Zitate von Luc de Clapiers
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Es ist leichter, Neues zu sagen, als das schon Gesagte mit sich in Übereinstimmung zu bringen.
Wir bewundern oft Menschen, die durch ihre Erscheinung blenden, genau so, wie junge Männer, die verliebt einer Maske folgen, sie für das schönste Weib halten und sie solange bestürmen, bis sie sich ihnen entdeckt… als kleines Männchen mit schwarzem Bart!
Es fehlt einem niemals an Gründen, wenn man sein Glück gemacht hat, einen Wohltäter oder alten Freund zu vergessen, und man erinnert sich mit Unwillen all dessen, was man über ihre Launen verschweigen mußte.
Der Dumme erstickt in der Gesellschaft kluger Leute wie ein Mensch, der aus Neugier sein Tal verlassen hat und in der dünnen Luft der Berge nicht atmen kann.
Ein paar Narren sagten bei Tisch zueinander: Nur wir gehören zur guten Gesellschaft, und man glaubte ihnen.
Darf es uns wundern, daß die Menschen glaubten, die Tiere wären für sie da, wenn sie dasselbe doch sogar von ihresgleichen annehmen?
Das meiste, was wir wissen, wissen wir nur halb. Ein Grund, weshalb über wichtige Dinge und Probleme immer wieder geschrieben und immer wieder nachgelesen werden muß.
Die Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.
Fürsten ziehen die Undankbarkeit groß, weil sie niemals so viel geben, als in ihrer Macht steht.
Es ist etwas anderes, es der Tugend leicht zu machen, um sie einzuführen, als ihr das Laster gleichzustellen, um sie zu vernichten.
Weist man auf einen Gedanken in einem Werk hin, so bekommt man zu hören, er sei nicht neu; fragt man aber weiter, ob er wahr sei, so merkt man, daß die Leute nicht mehr mitreden können.
Wer die Armut erniedrigt, der erhöht das Unrecht. Es ist nicht erniedrigend, unglücklich zu sein; aber den Unglücklichen zertreten, das erniedrigt wahrhaft.
Geistreiche Menschen wären oft einsam ohne jene Dummköpfe, die sich für klug halten.
Natürlichkeit ist leichter verständlich als die Begriffsschärfe: sie ist die Sprache des Gefühls und besser als die der Phantasie und der Vernunft, weil sie schön und volkstümlich ist.
Ist ein Gedanke zu schwach, um in einem schlichten Ausdruck zu bestehen, dann ist er nicht mehr wert, als verworfen zu werden.
Freie und unparteiische Kritik an bedeutenden Werken muß man hinnehmen können. Ich hasse jene Anmaßung, die verbieten will, die Mängel von den Vorzügen zu sondern, und alles gleichmäßig heilig sprechen möchte.
Man muß den Menschen erlauben, Fehler gegen sich selbst zu begehen, um ein noch größeres Übel zu vermeiden: die Knechtschaft.
Das Falsche, kunstvoll dargestellt, überrascht und verblüfft, aber das Wahre überzeugt und herrscht.
Wir übertreffen die barbarischen Völker weder an Mut, noch an Menschlichkeit, noch an Gesundheit, noch an Heiterkeit. Und obgleich wir weder tugendhafter noch glücklicher sind, verzichten wir doch nicht darauf, uns für weiser zu halten.
Manche Menschen bilden sich unbewußt eine Vorstellung von ihrem Äußeren, das ihrer beherrschenden Stimmung entspricht; daher kommt es wohl, daß ein Geck sich immer für schön hält.
Wo alles abhängig ist, muß es einen Herren geben: Die Luft dient dem Menschen und der Mensch wieder der Luft, nichts ist für sich, niemand steht abseits.
Echte Beredsamkeit spottet der Beredsamkeit, wahre Sittlichkeit spottet der Sittenlehre, das heißt, die Sittenlehre des Entscheidens spottet der der Vernunft.
Die Sophisten mißachten Fénélon, weil er nicht philosphisch genug ist. Ich aber liebe den Autor, der in uns edle Empfindungen weckt, mehr als eine Sammlung spitzfindiger Gedanken.
Die Vollkommenheit einer Uhr besteht nicht darin, schnell, sondern richtig zu gehen.