Zitate von Paul Richard Luck
page 4
Beim Genießenden überschwemmen die Gefühle die Gedanken, beim Kritisierenden die Gedanken die Gefühle.
Wer Erkenntnisse sucht, wird ewig Sucher bleiben müssen, denn die Welt gibt keine Rätsel auf. Sie zeigt nur Lösungen vor, und die Rätsel dazu erdenken wir.
Dem Flachen erscheint alles so unbedeutend wie er selber ist. Daher seine Schwärmerei.
Der Stille entspringt alles Große, der Unrast alles Kleine. Unsere heutige Kultur ist ein Produkt der Unrast und darum die Negation der Kultur.
Alle Schwärmerei ist nur Liebe zur Sehnsucht. Sie geht an dem Gegenstand vorbei, den sie treffen will.
Reine Empfindungen führen nie zu Handlungen, sondern vollenden ihren Kreislauf in der Seele.
Nur gänzliches Sichhingeben ist Befreiung seiner selbst, allerdings gibt man sich zugleich damit auf.
So gibt es irgendwo, und sei es auch in der tiefsten Tiefe, eine Grundwahrheit? Ja, aber sie ist ewig unzulänglich; muß es sein, weil die seelenbildende Substanz nur von einem noch tieferen Vermögen als unseres ist, begriffen werden kann.
Der Tod ist so wenig die Negation des Lebens wie die Finsternis die Negation des Lichts. Unsere Anschauung entscheidet nur innerhalb der Grenzen der Wirklichkeit. Aber an den Quellen stehen wir nur außerhalb der Wirklichkeit.
Das feinste Kennzeichen eines Menschen ist sein Zartgefühl. Nicht seine Reden, erst recht nicht seine Handlungen.
Irrtum und Wahrheit gibt es nur im Gebiet der Tatsachen, nicht in dem des Geistes. Schon bei Motiven zu menschlichen Handlungen versagt oft die Sprache.
Es gibt keinen Weisen, der sich nicht für beschränkt hielte; wie es keinen Beschränkten gibt, der sich nicht für weise hielte.
Die Gemäßigten bringen den meisten Nutzen und die größte Häßlichkeit. Die Leidenschaftlichen stiften den meisten Schaden, aber verschenken die höchste Schönheit.
In der Unvernünftigkeit liegt die höhere Vernunft, nämlich die Vernunft des Weltgeschehens.
Einigkeit macht schwach, nämlich den Einzelnen, der, ist er einig mit anderen, nicht mehr er selber ist.
Wer betet an? Der glaubt, erfassen zu können. Wer ist demütig? Der glaubt, die Unendlichkeit achte seiner und höre ihn.
Das Relative, dem alle Wirklichkeit abgesprochen wird, das gerade ist das Verhängnisvolle.
Wenn wir unser Denken vergessen könnten, wären wir vielleicht gerettet und könnten Menschen werden.
Mit meinem Denken kann ich mein Empfinden nie erschöpfen. Im Gegenteil: an meinem Empfinden erschöpft sich all mein Denken.
Man opfert sich immer nur Ideen, die man nicht erfaßt hat. Hätte man sie erfaßt, so würde man auch über sie hinauswachsen. Man würde stärker werden als sie und sie – verachten lernen, eben weil sie fremde Ideen sind.
Durch nichts kann man sich vor sich so lächerlich machen wie durch durch Ueberzeugungen. Der Ueberzeugungstreue ist immer blind. Er ist Fanatiker und Träger einer fixen Idee.
Die Urteilsfähigkeit des Flachen ist ein unmittelbares Produkt seiner Untiefe. Seine Taten geschehen nach Konstruktionen der Vernunft, da sein Gefühl die Dinge nicht erfassen kann.
In unserem Heiligsten und Tiefsten belügen wir uns selber am meisten. O, wie gut wir uns selbst zu belügen verstehen! Besser als andere.
Von unserem wahren Wesen glauben wir oft, es wäre eine Maske, daher auch das viele seelische Unglück.
Wie reich muß einer innerlich sein, um es ertragen zu können, ein armer Mensch zu sein!