Zitate von Luc de Clapiers
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Was immer wir auch von der Eitelkeit halten mögen, von Zeit zu Zeit haben wir nichts nötiger, als die Bestätigung unseres Wertes.
Die angeblichen Ehrenmänner in allen Berufen sind nicht die, welche am wenigsten verdienen.
Wenn uns unsere Freunde Dienste erweisen, so glauben wir, daß sie uns diese wegen ihrer Freundschaft schuldig sind, und denken nicht, daß sie uns ihre Freundschaft nicht schulden.
Wirft mir jemand vor, daß ich mir widerspreche, ist das für mich kein Grund, an mir zu zweifeln. Wenn ich mich einmal täusche, ist damit nicht bewiesen, daß ich mich immer täusche.
Zeiten langen Glücks zerrinnen oft in einem Augenblick, so wie die heißen Sommertage von einem Gewittersturm verweht werden.
Kennzeichen treffenden Ausdrucks ist, daß auch das, was an sich zweideutig ist, nur eindeutig ausgelegt werden kann.
Die lächerlichsten und die kühnsten Hoffnungen sind manchmal die Ursache außerordentlicher Erfolge gewesen.
Man beklagt niemand, daß er ein Dummkopf ist; und vielleicht hat man recht. Aber es ist spaßhaft, sich vorzustellen, daß es ein Fehler ist.
Wie mannigfach wechselvoll und interessant wären die Bücher, wenn man nur schriebe, was man denkt.
Aber darf man sich wundern, daß Wesen, die, um gerecht zu sein, der Gesetze bedürfen, auch fähig sind, diese zu brechen?
Die Weltanschauungen entstehen und vergehen wie die Geschlechter der Menschen und sind gut oder sinnlos in dauerndem Wechsel.
Ich habe nachgeforscht, ob es ein Mittel gibt, ohne jedes Verdienst sein Glück zu machen; ich habe keins gefunden.
Der weise und mutige Turenne hat die Religion geachtet – und unzählige, völlig unbedeutende Leute halten sich für genial und stark, weil sie sie mißachten.
Ist es nicht beachtenswert, daß so viele Schriftsteller die Wortspiele Racines gebrauchen, während er selbst seine eigenen nie wiederholt hat?
Die Spannweite des Geistes läßt sich leicht ermessen: ein kraftvoller Geist erweitert die Gegenstände seiner Betrachtung, der beschränkte Geist erstickt sie durch Episoden und gelehrtes Gepränge.
Sprecht einem Richter von Milde, und er wird euch prophezeien, daß ihr im Bett erwürgt werdet, wenn die Gerechtigkeit nicht unerbittlich ist. O Angst der Menschen, die sich so blutrünstig äußert!
Wie etwas Kaffee nach reichlichem Essen das Gleichgewicht schnell wiederherzustellen vermag, bedarf es oft nur eines kleinen Scherzes, um eine große Anmaßung niederzuschlagen.
Den Armen nimmt die Not gefangen, den Reichen zerstreuen seine Vergnügungen. Jede Lage hat ihre Pflichten, Gefahren, Ablenkungen, und nur das Genie wird ihrer Herr.
Man schwingt sich nicht zu großen Wahrheiten auf ohne Enthusiasmus: kalten Blutes diskutiert man, aber man erfindet nichts. Vielleicht machen erst Leidenschaft und Verstandesschärfe zusammen den echten Philosophen.
Betrachtet man nur bestimmte Werke der besten Schriftsteller, so wird man versucht sein, sie geringzuachten. Um gerecht zu urteilen, muß man alles lesen.
Wie vermessen, einem einreden zu wollen, man hätte nicht genug Illusionen, um glücklich zu sein.
Sei es Übereifer, Hochmut, Habsucht, sei es, was immer – in jedes Menschen Charakter gibt es zu jeder Zeit Umstände, die ihn zu Fehlern verleiten, und wenn sie ohne Folgen bleiben, hat er es nur seinem Schicksal zu danken.
Ehe man einen Mißbrauch angreift, muß man überlegen, ob man seine Grundlagen zerstören kann.
Der Geist ist denselben Gesetzen unterworfen wie der Körper: beide können sich nur durch beständige Nahrung erhalten.
Hoch Gestellte kennen das Volk nicht und denken auch gar nicht daran, es kennen zu lernen.
Wie groß auch das Verdienst sein mag, sich um hohe Posten nicht zu kümmern, ein größeres liegt vielleicht darin, sie gut auszufüllen.
Mich wundert immer, daß Herrscher nie probieren, ob ein Autor, der große Ideen präsentierte, fähig ist, diese in die Tat umzusetzen. Das kommt vermutlich daher, daß Herrscher keine Zeit haben, etwas zu lesen.
Es gibt Leute, die so ängstlich besorgt sind, sie könnten etwas falsch machen, daß sie nur selten überhaupt etwas zu tun wagen.
Menschen, die sich über ernste Neigungen anderer lustig machen, lieben nicht selten aufs ernsteste die eigenen Nichtigkeiten.