Hugo von Hofmannsthal Zitate

Dem, was wir sehen wollen, hebt sich zu viel geistige Ungeduld entgegen.

Der übelste Stil entsteht, wenn man etwas nachahmt und gleichzeitig kundgeben will, daß man sich diesem Nachgeahmten überlegen fühle,

Der Mensch, ein sich Kreuzen von Wegen.

Ich meine, ganz unrecht hat ein Publikum ja nie.

Eine Flaumfeder kann einen Kieselstein rundschleifen, sofern sie von der Hand der Liebe geführt wird.

Nur Künstler und Kinder sehen das Leben wie es ist.

Wer im Verkehr mit Menschen die Manieren einhält, lebt von seinen Zinsen. Wer sich über sie hinwegsetzt, greift sein Kapital an.

Das Streben nach Vollkommenheit muß fromm machen.

Mittlere Geister - das sind die eigentlich sogenannten Geistreichen - bewegen die Zeitideen, ohne sie zu beherrschen.

Der mittelmäßige Mensch hält zu knapp nach dem richtigen Gedanken inne; daher die vielen Halbwahrheiten in der Welt.

Möglichst viel schweigen und dabei heiter bleiben.

Männer! Lieber Gott, wenn du wirklich wolltest, daß wir ihnen widerstehen sollten, warum hast du sie so verschieden geschaffen?

Die Umstände haben weniger Gewalt, uns glücklich oder unglücklich zu machen, als man denkt; aber die Vorwegnahme zukünftiger Umstände in der Phantasie eine ungeheure.

Namen Visp heißt ein schäumender Bach. Ein anderer Name ist Goethe. Dort kommt der Name vom Ding, hier schuf der Träger den Klang.

"Einen gelten lassen" und "an einen glauben" sind - Begriffe getrennter Sphären.

Allem höheren Denken immer lag das Wunder in der Gemeinschaft des Gegenwärtigen mit dem Vergangenen, im Fortleben der Toten in uns, dem einzig wir danken, daß die wechselnden Zeiten wahrhaft inhaltvoll sind.

Merkt auf, die Zeit ist sonderbar. Und sonderbare Kinder hat sie uns.

Man muß das Leben nicht schlechter machen, als es ist.

Durch Glauben wird leben erst zu Leben, auch in seinen zartesten Gliedern.

In Hinsicht auf den Begriff "Erfahrung, gibt es zwei unangenehme Sorten von Leuten: die, denen Erfahrung mangelt, und die, welche sich auf ihre Erfahrung zu viel zugute tun.

Das Wort ist mächtiger, als der es spricht.

Autorität über sich erkennen ist ein Zeichen höherer Menschlichkeit.

Jenseits der Zeitlarven suchen wir die großen Begriffe, an denen wir uns ein neues Selbst aufbauen.

Was wahrhaft in der Seele ist, das ist auch in den Händen.

Gedanken sind Äpfel am Baume, Für keinen Bestimmten bestimmt, Und doch gehören sie schließlich Dem einen, der sie nimmt.

Manche Worte gibt's, die treffen wie Keulen. Doch manche schluckst du wie Angeln und schwimmst weiter und weißt es noch nicht.

Ich finde die berühmten Männer odios, aber ihre Frauen noch ärger.

Wirklichkeit ist die fable convenue (als Tatsache geltende Theorie) der Philister.

Ein alter Mann ist wie ein offenes Grab, draus kriecht der Hauch des Todes über dich.

Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding.

Der Schmerz ist verschiedener Art, je nach dem Willen, ihn aufzunehmen. Es gibt ein Schmerzempfinden nach oben wie nach unten.

Die Freunde sind nicht viele noch wenige, sondern die hinreichende Zahl.

Wo ist dein Selbst zu finden? Immer in der tiefsten Bezauberung, die du erlitten hast.

Reifer werden heißt, schärfer trennen und inniger verbinden.

Mit den Gedanken ist es wie mit den Melodien, es gibt die kurzen, geringen - und die langen, schönen; die besten aber sind wie Kugelblitze und enthalten die Welt im ganzen.

Des Menschen Alter, von innen gesehen, ist ewige Jugend.

Inschrift Entzieh dich nicht dem einzigen Geschäfte! Vor dem dich schaudert, dieses ist das Deine: Nicht anders sagt das Leben was es meine, Und schnell verwirft das Chaos Deine Kräfte.

In jedem Menschen wohnt eine eigene Unschuld.

Das rechte Gespräch: keiner ringt nach Geltung, aber jeder kommt zur Geltung!

In jedem Anfang liegt die Ewigkeit.

Die Macht ist bei den Fröhlichen.

Wo ist eine Offenbarung des Höchsten? Ebendort, wo Wirklichkeit ist, antwortet die innere Stimme, die untrüglich ist.

Die ahnende Jugend weiß die Welt mit Kräften erfüllt; aber es kommt ihr nicht bei, welche Rolle in der Welt die Schwäche in ihren verschiedenen Formen spielt.

Im Lichte leben, das ist's!

Die Eingebungen der Selbstsucht sind nach innen zu und nach außen nicht zu verdolmetschen. Es sind Chiffren, für die es keinen gemeinsamen Schlüssel gibt.

Der moralische Sieg ist es, der sich am leichtesten zu Tode siegt.

Das Reisen ist auch solch ein Element, das sich jeder Definition entzieht. Wie schnell ist man weit vom gestrigen Tag...

Die Völker sprechen so verschiedene Sprachen, daß sie einander weder beleidigen noch genugtun können.

Ist der Dichter nicht ein Täter, den wir durchs Schlüsselloch belauschen?

Das Schöne, auch in der Kunst, ist ohne Scham nicht denkbar.