seite 5
Wenn Dich die üblen Launen plagen, So schließ' Dich ein. Dort magst du sie für Dich ertragen, Uns macht es Pein.
Martin HeinrichSei nicht milde und nachsichtig, wo Strenge nothwendig ist. Es wird Dir nicht als Güte, sondern als unverzeihliche Schwäche ausgelegt und Du begehst eine Sünde.
Martin HeinrichSolange uns die Phantasie die Jugend des Herzens erhält, so lange sind wir auch noch für Liebe empfänglich.
Martin HeinrichWirklich moralischer Gehalt eines Menschen zeigt sich, wenn er von dem Bessern überzeugt ist und dann ohne Rücksicht auf seine Neigung handelt.
Martin HeinrichPhantasie ist die Fackel, welche uns voran leuchtet und das Dunkel erhellt, wenn wir auf der Leiter des Verstandes emporsteigen wollen zur Erkenntnis des Schöpfers.
Martin HeinrichNicht das Alter, sondern die Reife des Schriftstellers verdient Berücksichtigung. Bringt uns doch der Frühling die saft'gen Erdbeeren, duftige Veilchen; der Herbst dagegen sehr oft nur Holzbirnen und abgestorb'nes Haidekraut.
Martin HeinrichSchmücke nie Dein Werk mit allzu viel Erwartung, Denn nichts Herb'res gibt's, als nüchterne Enttäuschung.
Martin HeinrichScheinbildung ist leicht von wahrer Bildung zu unterscheiden; man betrachte nur die sogenannten "hohen Zirkel", die "bevorrechtigte Klasse" der Gesellschaft.
Martin HeinrichDer Schmerz hat dann den Höhepunkt erreicht, Wenn sich die Träne im Auge nicht mehr zeigt.
Martin HeinrichLeichtsinn der Jugend verfliegt, die Zeit veredelt die Kräfte, Thorheit im Alter ist Schwamm, der eich'ne Bohlen zerstört.
Martin HeinrichErhält man einen Freund, muß Treue ihn erhalten; Er hält dann fest sein Wort, hat er das Dein' erhalten.
Martin HeinrichErst dann erkennen wir den Menschen rein und klar, Wenn er beständig sich bewährt in der Gefahr.
Martin HeinrichSo, wie die Phantasie die warmblütige Königin, so ist der Verstand der ernste König des Menschen.
Martin HeinrichDer Mensch bleibt schwach bei aller Weisheit, Die nur zu oft der Stimmung unterliegt; Denn stets kommt eine neue Thorheit, Wenn kaum die alte ist besiegt.
Martin HeinrichGlücklich Derjenige, der das, was er denkt und fühlt, durch Worte auszudrücken vermag.
Martin HeinrichDie Ordnung des Geistes, der Seele bedingt - Daß Müssen und Wollen uns immer gelingt.
Martin HeinrichDeine Handlungen verdienen nur dann eine "edle That" genannt zu werden, wenn Du ein Verderben, ein Unglück abgewendet oder beseitigt hast.
Martin HeinrichWenn Freunde zu oft oder selten sich seh'n, Wird keine Freundschaft dauernd besteh'n.
Martin HeinrichIch trachte nach dem Apfel dort am höchsten Ast, Der unterm Baume liegt, ist für das Vieh zur Mast.
Martin HeinrichDiejenigen, welche von ihrer Unantastbarkeit zu hohe Meinung besitzen, zeigen oft eine beleidigende Geringschätzung anderer.
Martin HeinrichDas schwerste Opfere, welches der Mensch zu bringen vermag, ist, sein Herz brechen zu lassen und seiner Liebe entsagen.
Martin HeinrichWer Charaktere studiert, der suche das Herz zu ergründen, Nicht den Verstand und den Geist; heißt doch Charakter: Gemüt.
Martin HeinrichNicht immer ist der Charakter des Menschen verläßlich. Zuweilen ist er stark, aber nicht ganz und jederzeit.
Martin HeinrichDarfst dich nicht zu sehr des Nächsten Form anschmiegen; Wirst zuletzt dein Ich, dein eig'nes Selbst verbiegen.
Martin HeinrichDas allerhöchste Glück genießt: Wer stets mit sich zufrieden ist. Dies Glück erreichst du jederzeit Durch Ordnung und durch Tätigkeit.
Martin HeinrichWer unter allen Umständen Duldung zeigt, ist entweder ein Dummkopf oder ein Heuchler. Als ersteren können wir ihn nur bemitleiden, als letzterer aber verdient er, daß ihm jeder rechtschaffene Mensch aus dem Wege geht.
Martin HeinrichSchmeicheleien an die Geliebte gleichen den abfallenden Rosenblättern, wenn die Rose unserer Liebe zu verblühen anfängt.
Martin HeinrichWer das Garn zu dick gesponnen, Hat nur grobes Tuch gewonnen; Ob man's glättet, striegelt, reibt - Grob gesponnen - grob auch bleibt.
Martin HeinrichO, wäre doch der Schwachkopf lieber still, Er weiß vor lauter Wollen nicht was er will.
Martin HeinrichKein Baumgipfel ist so hoch, daß sich dort nicht ein Rabe ein Nest bauen und zu uns herabkrächzen könnte. So auch das Unglück: wo ist seine letzte Etage?
Martin HeinrichAusdauer im Guten ist: Willensreife und Überzeugungstreue; mithin ein Beweis eines richtig angebauten, fertigen Charakters.
Martin HeinrichNicht gestaltlos kann die Schönheit, Die Erkenntniß, Tugend, Wahrheit, Uns'rem Sinn sich offenbaren. Können wir Begriffe lieben? - Nein, wir fühlen uns getrieben, Form, Gestalt uns zu bewahren.
Martin HeinrichWir werden nie das eig'ne Vorurtheil bekämpfen, Und unsere Parteilichkeit nicht völlig dämpfen.
Martin HeinrichUnglück ist eine sinnbildliche Bezeichnung und wird von Jedem anders aufgefaßt und empfunden.
Martin HeinrichNur Unglück, welches plötzlich an uns heran tritt, fordert uns heraus, zu zeigen, ob wir klein oder groß sind.
Martin HeinrichZufriedenheit, die alles in sich trägt, was die Erde dem Sterblichen zu bieten vermag, gibt dir der Frohsinn.
Martin HeinrichWillst du in's Volk mit deiner Weisheit bringen, Mußt du dein Wissen auch recht faßlich bringen.
Martin Heinrich