Zitate von Meister Eckhart
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So weit du ausgehst aus allen Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen, dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst.
Hast du dich selbst lieb, so hast du alle Menschen lieb wie dich selbst. Solange du einen einzigen Menschen weniger lieb hast als dich selbst, so hast du dich selbst nie wahrhaft lieb gewonnen.
Es gibt nichts, woran man besser erkennen kann, ob man ganze Liebe habe, als Vertrauen.
Ich überlegte mir heute nacht, dass nur Gleiches aufeinander wirken kann. Ich kann kein Ding sehen, das mir nicht gleich ist, und ich kann kein Ding erkennen, das mir nicht gleich ist. Gott trägt alle Dinge verborgen in sich selbst, aber nicht in dies oder das unterschieden, sondern eins in Einheit.
Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist.
Gott aber, hat man ihn überhaupt, so hat man ihn allerorten; auf der Straße und unter den Leuten so gut wie in der Kirche oder in der Einöde oder in der Zelle…
Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten Gott; denn, wenn der Gedanke vergeht, vergeht auch der Gott. Man soll vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit erhaben ist über die Gedanken der Menschen und aller Kreaturen.
Jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein aufgeschlagenes Buch, und wer darin recht zu lesen weiß, der braucht keine Predigt mehr.
Hölle ist nichts als ein Wesen. Was hier das Wesen der Leute ist, das bleibt ihr Wesen in Ewigkeit, so wie sie drin gefunden werden.
Gott ist dreifach von Person und doch einfach von Natur. Gott ist auch an allen Orten, und an jedem Ort ist Gott ganz. Das will so viel sagen, daß alle Orte ein Ort Gottes sind.
Du sollst wissen, daß sich noch niemals ein Mensch in diesem Leben in die Tiefe hinein selbst so gelassen hat, daß er nicht noch mehr für sich zu lassen fände.
Man soll Gott nicht außerhalb von einem erfassen und ansehen, sondern als mein Eigen und als das, was in Einem ist.
Die Seele soll ihren Schritt lenken in die Ewigkeit ihres eignen Wesens und andächtig betrachten, wie sie durch die Gnade Gottes eine unvergängliche Natur ist, die er berufen hat zur Gemeinschaft seiner ewigen Seligkeit.
Was kann es Süßeres geben, als einen Freund zu haben, mit dem du alles, was in deinem Herzen lebt, bereden kannst wie mit dir selber?
Soll Gott gesehen werden, so muß es in einem Lichte geschehen, das Gott selbst ist. Das Auge, in dem ich Gott sehe, ist dasselbe Auge, darin mich Gott sieht – mein Auge und Gottes Auge ist ein Auge und ein Erkennen und ein Lieben.
Da der Mensch in diesem Leben nicht bestehen kann ohne Arbeit, diese vielmehr des Menschen Teil ist, darum so lerne der Mensch, seinen Gott zu haben mitten in den Dingen und ungehindert zu bleiben von Geschäft und Ort.
Nimm das schnödeste Geschäft von der Welt: Deine Hingabe verleiht ihm Adel und höheren Wert.
Alles Kornes innerste Natur meint den Weizen, alles Metall meinet Gold, alle Geburt meinet den Menschen.
Denn wer Gott unter bestimmten Formen sucht, der ergreift wohl die Form, aber Gott, der in ihr verborgen ist, entgeht ihm.
Vom Werk nicht lassen, Doch lassen von des Werkes Wirkung. Um Wirkung unbekümmert werken, Das ist das hohe Lassen! Der Gang der Freien.
Solang einer der Wahrheit nicht gewachsen ist, solang wird er die Wahrheit nicht verstehen.
In Gott gibt es nicht Traurigkeit, noch Leid, noch Ungemach: willst du ledig sein alles Ungemachs und Leides, so halte dich allein an Gott! Sicherlich! All dein Leid kommt nur davon, daß du nicht umkehrst in Gott.
Nun merket, wie die Seele zu ihrer höchsten Vollendung kommen kann: Wenn Gott in die Seele getragen wird, dann entspringt in der Seele ein göttlicher Liebesquell, der treibt die Seele wieder in Gott zurück, sodaß der Mensch nichts mehr wirken mag als geistliche Dinge.
Das Edelste, was am Menschen ist, das ist Blut, wenn es gut will. Aber das Ärgste, das am Menschen ist, das ist Blut, wenn es übel will.
Die allerbeste Buße ist die, daß man sich zu einer vollkommenen Abkehr entschließt von allem, was nicht durchaus Gott und göttlich ist an uns und aller Welt.
Alle Liebe dieser Welt ist auf Eigenliebe gebaut. Ließest du die Eigenliebe, so ließest du leicht die ganze Welt.
Wes die Geister voll sind, des begehren sie ohne Unterlaß, und wonach sie begehren, das besitzen sie allezeit in neuer, grünender, freudenreicher Wonne.
Du brauchst Gott weder hier noch dort zu suchen; er ist nicht weiter als vor der Tür des Herzens. Dort steht er und harrt und wartet.
Was Gott liebt, das ist etwas; was Gott nicht liebt, das ist nichts, sagt das Buch der Weisheit. – Daz got minnet, daz ist iht; waz got niht enminnet, daz enist niht, alsô sprichet daz buoch der wîsheit.