Zitate von Lü Buwei
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Gründlich das Leben zu kennen ist des Weisen wichtigste Aufgabe. Gründlich den Tod zu kennen ist der Weisheit letzter Schluß.
Männer von sittlicher Klarheit kennen die Pflichttreue bis zum Tod. Wer die Pflichttreue bis zum Tod kennt, der wird nicht mehr verwirrt werden von Gewinn und Schaden, Leben oder Untergang.
Die Natur ist groß. Sie erzeugt, aber kennt keine Kinder; sie vollendet, aber kennt keinen Besitz.
Man muß seine Wohltaten vielen zugute kommen lassen. Wenn man sie vielen zuwendet, so übersieht man keinen.
Man muß das Leben wichtig nehmen. Wenn man das Leben wichtig nimmt, so nimmt der Gewinn an Wichtigkeit ab.
Wenn man nach oben hin den Himmel erforscht, nach unten hin die Erde untersucht und in der Mitte das Wesen des Menschen zu beurteilen versteht, so kann über Recht und Unrecht, Möglichkeit und Unmöglichkeit kein Zweifel bestehen.
Wenn man erkennen will, ob etwas eben und gerade ist, so gebraucht man Wasserwaage und Richtschnur. Wenn man erkennen will, ob etwas rund oder rechteckig ist, so gebraucht man Zirkel und Winkelmaß. Wenn ein Herrscher sich selbst kennen lernen will, so braucht er aufrichtige Staatsmänner.
Das Ich ist das Subjekt des Handelns, die Welt ist das Objekt des Handelns. Wer unterscheiden kann, worauf es beim Handeln ankommt, der erkennt das Wichtigere und das Unwichtigere.
Das Begehren wohnt in den Sinnen, die Heiterkeit oder Nichtheiterkeit aber liegt im Herzen.
Wer den Tatbestand ermitteln will, hält sich nicht am Ton der Rede auf, wer den Wandel eines Menschen beobachtet, hält sich nicht über seine Worte auf.
Wenn man ein allen gemeinsames Landgebiet gemeinschaftlich bebaut, so geht es langsam, weil Lässigkeit in der Arbeit vorkommt. Verteilt man das Landgebiet, so geht es geschwind, weil keine Lässigkeit mehr vorkommt.
Die Musik beruht auf der Harmonie zwischen Himmel und Erde, auf der Übereinstimmung des Trüben und Lichten.
Die Gegenwart ist im Verhältnis zur Vergangenheit Zukunft, ebenso wie die Gegenwart der Zukunft gegenüber Vergangenheit ist. Darum, wer die Gegenwart kennt, kann auch die Vergangenheit erkennen. Wer die Vergangenheit erkennt, vermag auch die Zukunft zu erkennen.
Ein Staatsmann ist ein Mensch, der, wenn es sich um die Stimme der Vernunft handelt, vor keinen Schwierigkeiten zurückschreckt.
Staatsmänner, die die Wahrheit verstehen, halten es für wertvoll, aus dem Nahen das Ferne, aus der Gegenwart das Altertum, aus dem was sie gesehen, das, was sie nicht gesehen, zu erkennen.
Wer sich aber nicht schämt, etwas nicht zu können, und sich nicht ärgert, etwas nicht zu wissen, der kommt voran.
Nur wenn es der Vernunft entspricht, unternimmt er etwas; nur wenn es der Pflicht entspricht, tut er etwas. Das ist der Wandel eines treuen Beamten.
Wenn man nicht auf kleinen Gewinn zu verzichten versteht, so wird man großen Gewinn nicht erlangen.
Wenn die Sitten gefestigt sind, so vermag die Musik sie zu beeinflussen. Darum genügt es in einem Zeitalter, da Ordnung herrscht, die Musik eines Landes zu beobachten, um seine Sitten zu kennen.
Wenn man einen Teich abläßt beim Fischen, so fängt man freilich etwas, aber im nächsten Jahr sind keine Fische mehr da.
Wer wahren Wert nicht kennt, nimmt das Wichtige für unwichtig und das Unwichtige für wichtig.
Der Weise scheint in seinem Handeln langsam und ist doch schnell, er scheint zögernd und ist doch geschwind: weil er auf die rechte Zeit wartet.
Die Gründe, warum man einen Mann auszeichnen soll, sind in erster Linie sein Charakter, in zweiter Linie seine Art zu handeln, in dritter Linie einzelne Taten.
Wer andere besiegen will, muß sich erst selbst besiegen. Wer andere beurteilen will, muß sich erst selbst beurteilen. Wer andere erkennen will, muß sich erst selbst erkennen.
Die höchste Erkenntnis tut ab die Erkenntnis, höchste Liebe vergißt der Liebe. Höchste Tugend ist nicht Tugend.
Der Himmel gibt eine Gelegenheit nicht zweimal. Die Zeit verweilt nicht lang, ein geschickter Arbeiter braucht seine Arbeit nicht zu wiederholen. Es kommt alles auf den rechten Augenblick an.
Wer seine Liebe andern Dingen zuwendet und nicht die Menschen liebt, der kann nicht gütig genannt werden. Wer seine Liebe andern Geschöpfen nicht zuwendet und nur die Menschen liebt, der kann innerlich noch als gütig bezeichnet werden.
Wenn man Leute beurteilt, darf man nicht nach dem urteilen, was sie noch nicht erreicht haben, sondern man muß aus dem, was sie schon erreicht haben, auf das schließen, was sie noch nicht erreicht haben.
Wer durch Betrug Gelingen erlangt, dessen Erfolg ist nicht von Dauer und seine Siege verwandeln sich in Niederlagen.
Die Trauer eines Menschen läßt sich besser aus seinen Tränen erschließen als aus seinen Worten.
Wenn man etwas für recht hält, soll man es tun. Und wenn man es tut, kann einen nichts auf Erden daran hindern. Wenn man etwas für unrecht hält, soll man es lassen, und wenn man es läßt, kann einen nichts auf Erden dazu zwingen.
Wer eine schöne Tat im Sinn hat, der wird nicht angefeuert dadurch, daß andere sie kennen, und nicht gehemmt dadurch, daß andere sie nicht kennen.
Wer Sieg erlangt, aber nicht weiß, wodurch er den Sieg vollenden kann, der ist dem gleich, der gar nicht siegt.