Karl Gutzkow Zitate

Schreibe doch einer ein ernsthaftes Buch über die Frage: Was erscheint dem Prosaischen poetisch?

Halte dir einen tüchtigen Feind! Er wird dir ein Sporn sein, dich zu tummeln.

Takt ist die höchste Blüte einer allmählich erlangten Umgangsbildung. Herzensgüte und Bescheidenheit brauchen sich nicht viel Mühe zu geben, diesen Bildungsgrad zu erlangen. Ihnen ist er angeboren. Takt ist der Verstand des Herzens.

Die wahre Vornehmheit liegt allein in einem guten Herzen.

Bizarr ist die Phantasie der Furcht. Noch bizarrer die des Mißtrauens.

Warum rührt uns das Schöne? Es schmerzt uns seine Einsamkeit, sein unerwartetes Kommen, sein baldiges Vergehen.

Ob du ein Redner bist, wird sich erst zeigen, wenn man dir widerspricht.

Wir sehen, wie in einem durchsichtigen himmelblau klaren See, die verlorenen Tage der Vergangenheit schimmern. Ach, die glänzende Klarheit täuscht über die Erreichbarkeit der Tiefe!

Die erschlossene Knospe ist das Geständnis der Liebe! Nicht zu spät komm' es, auch auch nicht zu früh!

Nur die Liebe bedarf keines Buches. Sie liest die größten Schätze der Weisheit und der Wahrheit im Auge der Geliebten.

Nein, nicht zum Entbehren erziehe die Deinen, nur zum mäßigen Gebrauch dessen, was sie besitzen.

Das Genie ist das schöpferische Talent in seiner höchsten Potenz. Die eigentlichen Wertbestimmungen des geistigen Vermögens liegen nur im Grade, nur in der Weihe, nur in der erreichten Vollendung dessen, was man geben will.

Manche Ehefrau steht lebenslang mit dem feurigen Schwert neben ihrem Gatten, um von ihm fern zu halten, was nur irgend noch ans verlorene Paradies erinnern könnte.

Höre zu, wenn man dich tadelt! Höre aber auch zu, wenn man dich lobt! Entwindest du dich dem Lobe, so kränkst du den, der sich's zum Verdienst anrechnen durfte, dich erkannt zu haben.

Wann wird die Zeit anbrechen, wo sich die Fürsten nicht gegenseitig ihre Throne, sondern die Völker gegenseitig ihre Freiheiten verbürgen?

Gedankengemeinplätze und auch gewisse Bilder haben ihre Modezeit und periodische Wiederkehr. So war vor dreißig Jahren die "tönende Memnonssäule" im Gebrauch. Die realistische Gegenwart hat es mehr mit dem "rothen Faden".

Das Wörtchen und muß ein origineller Schriftsteller soviel als möglich vermeiden.

Die Ursache, warum dir ein Mensch zu zürnen scheint, suche, wenn du darüber nachsinnst, nicht in dem, was du ihm gethan, sondern in dem, was du ihm zu thun unterließest.

O, der Magnet des Wahns zieht mächtig!

Die gefährlichste Aristokratie bleibt die des Blutes, wenn sie sich auf einen großen und möglichst ungehemmt verwalteten Grundbesitz stützt. So lange wir, aufrichtig gestanden, das Adelsinstitut behalten, seh' ich kein Heil für die Menschheit.

Was du dir Charakter nennst, nenne dir doch viel lieber Trotz!

Die Kunst des Lebens fängt da an, wo dessen Natürlichkeit aufhört.

Die Liebe der meisten Männer ist nichts als eine Huldigung, welche sie sich selbst bringen.

Im Alter nimmt nicht die Fülle der Ideen ab, nur die Lust, sie auszusprechen.

Lehne kein Geschenk ab, das dir ein Kind anbietet! - Wäre deine Ablehnung auch noch so gut gemeint, sie würde Entwicklungskeime stören.

Die Menge erkennt Gott nur durch die Schrecken der Natur, den Genius nur durch seine Triumphe.

Bewundern ist und Liebe eins beim Weib.

Tief ist der, der auch die schweigenden Menschen und Dinge so versteht, als wenn sie redeten.

Die Liebe ist uns gegeben, den Tod willkommen zu heißen. Wir gehen so gern, löscht eine Kerze nach der andern aus.

Man webt keine kunstvolleren Spitzen, als sich deren an den Schleiern befinden, mit denen wir unsere geheimen Wünsche und Interessen zu verhüllen wissen.

Schurken gehen ungern ins Theater, wenn sie auch die bewunderungswürdige Virtuosität besitzen, sich die Spiegelbilder, die ihnen in erschreckender Treue dort entgegengehalten werden, durch allerhand Unähnlichkeiten, die sie entdecken, doch wieder vom Gewissen hinwegzuräsonniren.

Der Genius, der sich an die Regeln hält, braucht Jahre, bis er erkannt wird. Den regellosen setzt der Unverstand sofort auf den Thron.

Wechsle zuweilen den Ort deines Aufenthalts! Dein Wesen will neue Triebe schaffen.

Gespräche sollen in der Erzählung nur zur Belebung und Darstellung der Handlung dienen. Dienen sie auch noch zur Charakteristik der Personen, so werden sie langweilig.

Der höhere Werth des Menschen entscheidet sich darnach, ob er noch für diese Erde Hoffnungen hat, die über sein Grab hinausgehen.

Die Höhe der wahren sittlichen Kraft eines Menschen läßt sich erst dann ermessen, wenn ihn die Umstände aus seiner gewohnten Sphäre gedrängt haben.

Wir schwachen Menschen finden das nur des Erlangens wert, wonach wir viele streben sehen!

Ich will - Beherrsche dich! Ich kann - Prüfe dich! Ich soll - Beeile dich!

Daß Gott auf den Gedanken kam, die Welt zu schaffen, bewundert man; aber wie wenige sind mit der Art und Weise, wie er seinen hübschen Gedanken ausführte, zufrieden!

Das ist eine Sucht, dem andern eine Beute abzujagen!

Es ist lange nicht so töricht wie es klingt, wenn man sagen wollte: der Jugend muß man auch Unterricht im richtigen Fühlen geben.

Im achtzehnten Jahrhundert hatten die Menschen eine Leidenschaft, sich gegenseitig groß und bedeutend zu finden. Im neunzehnten kann man sich nicht genug bis ins Armseligste anatomieren.

Es gibt Menschen, die immer die Principien ihres Wesens erläutern, immer von den Gründen ihres Handelns sprechen. Und gerade die sind am schwächsten. Bäume, von denen allmälig die Wurzeln ihres Stammes ans Tageslicht kommen, erliegen dem nächsten Sturm.

Scheint es manchmal, als wenn wir uns förmlich beeiferten, uns unglücklich zu machen, so möchte man fast annehmen, wir ahnten den Wert des Unglücks für unser besseres Selbst.

Du rühmst dich, daß dein eigenes Selbst dir Freunde erworben hätte, die Feinde, die du hast, schreibst du dem Geschick zu. Meist ist es aber umgekehrt. Die Freunde schenkte dir das Geschick, die Feinde erwarbst du dir selbst!

Ja, wer es dahin gebracht hätte, für die Wahrheit zu flammen und zu glühen, ohne - "aufgeregt" und "aufregend" zu erscheinen! Die beiden den Ausschlag gebende Weltklugheit verlangt diese unmögliche Verbindung von Eis und Flamme.

Der Gedanke an Trennung ist das Bindende in der Liebe. Zu besitzen ist nichts; aber zu verlieren ist alles.

Das rechte Herz ist nur da, wo der Verstand klar ist.

Die wahre Liebe ist die treue Begleiterin der Alltäglichkeit.

Um uns schmilzt das Eis, in uns nicht.