Zitate von Oscar Wilde
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Der Wert des Gedankens steht in gar keinem Zusammenhang mit der aufrichtigen Gesinnung dessen, der ihn gefaßt hat.
Das ist eines der Geheimnisse des Lebens: Die Seele mit den Mitteln der Sinne und die Sinne mit den Mitteln der Seele zu heilen.
Hielte ich mich durch sechs Monate auf dem Lande auf, ich würde sicherlich alles Sophistische so sehr verlieren, daß man nicht die mindeste Notiz mehr von mir nähme.
Wagners Musik ziehe ich jeder anderen Musik vor. Sie ist so lärmend, daß man die ganze Zeit über sich laut unterhalten kann, ohne daß die anderen verstehen, was man sagt.
Manchmal bin ich so geistreich, dass ich nicht ein einziges Wort von dem verstehe, was ich sage.
Andere Menschen sind ziemlich schrecklich. Die einzige Gesellschaft, in der man es aushalten kann, ist man selbst.
Einbildungskraft ist eine Eigenschaft, die den Menschen dafür entschädigt, was er nicht ist. Und der Sinn für Humor sorgt dafür, daß er für das getröstet wird, was er ist.
Solange der Krieg etwas Frevelhaftes hat, behält er seine Faszination. Erst wenn die Menschen in ihm etwas ganz Gewöhnliches sehen, wird ihnen die Lust daran vergehen.
Ich verstehe nicht, weshalb man so viel Wesens um die Technik des Komödien-Schreibens macht. Man braucht doch nur die Feder in ein Whisky-Glas zu tauchen.
An nichts erkennt man besser die Gemütsart eines Menschen als am Wesen seines Geliebten.
Vergnügen ist das Einzige, wofür man leben sollte. Nichts altert so schnell wie das Glück.
Es gibt nur eine Unannehmlichkeit, die peinlicher ist, als in aller Munde zu sein: nicht in aller Munde zu sein.
Man hat einmal große Erwartungen auf die Demokratie gesetzt, aber die Demokratie ist nichts als ein Niederprügeln des Volkes durch das Volk für das Volk.
Es gibt schreckliche Versuchungen, und es erfordert Kraft, Kraft und Mut, ihnen nachzugeben.
Treue ist für das Gefühlsleben, was Stillstand für das geistige Leben ist, nichts weiter als ein Bekenntnis des Versagens.
London ist voll von Frauen, die an ihre Gatten vertrauend glauben. Man erkennt sie sogleich; sie sehen so unglücklich aus.
Frauen wissen nie, wann der Vorhang fällt. Sie erwarten immer den sechsten Akt, auch wenn sich das Werk an Interesse erschöpft hat, wollen sie es verlängern.
Die Welt zerfällt ganz einfach in zwei Klassen – in die, die das Unglaubliche glauben, wie das Publikum, – und die, die das Unwahrscheinliche tun.
Das wachsende Gefühl für Moral bei Frauen macht Ehen zu einer so hoffnungslosen, einseitigen Einrichtung.
Wenn wir Männer die Frau bekämen, die wir verdienen, könnte uns nichts Schlimmeres passieren.
Frauen besitzen einen wunderbaren Instinkt. Alles entdecken sie, nur das Nächstliegende nicht.
Es gibt Leidenschaft, Anbetung, Liebe, aber niemals Freundschaft zwischen Mann und Frau.
Das Kopieren eines anderen im sittlichen Verhalten oder in der Lebensführung ist von Übel.
Solange man den Krieg als ein Verbrechen betrachtet, wird er die Menge immer geheimnisvoll anlocken. Wenn er etwas Vulgäres geworden ist, wird man aufhören, sich darum zu kümmern.
Man hat oft gesagt, mit Gewalt lasse sich nichts beweisen. Das hängt jedoch davon ab, was man beweisen will.
Die Seele kommt alt zur Welt, aber sie wächst und wird jung. Das ist die Komödiee des Lebens. Der Leib kommt jung zur Welt und wird alt. Das ist die Tragödie unseres Daseins.
Wenn Männer werben, sind wir „hübsche Kinder“, nicht klug genug, ein Leben uns zu schaffen, und so vernichten sie’s. Wie wenig Mitleid erfahrn in dieser bösen Welt wir Frauen; die Männer locken uns zum Abgrund und fliehn uns, wenn wir stürzen.
Der wirkliche Nachteil der Ehe ist, daß man durch sie uneigennützig wird, – und selbstlose Menschen sind farblos. Es fehlt ihnen an Individualität!
Eine Weltkarte, in der Utopia nicht verzeichnet ist, ist keines Blickes wert, denn sie unterschlägt die Küste, an der die Menschheit ewig landen wird.
Alles, was ich weiß, ist, dass man das Leben nicht verstehen kann ohne viel Güte, und dass man es nicht leben kann ohne viel Güte.