Zitate von Karl Gutzkow
page 5

An das Entbehren kann sich der Mensch in solchem Grade gewöhnen, daß ihm sogar der erste Lichtblick eines neuen Glücks fremdartig und unzugänglich wird.

Selbst auch dann würde, wie die Dichter sagen, ein Schauspiel für die Götter gefeiert werden, wenn die Menschen in allen Lagen so handeln und immer so denken wollten, wie sie sich in Stammbüchern und Albums geben.

Nichts in die Länge ziehen! Nichts auf die Zukunft verschieben! Fordern, sagen, was man will und für Recht hält, und dann als Mann dafür einstehen und sterben.

Was strebst du nach Macht und Einfluß, der du doch schon lange auf deiner Scholle König bist! Sieh nur einmal um dich und du wirst deines Reiches schon inne werden.

Einen Freund gefunden zu haben, das scheinen manche Menschen die Entdeckung eines bequemen Sophas zu nennen, auf welchem sie glauben, sich mit ihren Unarten so recht ausflegeln zu können.

Bilde dich selbst, dann bildest du die Welt! Bessere dich selbst, dann wird die Welt besser!

Solange noch Akademiker dichten, wird wenigstens Aussicht sein, daß es nicht immer so volle Häuser gibt.

Eine Nation, die es duldet, daß über ihre größten Geister mit so frecher Stimme der Stab gebrochen wird, scheint nicht wert, daß sie die großen Geister erzeugte.

Der Brautstand ist jener sonderbare Stand des Lebens, den man mit Recht als den glücklichsten zu bezeichnen pflegt, und dem doch niemand eine allzulange Dauer wünscht, am wenigsten die zunächst Beteiligten.

Glauben Sie mir, daß viele gute Menschen durch Prinzipien, die besten aber durch den bloßen Umgang erzogen sind.

Himmel, ich danke dir, daß du mich nicht in die Lage geführt hast, das Entsetzliche, daß ich über manchen Menschen zu sagen wüßte, aussprechen zu müssen -!

Wer sich seine Lebensschicksale selbst zu bestimmen weiß, ist in der Regel doch nur ein Egoist.

Bemitleidenswert ist der Mensch als Gattung, wenn selbst der Edelste, von gemeinen Kreaturen gehetzt, nicht immer das rechte Mittel zur Abwehr trifft.

Über die Priester sollen wir fühlen wie Voltaire; über die Religion selbst wie Fénélon.

Wir werden immer gut tun, Vorwürfe, die uns wie nur im Scherz gemacht wurden, getrost als im Ernst gemeint hinzunehmen.

Je stolzer und eingenommener man von sich wird, desto mehr verliert sich jene Innigkeit der Seele, die aufmerkt und behält. Schwaches Gedächtnis kann auch armes Gemüt sein.

Die Seele läßt sich aus ihren Schlummerbanden durch ein reines, frohes Leben, durch Anschauen der Natur, durch den Umgang mit guten Menschen lösen, der Geist aber nur durch den Geist.

Manche Menschen denken aus Gewohnheit nicht, manche aber, und das nicht wenige, aus Furcht.

Die leidenschaftliche Liebe ist stets selbstsüchtig, was auch die Schwärmerei behaupten möge.

Lieber Freund, du hast vielleicht Recht, so weit dein Urteil die Sache betrifft. Gerade aber weil – du es bist, der so urteilt, hast du Unrecht.

Eine Mittelmäßigkeit, an die wir uns bereits gewöhnt haben, ist immer im Vorteil gegen ein Talent, das wir erst kennen lernen müssen.

Nach jeder großen abgenommenen Sorge will ja das erschöpfte Herz sich wieder füllen und stärken und wie in eine große Lücke und Leere stürzt das Leben dann nur mit so ungefesselterer Gewalt.

Je mehr unser Geist erfährt, desto mehr nimmt er auf. Je mehr unser Herz erfährt, desto mehr muß es hingeben.

Immer mehr werden in unseren Tagen die Schäden zum Ausbruch kommen, wo man am Körper Europa’s auf die Symptome curirt hatte, während der Sitz des Uebels in der Tiefe lag.

Die Welt ist sehr arm an solcher Liebe, die nicht liebt, um wieder geliebt zu werden, die sich auch bewährt in der Demütigung, daß man sie nicht erhört.

Kein Herz liebt wärmer und mit ganzer Seele hingegebener als das eines Mannes, dem sich noch einmal in den Jahren, wo wir keine Liebe mehr zu gewinnen hoffen dürfen, ein weibliches Wesen aufrichtig hinzugeben vermag.

Die Welt wird noch Dinge erfüllt erleben, von denen man jetzt nicht das Aussprechen der leisesten Ahnung dulden würde. Unwiderruflich ist die Macht der Natur und Gerechtigkeit.

Wir schwachen Menschen leben lieber von den Vorschüssen, die wir der Zukunft abborgen, als von den zwar mäßigen, aber sicheren Renten der Vergangenheit.

Geschmack ist angeboren und man kann ihn nicht lehren. Man kann nur anleiten, ihn zu üben und auszubilden.

Daß man beten soll, ist vorzugsweise dem gesagt, der nicht weiß, wie er es anzufangen hat, sich irgendwie gegenständlich zu machen.

Was dir mißlang, das ist dir nie gänzlich mißlungen, wenn die bauende Hand deine eigene war!

Unerquicklich ist es, mit dir zu streiten, wenn du nur verteidigen willst, was du bist, was du warst und immer zu bleiben gedenkst. Was soll ich streiten, wenn ich nicht hoffen kann, dich zu ändern!

Der bedeutende Mensch kommt mit der Zeit auf eine gewisse Höhe, wo ihm niemand mehr eine aufrichtige Meinung sagt. Dann wird es ihm ein ganz besonderer Segen sein, sich darnach selbst umzuthun.

Der Umgang mit Flegeln ist leicht. Schwer aber ist auskommen mit den zartbesaiteten, sogenannten edlen Naturen, die gewöhnlich aufs tiefste verletzt sind, wenn doch nicht alles nach ihrem Wunsch gegangen.

Wie nur die Wunden heilen, die man ausbluten läßt, so verwindet man auch nur diejenigen schmerzlichen Erfahrungen, die man sich nicht wegleugnet und in ihren Folgen ganz auskostet, ohne sich daran etwas zu mildern oder zu beschönigen.