Zitate von Luc de Clapiers
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Ebenso wie es natürlich ist, viele Dinge ohne Beweis zu glauben, ist es auch nicht weniger natürlich, an anderen trotz der Beweise zu zweifeln.
Bedürftigkeit durchkreuzt unsere Wünsche zwar nicht, aber sie schränkt sie ein. Überfluss vermehrt unsere Bedürfnisse und hilft uns, sie zu befriedigen. Ist man auf seinem Platz, so ist man glücklich.
Die jungen Leute leiden weniger unter ihren Fehlern, als unter der Weisheit der Alten.
Die Krankheit nimmt einigen Menschen den Mut, anderen die Furcht und sogar die Liebe zum Leben.
Manchmal ist es leichter, eine neue Partei zu gründen, als an die Spitze einer schon bestehenden vorzudringen.
Mittelmäßigkeit ist kein Hindernis für das Glück, gründet es aber nicht und verdient es nicht.
Seine Pläne geheimnisvoll zu verhüllen, verrät manchmal mehr Schwäche als die Schwatzhaftigkeit und richtet oft mehr Unheil an.
Es ist eigentümlich, daß man ein Gesetz der Schamhaftigkeit den Weibern gemacht hat, die an den Männern nur die Schamlosigkeit schätzen.
Der Geist enthüllt die Schlichtheit des Gefühls, um dessen Ansehen für sich in Anspruch zu nehmen.
Nichts, was lange währt, ist angenehm. Nicht einmal das Leben. Und trotzdem liebt man es. Teils um seiner selbst willen, teils aus Angst vor dem Tod.
Zu Unrecht nehmen wir an, daß ein Fehler alle Tugenden ausschließt, zu Unrecht erscheint uns die Verbindung von Vorzug und Laster wie ein unbegreifbares Rätsel der Natur. Es ist nur unser unvollkommener Verstand, der solche scheinbare Widersprüche nicht vereinigen kann.
Die Kürze unseres Erdenlebens ist eine Gewißheit, die weder unsere Freuden stören noch unseren Kummer lindern kann.
Nur wenige Menschen werden witzig geboren. Die meisten leben von der Heiterkeit anderer.
Die Erfahrung von den Grenzen der Vernunft macht uns für Vorurteile empfänglich und läßt uns dem Argwohn und den Phantomen der Furcht Einlaß gewähren.
Verstand und Gefühl beraten und ergänzen einander. Auf keines der beiden kann man verzichten, ohne sich der Gefahr auszusetzen, seinen Weg zu verlieren.
Es ist erlaubt, das Leben zu lieben, wenn man es um seiner selbst willen liebt und nicht aus Angst vor dem Tod.
Die Hoffnung belebt die Weisen, jene aber, die sich anmaßend und träge von ihren Verlockungen umschmeicheln lassen, wirft sie in Schlaf.
Ein andrer Fehler schlechter Poesie besteht darin, die Prosa in die Länge zu ziehen, während es das Wesen der guten ausmacht, sie abzukürzen.
Zuviel und zuwenig Verschwiegenheit in den eigenen Angelegenheiten – beides verrät gleicherweise eine schwache Seele.
Ein Fürst ist liebenswert und hoch zu rühmen, wenn er die Tugenden eines Königs mit den Schwächen des Untertanen verbindet.
Der Friede, welcher die Fähigkeiten beschränkt und die Völker verweichlicht, ist kein Gut, weder ein moralisches noch ein politisches.
Die Wahrheit ist nicht so abgenutzt wie die Sprache, weil es weniger Leuten zusteht, sie zu gebrauchen.
Liebe ist heftiger als Selbstliebe, denn man kann auch eine Frau lieben, die einen verachtet.
Alle Lächerlichkeiten der Menschen charakterisieren nur eine schlechte Eigenschaft, nämlich die Eitelkeit.
Sehe ich einen Menschen, der in allem für den Verstand eingenommen ist, so wette ich alsbald, daß er keinen hat.
Man beurteilt Werke des Geistes wie Handwerksarbeit. Kauft man einen Ring, so stellt man fest, der ist zu groß, jener ist zu klein, bis man einen passenden findet. Keiner der Ringe, bleibt aber zurück, denn einer, der für mich zu klein war, paßt einem anderen.