Zitate von Karl Gutzkow
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Man kann niemandem beibringen, wie er es anstellen soll, nicht eitel zu sein. Man kann nur lehren, Eitelkeit verbergen.

Ein glücklicher Zufall, der aber auch zu glücklich ist, gehört zu den bedenklichen Dingen.

Eine der schmerzlichsten Erfahrungen, die der Menschenfreund täglich machen kann, ist die ruhige Gewöhnung des Dienenden an den Mißbrauch der Macht.

Wohin geraten wir! Schon hat Montesquieu gesagt, daß nur diejenigen Gesetze gute wären, die schon die Sitte und das Bedürfniß vorgeschrieben hätte! Nun vergleiche man die anschwellenden Gesetzes-Folianten, die Verordnungen, die täglich erscheinen, und – unsere Wünsche!

Das sind die besten Lehrer, die aus den Trauerweiden, die sie über sich selbst pflanzten, ihre Ruten schneiden. Mit ihrem Hunger sättigen sie, mit ihrer Blöße bekleiden sie.

Wie süß ist Rache, die vom Schicksal kommt, Und die man selber nicht zu schüren braucht!

Nicht mit dem scheidenden Herbst fühlen wir uns älter werden, weit mehr mit dem kommenden Frühling.

Warum schuf Gott Mann und Weib? Um den Begriff des vollendeten Menschen außerhalb unserer Person zu verlegen.

Die gefährlichste Feinde der weiblichen Grazie sind die sogenannten selbständigen Ansichten und das beliebte: Ich bin nun mal so!

„Unbemußt“ lautete neulich ein Druckfehler, den wir in „unbewußt“ zu corrigiren hatten. Unbemußt aber leben zu dürfen, unbemußt denken und fühlen zu dürfen, welch es Glück wäre es – ! Rings um uns her weht uns grade das Gegentheil, das Bemußtsein, wie die eigentliche Lust unsres Daseins an.

Suchst du deinem Gemüte die rechte Wärme des Lebens, so wählst du zuletzt doch nur den sichersten Weg, wenn du – dem Lichte folgst.

Wenn wir etwas für unsere Bildung verausgaben sollen, so hat uns der Thaler volle dreihundert und sechzig Pfennige. Geben wir etwas für unser Vergnügen aus, hat er nur dreißig Groschen.

Die Liebenden quälen sich gegenseitig am meisten, und niemand bereitet sich das Gift des Todes oft willenlos geflissentlicher, als die, die sich das Leben sind.

Wir sind immer bessere Menschen, wenn wir eben Musik gehört haben, nicht aber immer bessere, wenn wir eben welche machten.

Als ein gutes Mittel, saumselige Menschen zur Erfüllung ihrer Verbindlichkeiten, auch der Verbindlichkeiten des Umgangs zu bringen, kann man die fortgesetzte Anwendung kalt zuvorkommender Höflichkeit empfehlen.

Ein ganzes Unglück verdrießt uns nicht so sehr, wie ein nur zur Hälfte eingetroffenes Glück.

Ja, wie wir unsere Untugenden auszuschmücken verstehen! Wir machen aus Ihnen sogar Charaktergröße. Nein, ich kann nicht leiden, daß man sich Schmeicheleien ins Gesicht sagen soll!Lieber Freund, für die sibirische Kälte und Lieblosigkeit deines Urteils hast du dir einen glänzenden Namen gefunden.

O sieh nur die klägliche Miene, die der freche Alltagssinn macht, wenn er einmal gezwungen wird, dem Evangelium des Schönen zuzuhören -!

Wer muß, der kann! Möge dir dies rauhe Wort da nur gelten, wo Müssen eine innere Notwendigkeit ausdrückt.

Die Herzen der Menschen schafft man sich nicht. Verschmähte Freundschaft, abgewiesene Liebe ist verloren wie – ein Stelldichein, das man versäumte, und das uns so nicht wieder geboten wird -!

Das Wohlanständige des Zusammenlebens, die manchen kleinen Rücksichten des Schicklichen, das stete Beobachten der Form sind wesentliche Bedingungen im Eheleben.

Jeder Mann, der sogleich im ersten Jahr seiner Ehe den Zauber seines Wertes, den er bei seiner Gattin haben sollte, verliert oder geschehen läßt, daß sie (wie in der Regel versucht wird) jenen Zauber mutwillig zerstört, wird ein unglückliches und verfehltes Leben führen.

Der rechte Zeiten- und Weltweise sieht auch diejenigen Sternschnuppen, die am Tage fallen.

Der polemische Teil des Kommunismus ist seine glänzendste Seite. Kein gefühlvolles Herz wird sich der schmerzlich beschämenden Wirkung desselben entziehen können.

O, durch welche Wirrsale muß sich ein Kinderherz durcharbeiten! Die Tugend ist ein Pflanze, die wächst und ans Licht muß, auch wenn man unter dem Namen de Erziehung einen schweren, schweren Stein auf sie legt.

Die geheime Mischung von Liebe und Interesse kann kein Scheidekünstler der Welt in ihre Urbestandteile auflösen.

Wenn man sich recht herzlich freut, daß jemand Glück hatte, so ist damit noch nicht gesagt, daß man ihm auch einräumen will, das Glück verdient zu haben.

Der beste Freund, den ein großer Mann finden kann, ist der, der es übernimmt, seine Menschlichkeiten vor der Welt zu decken.

Wolltest du in einer Gesellschaft etwas mitteilen und wurdest dabei zufällig unterbrochen, so sorge, daß man nicht vergißt, auf dein Vorhaben wieder zurückzukommen. Wie einmal die Welt ist, macht sie aus deiner Bescheidenheit Unbedeutendheit.

Laß doch dein Lockenschütteln, dein Augenrollen und dein Händeballen! Das rechte Sturmesbrausen und der rechte Drang, das rechte Wehen zur That fährt nur über den ruhigen Meeresspiegel der Ueberzeugung.

Wenn ihr nur wüßtet, wie wohl wir hinter dem, was ihr an uns lobt, euern Tadel erkennen!

Wie die Gestirne sichtbar werden, wenn die Nacht heraufzieht, so zeigt sich des Menschen wahrer Werth erst im Unglück.

Die Trägheit des Herzens ist wohl eine der sieben Todsünden, die nicht vergeben werden können.

Einsamkeit ertragen können, ist eine hohe Lebenskunst. Sie ist der wonnevollste Genuß, ja der Luxus des Denkers. Eine Qual ist sie für den müßigen Kopf.