Luc de Clapiers Zitate
seite 11

Die Krankheit nimmt einigen Menschen den Mut, anderen die Furcht und sogar die Liebe zum Leben.

Wir verlangten nicht so ehrgeizig die Achtung der Menschen, wenn wir sicherer wären, sie zu verdienen.

Gewissen, Ehre, Keuschheit, Liebe und Achtung sind käuflich. Wer sie billig abgibt, steigert nur die Überlegenheit der Reichen.

Es ist leichter, Neues zu sagen, als das schon Gesagte mit sich in Übereinstimmung zu bringen.

Alle Menschen halten sich großer Stellungen würdig; die Natur aber, welche sie für solche nicht geeignet gemacht hat, bewirkt auch, daß sie sich in geringen auch sehr zufrieden fühlen.

Der Geist ist das Auge der Seele, nicht ihre Kraft. Ihre Kraft wurzelt im Herzen, in den Empfindungen. Selbst der hellste Verstand bringt uns nicht dazu zu handeln und zu wollen. Genügen gute Augen, um gehen zu können? Auch die Füße allein tun es nicht, dazu braucht man den Willen und die Fähigkeit.

Wenn ein Gedanke sich uns wie eine tiefe Entdeckung darbietet und wir uns dann die Mühe nehmen, ihn zu entwickeln, merken wir oft, daß es nur ein Gemeinplatz war.

Die politischen Körper haben ihre unvermeidlichen Gebrechen wie die verschiedenen Lebensalter. Und wer schützt vor Altersschwäche außer der Tod?

Die Diplomatie bedarf keiner langen Lehrzeit. Ist doch unser ganzes Leben eine ständige Einübung im Ränkespiel und Eigennutz.

Die Einzelheiten in ihrer Beziehung zueinander zu erfassen, ist Verstandesschärfe. Für viele und bedeutende Dinge die Verbindung zu finden, ist die Gabe der umfassenden Vernunft. Verstandesschärfe scheint demnach die erste wesentliche Voraussetzung des umfassenden Geistes zu sein.

Verstand und Gefühl beraten und ergänzen einander. Auf keines der beiden kann man verzichten, ohne sich der Gefahr auszusetzen, seinen Weg zu verlieren.

Niemand hält sich für fähiger, kluge Menschen hinters Licht zu führen als ein Flachkopf.

Man leitet die Kinder an zu Furcht und Gehorsam; Geiz, Stolz oder Furchtsamkeit der Väter schulen sie ion Sparsamkeit, Hochmut oder Unterwürfigkeit. Man ermutigt sie, auch noch nachzubeten, was andere sagen: niemand denkt daran, sie selbständig, kühn und unabhängig zu machen.

Die Vernunft errötet über die Neigungen, über die sie nicht Rechenschaft ablegen kann.

Wenn die Menschen nicht einander schmeichelten, könnten sie kaum in Gemeinschaft leben.

Liebten die Menschen den Ruhm nicht, sie hätten kaum genügend Verstand und Mut, ihn zu verdienen.

Man soll die Menschen nicht nach dem beurteilen, was sie nicht wissen, sondern nach dem, was sie wissen, und nach der Art, wie sie es wissen.

Wenn es eine von Natur hilfsbereite und mitfühlende Selbstliebe gibt und eine Selbstsucht ohne Menschlichkeit, ohne Recht, ohne Maß und ohne jede Vernunft – muß man sie denn durchaus miteinander verwechseln?

Die Erfahrung von den Grenzen der Vernunft macht uns für Vorurteile empfänglich und läßt uns dem Argwohn und den Phantomen der Furcht Einlaß gewähren.

Wenn unsere Freunde uns Dienste erweisen, so denken wir, sie schuldeten sie uns als Freunde, ohne zu bedenken, daß sie uns ihre Freundschaft nicht schuldig sind.

Fremde Erkenntnisse und Erfahrungen nützen wenig. Jeder ist selbst seines Glückes Schmied.

Wie es viele Soldaten und wenig Helden gibt, so gibt es auch viele Verseschmiede und wenige Dichter. Die Menschen stürzen sich massenweise auf die ehrenvollen Berufe, ohne andere Berufung als ihre Eitelkeit oder höchstens Ruhmesliebe.

Man kann die Macht im Staat noch so klug begrenzen, nichts hindert den Tyrannen, seine Stellung zu mißbrauchen.

Man darf den Leser nicht vorhersehen lassen, was man ihm sagen will, aber man muß ihn dazu bringen, den Gedanken selbst zu finden, denn dann achtet er uns, weil wir denken wie er, aber später als er.

Es geht die Sage, ein Volk habe einmal vor langer Zeit sein Orakel befragt, was denn zu tun sei, um das Lachen bei öffentlichen Beratungen zu bekämpfen. Unsere Narrheit ist noch lange nicht so vernünftig wie die jenes Volkes.

Newton, Pascal, Bossuet, Racine, Fénelon, das heißt die erlauchtesten Männer der Erde in dem philosophischsten aller Jahrhunderte und in der Vollkraft ihres Geistes und Lebens haben an Jesus Christus geglaubt.