Zitate von Johann Wolfgang von Goethe
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Denn das Kunstwerk soll aus dem Genie entspringen, der Künstler soll Gehalt und Form aus der Tiefe seines eigenen Wesens hervorrufen, sich gegen den Stoff beherrschend verhalten und sich der äußern Einflüsse nur zu seiner Ausbildung bedienen.
Die Engländer mögen auch von Byron halten, was sie wollen, so ist doch so viel gewiß, daß sie keinen Poeten aufzuweisen haben, der ihm zu vergleichen wäre. Er ist anders als alle übrigen und meistenteils größer.
Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben beleben; Doch an Blumen fehlts im Revier, Sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Man tut nicht wohl, sich allzulange im Abstrakten aufzuhalten. Das Esoterische schadet nur, indem es exoterisch zu werden trachtet. Leben wird am besten durchs Lebendige belehrt.
Ovid liebt klassisch auch im Exil: Er sucht sein Unglück nicht in sich, sondern in seiner Entfernung von der Hauptstadt der Welt.
Das beste Genie ist das, welches alles in sich aufnimmt, sich alles zuzueignen weiß, ohne daß es der eigentlichen Grundbestimmung, demjenigen, was man Charakter nennt, im mindesten Eintrag tue, vielmehr solches noch erst recht erhebe und durchaus nach Möglichkeit befähige.
Freiheit ist nichts als die Möglichkeit, unter allen Bedingungen das Vernünftige zu tun.
Wenn die Menschen dich nicht bewundern oder beneiden, bist du auch nicht glücklich.
Ein wirklich großes Talent ist nicht irre zu leiten und nicht zu verderben.
Nenn’s Glück, Herz, Liebe, Gott! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch.
Unsere Chemiker fahren fort, die wunderlichsten Dinge zu entdecken, und deine Weissagungen bestärken sich immer mehr. – Da ich von Weissagungen rede, so muß ich bemerken, dass zu unserer Zeit Dinge geschehen, welche man keinem Propheten auszusprechen erlaubt hätte.
Jedem Tun, jedem Handeln, jeder Kunst geht stets das Handwerk voraus, welches nur in der Beschränkung erworben wird.
Warum sich Mann und Frau so schlecht vertragen? Du kommst, mein Freund, hierüber nie ins reine.
Es ist nichts trauriger anzusehn als das unvermittelte Streben ins Unbedingte in dieser durchaus bedingten Welt.
Der beste Reiseplan wird durch einen albernen Zufall gestört, und man geht nie weiter, als wenn man nicht weiß, wohin man geht.
Wer allgemein sein will, wird nichts, die Einschränkung ist dem Künstler so notwendig als jedem, der aus sich was Bedeutendes bilden will.
Nur der Einfältige ist groß, wer den einfältigen Weg gehen will, der gehe ihn und schweige still.
Allein der Verständige strebt, alles Denkbare seiner Klarheit anzueignen und selbst die geheimnisvollsten Erscheinungen faßlich aufzulösen.
Wenn man mit sich selbst einig ist und mit seinen Nächsten, das ist auf der Welt das Beste.
Ich erinnere mich ihrer gleichsam als eines Geistes, als einer schönen, hagern, immer weiß und reinlich gekleideten Frau. Sanft, freundlich, wohlwollend ist sie mir im Gedächtnis geblieben.
Zu allen Zeiten sind es nur die Individuen, welche für die Wissenschaft gewirkt, nicht das Zeitalter. Das Zeitalter war’s, das den Sokrates durch Gift hinrichtete, das Zeitalter, das Hussen verbrannte: die Zeitalter sind sich immer gleichgeblieben.
Mit den Irrtümern der Zeit ist es schwer sich abzufinden; widerstrebt man ihnen, so steht man allein; läßt man sich davon befangen, so hat man auch weder Freude noch Ehre davon.
Sie war im Genuß aller geselligen Vorteile und Weltvergnügungen aufgewachsen.
Geschrieben steht: Im Anfang war das Wort! Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen.
Für alle Vögel gibt es Lockspeisen, und jeder Mensch wird auf seine eigene Art geleitet und verleitet.
Was sogar die Frauen an uns ungebildet zurücklassen, das bilden die Kinder in uns aus, wenn wir uns mit ihnen abgeben.
Ich will, lieber Freund, ich verspreche dir’s, ich will mich bessern, will nicht mehr ein bisschen Übel, das uns das Schicksal vorlegt, wiederkäuen, wie ich’s immer getan habe; ich will das Gegenwärtige genießen, und das Vergangene soll mir vergangen sein.
Jedermann hat seine Eigenheiten und kann sie nicht loswerden; und doch geht mancher an seinen Eigenheiten, oft an den unschuldigsten, zugrunde.
Solang die besten Menschen leben, genießt man sie, und wenn sie sterben, gafft man ihnen nach.
Über allen Tugenden steht eines: das beständige Streben nach oben, das Ringen mit sich selbst, das unersättliche Verlangen nach größerer Reinheit, Weisheit, Güte, Liebe.
So ist die Liebe beschaffen, daß sie allein recht zu haben glaubt und alle anderen Rechte vor ihr verschwinden.
Ich hab es öfters rühmen hören, Ein Komödiant könnt einen Pfarrer lehren.