Oscar Wilde Zitate
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Frauen wissen nie, wann der Vorhang fällt. Sie erwarten immer den sechsten Akt, auch wenn sich das Werk an Interesse erschöpft hat, wollen sie es verlängern.
Politiker werden nach ihrer Standfestigkeit beurteilt; leider beharren sie deshalb auf ihren Irrtümern.
Musiker haben immer nur den Wunsch, daß man absolut stumm ist, während man selbst nur den Wunsch hat absolut taub zu sein.
Männer wollen immer die erste Liebe einer Frau sein. Wir Frauen haben in diesen Dingen mehr Gefühl: Wir möchten die letzte Liebe eines Mannes sein.
Sich etwas einzubilden, das ist eine der vorzüglichsten Eigenschaften. Aber nur wenige wissen, wie sehr man diese Gabe erstreben sollte. Viele Männer und Frauen haben in ihrer Einbildung Trost gefunden, doch der Durchschnittsmensch kriecht auf allen vieren der Bescheidenheit nach.
Man redet so viel, wie herrlich Vertrauen sei. Man scheint zu übersehen, daß Mißtrauen viel sublimeren Reiz gewährt. Vertrauen ist immer plump, der Zweifel fördert unsere Entwicklung.
Der Besitz erzeugt nicht nur Pflichten, er schafft so viele, daß eine Fülle davon Qual ist.
Prüfungen sind von A bis Z ein Humbug. Entweder man ist Gentleman, dann weiß man alles, was man braucht, oder man ist kein Gentleman, dann schadet einem alles, was man weiß.
Schlechtigkeit ist eine von guten Menschen erfundene Fabel, die die merkwürdige Anziehungskraft der anderen erklären soll.
Wodurch unterscheidet sich der Heilige von dem Sünder? Jeder Heilige hat eine Vergangenheit, jeder Sünder hat eine Zukunft.
Könnte man doch den Engländern das Reden und den Iren das Zuhören beibringen, die hiesige Gesellschaft wäre ziemlich zivilisiert.
Männer heiraten, weil sie müde sind, die Frauen weil sie neugierig sind. Beide werden enttäuscht.
Wenn ein Mann sagt, er habe das Leben erschöpft, so kann man immer sicher sein, daß das Leben ihn erschöpft hat.
Die Frau ist kein Genie, sie ist dekorativer Art. Sie hat nie etwas zu sagen, aber sie sagt es so hübsch.
Alle anziehenden Leute sind immer im Kern verdorben. Darin liegt das Geheimnis ihrer sympathischen Kraft.
Die hauptsächlichste Gefahr der Ehe liegt darin, daß man selbstlos wird. Selbstlose Leute sind farblos.
Eine Idee, die nicht gefährlich ist, verdient es nicht, überhaupt Idee genannt zu werden.
Ist jemand ein Gentleman, weiß er genug, und ist er keiner, so ist alles, was er weiß, schlecht für ihn.
Ich verstehe nicht, weshalb man so viel Wesens um die Technik des Komödien-Schreibens macht. Man braucht doch nur die Feder in ein Whisky-Glas zu tauchen.
An nichts erkennt man besser die Gemütsart eines Menschen als am Wesen seines Geliebten.
Was einer wirklich besitzt ist das, was in ihm steckt. Was um ihn herum ist, sollte nicht von Bedeutung sein.
In Amerika regiert der Präsident für vier Jahre und der Journalismus für immer und ewig.
Fragen zu stellen lohnt sich immer – wenn es sich auch nicht immer lohnt, sie zu beantworten.
Wenn Männer aufhören zu sagen, was charmant ist, hören sie auch auf nachzudenken, was charmant ist.