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Gott war mein erster Gedanke, die Vernunft mein zweiter, der Mensch mein dritter und letzter Gedanke.
Ludwig FeuerbachDas unweltliche, übernatürliche Leben ist wesentlich auch eheloses Leben. Das Zölibat - freilich nicht als Gesetz - liegt gleichfalls also im innersten Wesen des Christentums.
Ludwig FeuerbachDas Wesen des Mannes ist die Männlichkeit, das des Weibes die Weiblichkeit. Sei der Mann auch noch so geistig und hyperphysisch - er bleibt doch immer Mann; ebenso das Weib. Die Persönlichkeit ist daher nichts ohne Geschlechtsunterschied.
Ludwig FeuerbachMan kann nicht wenig genug schreiben, wie man nicht wenig genug reden kann, denn das meiste, was man schreibt und spricht, ist doch nur dummes und überflüssiges Zeug.
Ludwig FeuerbachBerge versetzt der Glaube. Jawohl! Die schweren Probleme löset der Glaube nicht auf, sondern verschiebt sie nur.
Ludwig FeuerbachDie Theologie ist Anthropologie, d.h. in dem Gegenstande der Religion, den wir griechisch Theos, deutsch Gott nennen, spricht sich nichts andres aus als das Wesen des Menschen.
Ludwig FeuerbachWollt ihr das Volk bessern, so gebt ihm statt Deklamationen gegen die Sünde bessere Speisen.
Ludwig FeuerbachAn dem andern habe ich erst das Bewußtsein der Menschheit; durch ihn erst erfahre, fühle ich, daß ich Mensch bin; in der Liebe zu ihm wird mir erst klar, daß er zu mir und ich zu ihm gehöre, daß wir beide nicht ohne einander sein können, daß nur die Gemeinsamkeit die Menschheit ausmacht.
Ludwig FeuerbachEs geht den Büchern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die würdigsten, bleiben oft am längsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines schönen Wirkungskreises hervorzieht.
Ludwig FeuerbachDie Phantasie stammt aus königlichem Geblüte, die Sinne sind von adeliger Herkunft, die Vernunft ist bürgerlichen Ursprungs. Die Sinne spielen daher im Leben unter dem Protektorate der Phantasie die Großen, die Herren der Welt.
Ludwig FeuerbachWirklich ist, was wirklich für den Menschen ist. Begnüge dich mit der gegebenen Welt.
Ludwig FeuerbachWenn ich so recht niedergeschlagen, rat- und hilflos und unglücklich bin, so lege ich mich ruhig zu Bette, schließe die Augen, entferne alles und träume in selige Ruhe hinein.
Ludwig FeuerbachSein heißt, sich behaupten, sich bejahen, sich lieben; wer des Lebens überdrüssig, nimmt sich das Leben.
Ludwig FeuerbachWohl vergrößert - sie ist Mikroskop - Satire die Dinge, Aber verändert sie nicht; zeiget sie deutlicher nur. Meine Distichen sind anatomische Präparate Von dem Geziefer, das uns Saaten und Blüten verdirbt. Ungeziefer erforscht kein unbewaffnetes Auge, In sein Inneres dringt nur die Satire hinein.
Ludwig FeuerbachWenn ich die Tugend nicht um der Tugend selbst willen liebe und tue, so liebe und tue ich sie aus einem nicht in ihr selbst liegenden, einem fremden, also untugendhaften Grunde. Es gibt kein anderes Prinzip der Tugend, als die Tugend selbst.
Ludwig FeuerbachDer Himmel erinnert den Menschen an seine Bestimmung, daran, dass er nicht bloß zum Handeln, sondern auch zur Anschauung bestimmt ist.
Ludwig FeuerbachNicht die Menschen religiös zu machen, sondern zu bilden, Bildung durch alle Klassen und Stände zu verbreiten, das ist jetzt die Aufgabe der Zeit. Mit der Religion vertragen sich, wie die Geschichte bis auf den heutigen Tag beweist, die größten Greuel, aber nicht mit der Bildung.
Ludwig FeuerbachWissenschaft und Menschheit können nur unter dem Schutze der Toleranz gedeihen. - Wo keine Wahrheit, ist keine Toleranz. Furcht ist die Quelle der Intoleranz, aber Furcht ist nicht in der Wahrheit.
Ludwig FeuerbachBücher sind Brillen, durch welche die Welt betrachtet wird; schwachen Augen freilich nötig, zur Stütze, zur Erhaltung. Aber der freie Blick ins Leben erhält das Leben gesunder.
Ludwig FeuerbachSonst war die Religion, ich gesteh's, die Stütze des Staates, aber jetzt ist der Staat Stütze der Religion.
Ludwig FeuerbachDas göttliche Wesen, das sich in der Natur offenbart, ist nichts anderes, als die Natur selbst, die sich dem Menschen als ein göttliches Wesen offenbart, darstellt und aufdrängt.
Ludwig FeuerbachDenn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel steht, sondern der Mensch schuf, wie ich im "Wesen des Christentums" zeigte, Gott nach seinem Bilde.
Ludwig FeuerbachEinen Menschen, den mal lieb hat, und eine große Idee, die die Seele ausfüllt, was braucht man weiter?
Ludwig FeuerbachDie wahren Gesinnungen der Menschen in Betreff der Bedeutung einer Handlung offenbaren sich nicht in ihren Urteilen über das Tun, sondern über das Nicht-Tun der Handlung, da wo sie einer überläßt.
Ludwig FeuerbachAbwärts Tyrann, nach oben ein Knecht; Verleumder des Menschen, Speichellecker des Herrn - voila des Glaubens Porträt.
Ludwig FeuerbachDeine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich. Der Glückliche kann nur Glückliche um sich sehen.
Ludwig FeuerbachEin Mensch ohne Verstand ist auch ein Mensch ohne Willen. Wer keinen Verstand hat, läßt sich verführen, verblenden, von andern als Mittel gebrauchen; nur wer denkt, ist frei und selbständig.
Ludwig FeuerbachMann und Weib zusammen machen erst den wirklichen Menschen aus; Mann und Weib zusammen ist die Existenz der Gattung - denn ihre Verbindung ist die Quelle der Vielheit, die Quelle anderer Menschen.
Ludwig FeuerbachIm Leben ist der Mensch zehn Jahre im Kriege und zehn Jahre in der Irre, gleich dem Ulysses.
Ludwig FeuerbachDer wissenschaftliche Mann ist, weil friedfertig, auch nicht rechthaberisch. Ihm liegt mehr daran, belehrt zu werden, als recht zu haben.
Ludwig FeuerbachEs wird der Diamant an sich selbst nur erkannt. - Denken lernst du im Denken, das Wahr' erkennst du am Wahren. Liebe nur, wenn du schon liebst, nichts durch die bloße Kritik.
Ludwig FeuerbachZu einem vollkommenen Menschen gehört die Kraft des Denkens, die Kraft des Willens, die Kraft des Herzens.
Ludwig FeuerbachDie Liebe ist Leidenschaft, und nur die Leidenschaft ist das Wahrzeichen der Existenz.
Ludwig FeuerbachWas dein Inneres beschäftigt, das beschäftigt auch deinen Verstand, das nimmst du auch in ihn auf, als ein Objekt deiner Betrachtung, von dem du nicht lassen kannst.
Ludwig Feuerbach