Zitate von Rahel Varnhagen von Ense
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Kenntnisse sind die einzige Macht, die man sich verschaffen kann, wenn man sie nicht hat, Macht ist Kraft, und Kraft ist alles.
Die Schläge haben das Alte in mir gestählt, und bewährt, und mich wahrlich neu, und weiter urbar gemacht.
Reisen setzt immer eine große Müßigkeit voraus, oder man muß sie dazu voraussetzen.
Mittheilen, beweisen läßt sich die Liebe nicht. Jeder liebt allein, wie man allein betet.
„Die Menschen verstehen einander nicht.“ Sie lieben sich zu ungleichen Stunden; möchte ich noch hinzusetzen.
Es ist noch Phantasie im Menschen übrig für idealistische Zustände, und die will Stoff, Nahrung.
Klarheit im Geiste, reiner und wo möglich starker Wille, ist unsere Aufgabe und unser einziges Glück; zu dem übrigen können wir lachen, beten, weinen.
Kunst erfordert das gesündeste, vollständigste Naturgefühl, ungeschwächte Sinne und ein reges, bewegliches Gemüt.
„Nur Thörichtes gelingt!“ möchte man ausrufen, wenn man das Wühlen der Ereignisse untereinander ansieht und der Menschen Unternehmungen nachspürt.
Auf das selbst Denken kommt alles an, auf die Gegenstände desselben oft sehr wenig.
Vergnügen! – wo ist das? Es sitzt in Blumenkelchen und kommt alle Jahr einmal als Geruch heraus.
Nun hab‘ ich auch erfunden, was ich am meisten hasse: Pedanterei; sie setzt ganz notwendig Leere voraus: und hält sich deshalb fest an Formen.
Wie leicht schließt sich die große Masse an bestimmte Beschlüsse, Verordnungen und Taten. Sie will gar nichts anderes und bedarf nichts anderes. Es frommt ihr nichts anderes.
Ich verzeihe gerade der Jugend nichts Schlechtes. Das ist gewiß ein faules Produkt, wo selbst die höchste Gärung nur Schlamm erzeugt.