Zitate von Meister Eckhart
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Ich soll meinen Freund lieben um seiner Güte und um seiner eigenen Tugend willen und um alles dessen, was er in sich hat.
Gott ist mir näher, als ich mir selber bin. Mein Dasein hängt daran, daß Gott mir nahe und gegenwärtig ist.
Die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen, sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind.
Soll die Seele Gottes gewahr werden, so muß sie auch ihr Selbst vergessen und sich selber verlieren. Denn solange sie sich selbst sieht und weiß, solange gewahrt sie Gott nicht.
Je weiser und mächtiger ein Meister ist, um so unmittelbarer kommt sein Werk zustande, und um so einfacher ist es.
Wenn wir ein kleines Blümchen ganz und gar, so wie es in seinem Wesen ist, erkennen könnten, so hätten wir damit die ganze Welt erkannt.
Ja, ich sage, es gibt kein Ding, das den Menschen so gleich machen könnte als leiden.
Nicht durch ein Gebet kann ein Herz rein werden, sondern aus einem reinen Herzen entfließe das reine Gebet.
Es war nie größere Mannheit und Streit und Kampf, als der sein Selber vergißt und verleugnet.
Ich (aber) sage, daß ein vollkommener Mensch sich gleich ungern für eine Stunde wie für tausend Jahre von Gott trennen möchte.
Die Freunde Gottes sind nie ohne Labe; denn was Gott will, das ist, ob erquicklich oder unerquicklich, für sie die höchste Labsal.
Die Buße ist schlechthin Erhebung des Gemütes über alles Endliche, ein Aufgehen in Gott.
Ich sage, daß ein vollkommener Mensch sich so schwer von Gott scheiden und trennen würde, daß ihm eine Stunde ebenso schmerzlich wäre als tausend Jahre.
Wer unbetrübt und lauter sein will, muß eines besitzen, das ist die innere Einsamkeit.
Etliche Leute wollen Gott mit Augen schauen, so wie sie eine Kuh betrachten, und wollen Gott genauso lieben, wie sie eine Kuh lieb haben.
Solange du deine Werke verrichtest um des Himmelreichs, um Gottes oder um deiner Seligkeit willen, also von außen her, so bist du wirklich nicht auf dem Rechten. Man kann es ja wohl mit dir aushalten, doch das Beste ist das nicht.
Nimm dich selber wahr und wo du dich findest, da laß von dir ab. Das ist das allerbeste.
Merket wohl, alle nachdenklichen Gemüter: Das schnellste Roß, das euch zur Vollkommenheit trägt, ist Leiden. Nichts ist so gallebitter wie Leiden: und nichts so honigsüß wie Gelittenhaben.
Solange man die Dinge begehrt, besitzt man sie nicht. Wenn man sie hat, liebt man sie, aber die Begierde fällt weg.
In allen übrigen Wesen ist Gott als Wesen, als Tätigkeit, als Empfinden, aber nur in der Seele gebiert er sich. Alle Kreaturen sind eine Fußstapfe Gottes, aber die Seele ist in ihrer Natur Gottes Ebenbild.
Des rechten Betens Bedingungen sind vor allem diese vier: in Trübsal Langmut und Geduld, im Herzen Reinheit; im Beten selbst Beharrlichkeit.
Wer sich an Gott hängt, dem hängt Gott sich an und alles Tüchtige. Und was du zuvor suchtest, das sucht nun dich, welchem du zuvor nachjagtest, das jagt nun dir nach und was du zuvor fliehen mußtest, das flieht nun dich.
Der gegenwärtige Augenblick ist das Fenster, durch das Gott in das Haus meines Lebens schaut.
Das Beste und Herrlichste, wozu man in diesem Leben gelangen kann, ist, daß du schweigst und Gott wirken und sprechen läßt.
Die Leute sollten nicht immer soviel nachdenken, was sie tun sollten, sie sollen lieber nachdenken, was sie sein sollten. Wären sie nur gut, so möchten ihre Werke selber leuchten.
Es ist der Natur schlechthin unmöglich, ein Wesen zu zerbrechen, zu schädigen oder irgend anzutasten, wofern sie nicht damit auf einen höheren Wert hinaus will.
Es ist der Menschen Gewohnheit, daß ihnen wenig schmeckt, was sie nicht mit leiblichen Sinnen begreifen können.
Der Mensch soll sich daran gewöhnen, nicht das Seine in den Dingen zu suchen oder zu nehmen, sondern in allen Dingen Gott zu suchen und zu nehmen.
Das wäre eine schwache Innerlichkeit, der das äußere Kleid aufhelfen müßte: das Innere soll dem Äußeren aufhelfen.
Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
Nicht gedenke man Heiligkeit zu gründen auf ein Tun; man soll Heiligkeit vielmehr gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen.
Niemals kann man ein Ding recht in sich selbst erkennen, wenn man es nicht in seiner Ursache erkennt. Niemals kann es Erkenntnis heißen, wenn sie nicht das hervorbringende Ding kennt.
Wo Leib und Seele miteinander in Eintracht sind, sind alle Werke dem Menschen süß und lustvoll.
Der Mensch ist ein kleines Ding, wenn er sich nicht über sich selbst und alle Dinge zu erheben vermag.
Hätte ich einen Gott, den ich verstehen könnte, ich wollte ihn nimmer für Gott halten.
Ich will Gott immer bitten, daß Er Sich mir gebe: ich will Ihn bitten, daß er mich lauter mache. Denn wäre ich lauter, Gott müßte sich mir geben aus Seiner eigenen Natur und Sich in mich fügen.