstet nach Lob.
HorazWer nicht von Wenigem zu leben versteht, wird zeitlebens ein Sklave bleiben.
HorazErfahrung macht bedenklich.
HorazIndes das Leben andern zwischen Hoffen und Wünschen, zwischen Furcht und Zorn entschlüpft, nimm du den Tag, der anbricht, für den letzten: So wird dir jede unverhoffte Stunde, die noch hinzu kommt, desto werter erscheinen.
HorazBedenke gut, was deine Kraft vermag und was über deine Fähigkeit hinausgeht.
HorazDie Furcht zu fehlen wird die reinste Quelle von Fehlern.
HorazDichtungen gleichen Gemälden.
HorazEntfloh'nes Wort kennt kein Zurück.
HorazDie kurze Lebenszeit verbietet eine lange Hoffnung zu beginnen.
HorazKein stets offenes Ohr hält fest das vertraute Geheimnis.
HorazReichtum kann Dummheit erdulden.
HorazWisse deine Laune zu beherrschen, denn wenn sie nicht gehorcht, befiehlt sie.
HorazLebenspendende Sonne, du kannst wohl nichts Größeres erblicken als die Stadt Rom.
HorazWas sich einer versagt, soviel mehr schenken ihm die Götter.
HorazDer Neider magert ab, wenn sein Nächster im Fett sitzt.
HorazGedichte von Wassertrinkern können nicht gefallen und lange leben.
HorazDie Tugend der Eltern ist eine kostbare Mitgift.
HorazVerwegen machende Armut trieb mich an, Verse zu schmieden.
HorazZwischen dem Werk, das du treibst, lies stets und befrage die Weisen, Wie du leichten Sinnes hinbringen mögest das Leben, Daß die Begierde dich nicht, die ewig bedürftige, quäle, Noch auch Furcht und Hoffnung auf wenig nützliche Dinge.
HorazEin Gastgeber ist wie ein Feldherr: Erst wenn etwas schiefgeht, zeigt sich sein Talent.
HorazGlücklich der Mensch, glücklich er allein, der das Heute ganz besitzen kann, der, in sich ruhend, sagen kann: Morgen sei es noch so schlimm, ich hab heut gelebt.
HorazVerzeihe selbst, wenn du Verzeihung brauchst.
HorazKleinen ist Kleines gemäß.
HorazIst dein Gefäß nicht rein, so würde Nektar zu Essig drein.
HorazIch lese meine Sachen nicht jedem vor, sondern nur meinen Freunden, und nur, wenn sie mich darum bitten, nicht überall, wie es viele Autoren tun, die ihre Werke so öffentlich wie möglich, manchmal sogar in der Badeanstalt, vortragen.
HorazWer ist ein Bied'rer? Wer an der Väter Beschluß, wer fest an Gesetz und Recht hält.
HorazEin Bogen trifft nicht immer, wohin er zielt.
HorazErhalte sorgsam, waltet die böse Zeit, dein Herz in Gleichmut.
HorazDas Leben gab den Sterblichen nichts ohne große Arbeit.
HorazWer unbemerkt sich in die Welt hinein und wieder hinaus geschlichen, hat nicht schlecht gelebt.
HorazHohen Beifall errang, wer Angenehmes mit dem Nützlichen verband.
HorazMußt nicht stets mit trübem Sinn nur an morgen denken; jeder Tag sei dir Gewinn, den die Götter schenken.
Horaz