Zitate von Joseph Joubert
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Ahmet die Zeit nach: Sie zerstört Alles langsam; sie untergräbt, nützt ab, entwurzelt, löst ab – allein sie reißt nicht mit Gewalt aus.

Höflichkeit ist die Blüte der Menschlichkeit. Wer nicht höflich genug ist, ist auch nicht menschlich genug.

Man muß die Leidenschaften reinigen. Selbst der Haß kann sich in einen lobenswerten Affekt verwandeln, wenn er nur aus Liebe zum Guten entsteht.

Das reife Alter ist aller Freuden des blühenden Jugendalters fähig und das hohe Alter aller Freuden der Kindheit.

Könnte ich doch die Wörter, die die Menschen mißbrauchen und mit denen sie sich täuschen, wie falsche Münzen außer Kurs setzen und aus ihrer Sprache verbannen.

Man berührt nur die Werte der Oberfläche in der Gesellschaft, die der Tiefe in der wahren Freundschaft.

Die Menschen sind dazu verdammt, entweder Sklaven der Pflicht oder Sklaven der Macht zu sein.

Die Menschen sind niemals gerecht, höchstens gelegentlich und nur gegen die, die sie lieben.

Die Revolution hat meinen Geist aus der Welt der Wirklichkeit verscheucht, indem sie mir dieselbe zu fürchterlich gemacht.

Beschäftigung mit anderen erheitert – Beschäftigung mit sich selbst verstimmt. Daher die Schwermut verschlossener Menschen.

Um in der Welt Erfolg zu haben, braucht man Tugenden, die beliebt, und Fehler, die gefürchtet machen.

Vorzügliche Schriftsteller schreiben nur wenig, weil sie viel Zeit brauchen, um ihren Reichtum und ihren Überfluß zu ordnen, zu verdichten und als abgeschlossene Kunstwerke hinausgehen zu lassen.

Der Mensch bewohnt im Grunde genommen nur seinen Kopf und sein Herz. Alle Räume, die dort nicht sind – und mögen sie auch vor seinen Augen, an seiner Stelle zu seinen Füßen sein, – gibt es es für ihn nicht.

Jede Strafe soll, wenn der Fehler bekannt ist, nicht nur heilend, sondern beispielgebend sein. Sie soll entweder den Schuldigen oder die Öffentlichkeit bessern.

Ein Teil der Güte besteht vielleicht darin, daß wir die Menschen mehr achten und lieben, als sie es verdienen; allein dann ist es ein Teil der Klugheit, zu glauben, daß die Menschen nicht immer das wert sind, wie man sie schätzt.

Die Religion ist die einzige Metaphysik, die das Volk imstande ist, zu verstehen und anzunehmen.

Man muß sich lieben machen, denn die Menschen sind nur gegen Die, welche sie lieben, gerecht.

Wirklich sind es die deutlichen Ideen, die zum Sprechen gebraucht werden; fast immer ist es irgend eine konfuse Idee, die uns zum Handeln treibt. Diese beherrschen das Leben.

Es gab eine Zeit, da wirkte die Welt auf die Bücher, aber jetzt wirken die Bücher auf die Welt.

Verstand kann ich nicht jenen ungeschliffenen Verstand nennen, der mit seinem Gewichte alles Heilige, alles Geweihte erdrückt; jenen tückischen Verstand, der sich über Irrtümer erfreut, wenn er deren zu entdecken vermag; jenen fühllosen und hämischen Verstand, der die Gläubigkeit verunglimpft.

Hat die Idee die höchste Stufe der Vollkommenheit erreicht, so bricht das Wort auf wie eine Blüte.

Wenn du dich mit anderen vergleichst, könntest du bitter werden und dir nichtig vorkommen; denn immer wird es jemand geben, größer und geringer als du.

Die das Laster liebenswürdig machen, schätze ich doch höher als die, welche die Tugend erniedrigen.

Warum kann ich die Wörter, mit welchen sie solchen Mißbrauch treiben und die sie selbst betrügen, aus der Sprache der Menschen nicht gleich einer falschen Münze in Verruf bringen und verbannen?

In der Literatur und in den üblichen Urteilen über Schriftsteller findet man mehr Ansichten der Übereinkunft als Wahrheiten.

Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.