Martin Heinrich Zitate
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Der Schmerz hat dann den Höhepunkt erreicht, Wenn sich die Träne im Auge nicht mehr zeigt.

Es bringt ein böses Wort Viel Unheil oft zuwege. Doch schreibst Du, überlege; Ein Brief spricht immerfort.

Mit unserer Weisheit steht es wahrlich noch sehr kläglich; wie wenig weise Männer schafft sie. Seht die Narren an, wie viel Narren sie täglich zuwege bringen.

Es gibt keine peinvollere Lage, als durch Lebensstellung begrenzte Lebenskraft und Hemmung nützlicher Tätigkeit, da, wo das Herz von tiefer Gefühlswärme belebt ist und der grollende Geist unsere zum Schlendrian, zum Hofedienst verurteilte Männlichkeit verhöhnt.

Narren brüsten sich laut und bringen ihr Wissen zu Markte, Doch der höhere Geist schweigt und verwendet die Kraft.

Rundes Kinn und weiche Hand Sind der Sanftmut Unterpfand; Dürre Hände, spitzig Kinn Deuten: Kalten, harten Sinn.

Trotz aller Gegenwehr müssen wir auf dem Wege zum Endzweck unseres Strebens manche nebensächliche, oft unbequeme Last auf unsere Schulter nehmen und mitschleppen.

Mit aller Schlauheit trachten die meisten Menschen darnach: alles das zu scheinen, was sie gern sein möchten.

Der Weise muß zum Schein Oft Thorheiten begehen, Sonst würde er allein Und unverstanden stehen.

Rohe Kraft ausüben, Enge Grenzen zieh’n, Heißt: Die Freiheit trüben, Eig’ne Größe flieh’n.

Wirst Du verkannt, vom flachen Volk verhöhnt, – Zeig‘ Dein Talent – und schnell ist man versöhnt.

Wenn dein Zorn in hellen Flammen sprüht, Dieser zügellos dich ganz durchglüht; Dann treffen den Nachbarn nur einzelne Funken. Doch tiefer bist du in der Achtung gesunken.

Was Du nicht weißt, gesteh‘ es offen, So darfst Du stets auf Nachsicht hoffen. Von Deinen Fehlern, Deinen Schwächen Mußt Du jedoch mit Nachsicht sprechen.

Der moderne Realismus ist die Kunst, das Gute schlecht und das Schlechte gut zu machen.

Nur dann, wenn Du Dich für andere aufzuopfern scheinst und nichts von Selbstgefälligkeit durchblicken läßt, nur dann nehmen sie Anteil an Deinem Wohl und Wehe.

Sich lieben und verstehen ist selten und doch kann und wird wahre Liebe nur bestehen, wenn man sich gegenseitig versteht.

Wenn wir bedenken, daß Vernunft ihre Stoffe nur allein aus dem Herzen, den Sinnen und unserer Einbildung holt, so wissen wir hinlänglich, wie weit sie in praktischer Beziehung verläßlich ist.

Haß frißt sich in selbstquälerischer Weise immer tiefer in das Herz hinein, weil er dort die meisten Widersprüche und in ihnen seine Nahrung findet.

Siehe, ob Du den Verstand Mit dem Geiste kannst vereinen, Bring‘ das Herz mit in Verband, Wirst harmonisch dann erscheinen.

Ich rathe Dir die größte Vorsicht in der Wahl Derjenigen, von denen Du Hülfe oder Beistand erbitten willst, denn nicht selten triffst Du unter ihnen Wichte, deren Gönnermienen Dich dafür aufs Empörendste verletzen.

Ihr Schwachköpfe, die Ihr Euch hochmüthig über Eure Nebenmenschen erhebt, sie mit verletzender Geringschätzung behandelt, betrachtet doch das Kleinste in der Schöpfung und Ihr müßt es für vollkommen halten und seine Schönheit erkennen.

Dunkel und verhüllt sind die Endzwecke des Schicksals und doch befördern wir täglich durch unser Tun und Denken – wenn auch scheinbar das Gegenteil – den geheimen Gang desselben.

Was nützt’s, daß du dein Wort uns stellst, Wenn du dir selbst das Wort nicht hältst?

Große Seelen können niemals geizig sein; Doch die größten Männer sind oft hierin klein.

Wahre Sittlichkeit steht unter dem Schutze der Selbstachtung. Unser Betragen steht dagegen unter dem Schutze der Verehrung und Achtung anderer.

Die Lüge straft durch’s eigene Bewußtsein; Die Wahrheit hält’s Gewissen und die Brust rein.

Wer sich selbst versteht, kennt seinen Wert und läßt nicht mit sich handeln. Nur der Charakterlose ist für jeden Preis feil.

Je mehr sich der Verstand des Menschen breitet, desto mehr verdrängt er die übrigen Elemente seines Innern, von denen er zuletzt gar nichts mehr hören oder sehen will. Und was bleibt schließlich noch von dem wirklichen Menschen übrig? – Nichts weiter als kalter, aufgeblasener Verstand.

Wie viel Glück und Freude geht uns oft unbeachtet und spurlos verloren, deren Werth wir erst nach dem Verluste erkennen.

Bei großen Männern reizt uns Alles zur Bewunderung; Für Unbedeutende fehlt Nachsicht und Verzeihung.

Was ist es denn, was uns so oft mit ganzer Kraft zu einem Menschen hinzieht, unsere Neigung und Liebe für ihn erweckt? – Es ist seine Sittlichkeit und die drückt stets den Besitz eines zärtlichen Herzens, so wie das Verlangen aus, auch bei uns ein Gleiches zu finden.

Duldsamkeit darf sich nicht stets hinter die Grenzen der ihr gebührenden Anerkennung verstecken, sonst wird sie Beleidigung.