Zitate von Moritz Gottlieb Saphir
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Die Liebe ist wie eine Brennessel; der Mann faßt sie hart an, und sie verletzt ihn nicht. Die Frauen erfassen sie zaghaft, und sie fühlen das brennende Gift.

In der Liebe heißt’s immer riskieren. Das Herz, das man gewinnt, ist selten den Verstand wert, den man verliert.

Viele Menschen lieben auch die Dichter bloß so wie sie den Käse lieben, das heißt, sie finden ihn nur dann erst gut, wenn er von den Würmern angegangen wird.

Nicht das ist das Unglück, daß Liebe blind macht, sondern daß die Ehe ein Augenarzt ist, der ihr den Star sticht.

Die Narren reden die Wahrheit; ein kluger Mensch wird nicht so ein Narr sein, und die Wahrheit reden.

Manche jungen Männer sind Liebhaber, nicht, weil sie die Liebe haben, sondern weil sie das Haben lieben. Sie betrachten das Herz des Mädchens als Durchgangskammer zur Kasse des Vaters.

Hoffnung ist der Deckmantel aller Faulheit, die Ausrede des Müßiggängers. Hoffnung ist der Vorwand, die Hände in den Schoß zu legen und seine Sache von der Vorsehung besorgen zu lassen.

Zeitgeist! Unter allen Verbindungen und Ehen, welche die deutsche Sprache gestiftet hat, ist keine so unpassend und unglücklich ausgefallen wie die Vermählung der Zeit mit dem Geist.

Warum fallen den Männern dieHaare früher aus als den Frauen? Weil sie sich mehr den Kopf kratzen müssen.

Von drei bis vier, da fehlet keiner, Ein Bündniß ist es, ein geschwornes, sie sitzen alle da bei Scheiner und rauchen friedlich ihr Gefrornes!

Der Unterschied zwischen einem Doktor der Medizin und einem der Rechtswissenschaft: Je mehr Advokaten, desto länger der Prozeß, je mehr Ärzte, desto kürzer der Prozeß. Die Advokaten schicken ihre Patienten von einem Gericht zum andern, die Ärzte schicken sie vors jüngste Gericht.

Die Liebe ist das großes Theaterstück des Lebens. Es unterscheidet sich von anderen Theaterstücken, daß in der Liebe diejenigen Stücke, in denen sich die Liebenden nicht bekommen, Lustspiele sind, die Stücke aber, in denen sich die Liebenden am Ende bekommen, die Trauerspiele werden.

Zu Michaeli und Georgi steigen die Hausbesitzer bis ins letzte Stockwerk empor, um die Miete zu kassieren. Dann kommen sie dem Wunsch der Hausbewohner nach und gehen mit der Miete herunter.

Über die Wahrheit, Tugend, Dankbarkeit, die geschriebenen Gesetze und die stärksten Gesetzesfolgen sich stellend, wirft die Liebe ihre Gunst dem erstbesten, dem erhabensten wie dem niedrigsten Geschöpf in die Arme.

Zwei schöne Frauen werden sich nie lieben, nie anerkennen, daß die andere schön ist. Es geht ihnen wie den römischen Zeichendeutern: alle Welt glaubte ihren Wundern, nur sie selbst machten sie sich wechselseitig streitig.

Die leidige Selbstliebe ist der Feind, warum Menschen nicht einschlafen können.

Um Weiber zu überreden, muß man sich nicht an ihre Vernunft, sondern einzig an ihr Herz wenden – ihre Vernunft wird erst dann aufmerksam, wenn ihr Herz schon gewonnen ist.

Warum sagt man eigentlich dankbar ? Weil der Mensch gewöhnlich keinen Dank bar ausdrückt.

Wenn der Mensch in einem gewissen Alter alle seine Liebesbriefe lesen würde, bliebe es ihm unbegreiflich, wie in ein Wesen von fünf Fuß Höhe eine ganze Bibliothek von Dummheiten geraten konnte.

Die Philosophie ist ein Frauenzimmer; wenn sie keinen Grund mehr anzugeben weiß, fällt sie in Ohnmacht.

Ein guter deutscher ehrlicher Beamter, der lacht gar nicht, bevor er sich umsieht, ob es seine Behörde etwa merkt.

Ohne zwei Dinge kann man in der Gesellschaft nicht leben: Ohne schöne Redensarten und ohne schöne Frauen

Die Liebe und die Gegenliebe spielen die vielhändige Ouvertüre zu jeder innigen Empfindung, die Gerechtigkeit deklamiert, recitiert und citiert, und das Glück singt seine große Bravourarie mit Begleitung des vollen Orchesters.

Der Witz fängt da an, wo das Geld aufhört. Je mehr Geldmangel, desto mehr Witzüberfluß.

Ein Mädchenherz ist wie ein Teekessel; soll er zum erstenmal heiß werden und sieden, muß es eine große Flamme sein. Wenn es einmal gekocht hat, kocht es auch bei kleiner Flamme weiter.

Das weibliche Herz soll sein wie eine Schwalbe, so häuslich, so heimisch. wiederum soll es nicht so sein wie eine Schwalbe, es soll nicht entfliehn, wenn der Herbst naht.

Wenn du in der Gunst des Publikums steigst, so denke an Eulenspiegel und weine; denn sei versichert, du wirst wieder heruntersteigen.

Man sagt, die Gerechtigkeit sei blind. Sie ist aber nur so blind wie ein blinder Spiegel: Es schaut nichts heraus.

Der Mensch lernt oft fremde Sprachen, nur seine eigene nicht. Er studiert auch eifrig fremde Menschen, doch seinen eigenen inneren Menschen lernt er niemals kennen.

Die erste Liebe eines Frauenzimmers trifft fast immer einen unwürdigen Gegenstand. In dieser Hinsicht gleichen die Frauenzimmer den neuen Fässern: sie müssen nicht gleich mit Wein, sondern erst mit Wasser gefüllt werden, damit man in Erfahrung bringt, wie viel sie fassen können.

Es gibt eine große Kunst: sich selbst auszuschlafen; aber es gibt eine noch größere, noch schwierigere Kunst: einzuschlafen.

Die ganze deutsche Philosophie beruht auf Sitzen. Hegel sagt, daß Ich setzt sich, Schelling sagt, das Nichtich setzt sich. Gesetzt den Fall, das Ich setzt sich und das Nichtich setzt sich nicht, so bleibt der Mensch zwischen zwei Gedankenstühlen sitzen.

Um Menschen kennenzulernen, muß man mit ihnen umgehen; aber sie zu achten, muß man sie meiden.

Gott Amor, Gott Hymen und der Tod haben ein Licht. Amor hat ein Talglicht, das schmilzt schnell, Hymen hat ein Wachslicht, das brennt hell, und der Tod hat eine Pechfackel, die verrinnt schnell.

Man tut den Frauen Unrecht, wenn man sagt, sie würden immer zu spät fertig; es ist nicht wahr: sie fangen immer nur zu spät an.

Viele Journalisten und Recensenten sind wie die Kakadus, sie ziehen die Klaue ein, wenn sie gefüttert werden, und drücken ein Auge zu, wenn sie zu trinken bekommen.

Das Narrenhaus ist ein Haus des Glücks; denn es ist schon ein Glück, daß man den Narren ein Haus baut. Den klugen Leuten baut kein Mensch eins.

Kopf und Herz sind Glocke und Zeiger an dem Menschenturm. Bei den Toren ist das Herz der Zeiger und der Kopf die Glocke, die nach dem Befehle des Zeigers anklingt; bei Klugen umgekehrt.

Welches war in der Welt die erste Tasche? Die Plaudertasche. Hätte Eva mit der Schlange nicht geplaudert, hätte ihr die Schlange keinen Apfel angeboten, und wir wären noch alle im Paradies.

Und wirfst du tausendmal den Haß hinaus, er kehrt dir tausendmal zurück ins Haus.

Die Ehe ist, nach Plato, ein Wiederfinden; das mag wahr sein, aber der redliche Finder wird selten belohnt.

Wer unter Menschen nur einen Engel sucht, der findet kaum Menschen. Wer aber unter Menschen nur Menschen sucht, der findet gewiß seinen Engel.

Die Liebe ist für viele Frauen ein Rausch, sie sehen doppelt. Auch wenn sie schon einen im Herzen haben, haben sie noch einen im Auge, und ein dritter liegt ihnen im Magen.