Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
page 51
Alles Poetische sollte rhythmisch behandelt werden! Das ist meine Überzeugung.
Wer will den alles gleich ergründen! Sobald der Schnee schmilzt, wird sich’s finden.
In bunten Bildern wenig Klarheit, Viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit, So wird der beste Trank gebraut, Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Tausende würden Christum als ihren Freund geliebt haben, wenn man ihn ihnen als einen Freund und nicht als einen murrischen Tyrannen vorgemalt hätte, der immer bereit ist, mit dem Donner zuzuschlagen, wo nicht höchste Vollkommenheit ist.
Die Axt erklingt, da blinkt schon jedes Beil, Die Eiche fällt, und jeder holzt sein Teil.
Die empirisch-sittliche Welt besteht größtenteils nur aus bösem Willen und Neid.
Sich in seiner Beschränktheit gefallen ist ein elender Zustand; in Gegenwart des Besten seine Beschränktheit fühlen, ist freilich ängstlich, aber diese Angst erhebt.
[Die französische Sprache:] Zu Reservationen, Halbheiten und Lügen ist es eine treffliche Sprache; sie ist eine perfide Sprache!
Der Begriff vom Entstehen ist uns ganz und gar versagt; daher wir, wenn wir etwas werden sehen, denken, daß es schon dagewesen sei. Deshalb das System der Einschachtelung uns begreiflich vorkommt.
Wer ist so gebildet, daß er nicht seine Vorzüge gegen andre manchmal auf eine grausame Weise geltend machte!
Ich habe mich so lange ums Allgemeine bemüht, bis ich einsehen lernte, was vorzügliche Menschen im Besonderen leisten.
Was wäre aus mir geworden, wenn ich nicht immer genötigt gewesen wäre, Respekt vor anderen zu haben.
Auch in der Ferne zeigt sich alles reiner, was in der Gegenwart uns nur verwirrt! Vielleicht wirst du erkennen, welche Liebe dich überall umgab, und welchen Wert die Treue wahrer Freunde hat, und wie die weite Welt die Nächsten nicht ersetzen kann.
Das Thermometer beschäftigt jedermann, und wenn er schmachtet oder friert, so scheint er in gewissem Sinne beruhigt, wenn er nur sein Leiden nach Raumur* oder Fahrenheit dem Grade nach aussprechen kann.
Aber das ist auch eben das Schwere, daß unsere bessere Natur sich kräftig durchhalte und den Dämonen nicht mehr Gewalt einräume als billig.
Jeden, dem du selber gibst, wirst du wie dich selber lieben. Reiche froh den Pfennig hin, häufe nicht ein Goldvermächtnis, eile freudig vorzuziehn Gegenwart vor dem Gedächtnis!
Der Charakter überhaupt äußert sich in der Fähigkeit zu wirken, gegenzuwirken und, was mehr ist, sich zu beschränken, zu dulden, zu ertragen.
Sie sitzen schon, mit hohen Augenbraunen Gelassen da und möchten gern erstaunen.
Gar herrlich ist ein junges Gemüt, drin alles zuckt und sprudelt und sprüht, viel herrlicher ein gereifter Mann, der mit der Jugend jung sein kann.
Hebt mich das Glück, so bin ich froh und sind in ‚dulci jubilo‘, senkt sich das Rad und quetscht mich nieder, so denk ich, nun, es hebt sich wieder.
Alle Gesetze sind Versuche, sich den Absichten der moralischen Weltordnung im Welt- und Lebenslaufe zu nähern.
Ob ich Ird’sches denk und sinne, Das gereicht zu höherem Gewinne. Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben, Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.
Der Tag ist immer in Parteien geteilt, die sich selbst so wenig kennen als ihre Antipoden.
Ein jeglicher muß seinen Helden wählen, dem er die Wege zum Olymp hinauf sich nacharbeitet.
Der Schauspieler muss stets bedenken, dass er um des Publikums willen da ist.
Zwar pflegt uns vom Guten das Letzte, was uns gebracht wird, immer als das Beste zu erscheinen.
Scheint mir die Sonne heut, um das zu überlegen, was gestern war? und um zu raten, zu verbinden, was nicht zu erraten, nicht zu verbinden ist, das Schicksal eines kommenden Tages?
Jene unmittelbare Verwandtschaft des Lichtes und des Auges wird niemand leugnen, aber sich beide zugleich als eins und dasselbe zu denken, hat mehr Schwierigkeit.
Die Form dieses Spiels beschränkt den Zufall, ja das Wollen selbst. Ich muss, bei gegebenen Mit- und Gegenspielern, mit den Karten, die mir in die Hand kommen, eine lange Reihe von Zufällen lenken, ohne ihnen ausweichen zu können.
Der Sinn und das Bestreben der Griechen ist, den Menschen zu vergöttern, nicht die Gottheit zu vermenschen.
An Erfahrung fehlt es uns nicht, aber an der Gemütsruhe, wodurch das Erfahrene ganz allein klar, wahr, dauerhaft und nützlich wird.
Nichts ist widerwärtiger als die Majorität; denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich akkommodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will.
Das Einfache durch das Zusammengesetzte, das Leichte durch das Schwierige erkären zu wollen, ist ein Unheil, das in dem ganzen Körper der Wissenschaft verteilt ist.
Man frage nicht, ob man durchaus übereinstimmt, sondern ob man in einem Sinne verfährt.
Was man erfindet, tut man mit Liebe, was man gelernt hat, mit Sicherheit.