Zitate von Martin Heinrich
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Der Weise muß zum Schein Oft Thorheiten begehen, Sonst würde er allein Und unverstanden stehen.

Rohe Kraft ausüben, Enge Grenzen zieh’n, Heißt: Die Freiheit trüben, Eig’ne Größe flieh’n.

Nachsicht findet man allein Nur bei edlen Seelen, Die noch nicht vergessen haben: Ich auch konnte fehlen.

Bei einer guten Tat sind wir uns stets selbst genug; bei einer bösen Tat sehen wir uns jedoch nach Mitschuldigen um.

Wie oft sind wir geneigt, das für Koketterie bei der Geliebten zu halten, was doch eigentlich nichts weiter ist, als der unschuldige, prickelnde Uebermuth ihres Liebesglückes.

Wir Alle verfolgen unsere Sonderinteressen, stürmen unaufhaltsam vorwärts, unserem Ziele zu, Einer dem Anderen den Vorsprung ablaufend, oder ihn durch List zurückhaltend.

Ebenso wenig wie Du die Schwere einer Bürde ermessen kannst, wenn Du die Andern tragen siehst, ebenso wenig vermagst Du den Druck des Elends Anderer erkennen, wenn Du im Glücke bist. Nur auf eigenen Schultern lernst Du das Gewicht kennen.

Wie schwierig ist’s, des Menschen Werth zu finden! Noch schwerer dann, den Lohn damit verbinden.

Wüßten wir, daß wir mit unserem ärgsten Feinde einst die Seligkeit des Himmels teilen müßten, ach! wie gern und schnell würden wir uns mit ihm versöhnen.

Narren brüsten sich laut und bringen ihr Wissen zu Markte, Doch der höhere Geist schweigt und verwendet die Kraft.

In der Verachtung wird der Gegenstand unserm Interesse entrückt; im Hasse dagegen näher heran gezogen.

Duldsamkeit darf sich nicht stets hinter die Grenzen der ihr gebührenden Anerkennung verstecken, sonst wird sie Beleidigung.

Du wirst niemals auf Widerspruch stoßen, sobald Du von Dir selbst etwas Schlimmes sagst. Hierin wird man Dir alles mit größter Bereitwilligkeit glauben.

Nicht, daß du mir meine Überzeugung nehmen oder ändern willst, bringt mich gegen dich in Harnisch, sondern weil du mir dafür die deinige aufdrängen willst.

Die Lüge straft durch’s eigene Bewußtsein; Die Wahrheit hält’s Gewissen und die Brust rein.

Wirst Du verkannt, vom flachen Volk verhöhnt, – Zeig‘ Dein Talent – und schnell ist man versöhnt.

Im Umgang offenbart sich der sittliche Grund, Und gibt sich durch Anmut und Höflichkeit kund.

Das hervorragende Organ des Charakters ist entschiedenes Wollen. Recht oder Unrecht, Gut oder Schlecht bleiben ihm ganz nebensächlich, wenn nicht edler Wille das Sittliche unterstützt.

Warum stehen Phantasie und Verstand so oft im Widerspruch? – Weil dieser mit kalter Sonde zergliedern will, was jene aus Duft und Luft und aus den leisesten Regung des Herzens gewebet und aufgebaut hat.

Von der menschlichen Natur Denke groß und edel nur; Doch wer Jeden für den Besten hält, – Jeder Narr ihn auch zum Besten hält.

Weisheit und Gelehrsamkeit sind so himmelweit verschieden, daß wir oft unter vielen Gelehrten nicht einen Weisen finden.

Haß frißt sich in selbstquälerischer Weise immer tiefer in das Herz hinein, weil er dort die meisten Widersprüche und in ihnen seine Nahrung findet.

Wer Schadenfreude bei des Nächsten Unglück zeigt, Der hat den Gipfelpunkt der Schlechtigkeit erreicht.

Die Wahrheit wirkt nur dann als großer Schatz, Wenn Vorurtheil und Irrthum räumt den Platz.

Es bringt ein böses Wort Viel Unheil oft zuwege. Doch schreibst Du, überlege; Ein Brief spricht immerfort.

Schönheit kann als solche nur existieren, wenn sie mit einem gewissen Grade von Phantasie betrachtet wird.

Sei als Freund behutsam und gerecht, Wer mit Mißtrau’n forscht, macht Alles schlecht.

Nur dann, wenn Du Dich für andere aufzuopfern scheinst und nichts von Selbstgefälligkeit durchblicken läßt, nur dann nehmen sie Anteil an Deinem Wohl und Wehe.

Anmut ist eine Verklärung des Geistes. Sie durchzieht uns jedoch nur dann mit ihrer Wunderkraft, wenn sie uns in Übereinstimmung mit Sittlichkeit und Güte entgegentritt.

Haß zu dem Gegenstande unserer einstigen Liebe ist wieder versöhnlich. Dagegen ist Menschenhaß in seiner Allgemeinheit der gefährlichste, denn er verfängt sich – wie giftige Drachenzähne – immer tiefer in unserer Brust.