Zitate von Romain Rolland
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Mein Weib hält mir vor, ich sein ein arger Schlemmer. Mitnichten! Ich weiß nur alles zu würdigen.

Jedes Volk hat seine Vorzüge und seine Fehler. Die Fehler erkennt der Fremde sofort, die Vorzüge oft sehr viel später.

Jedenfalls bin ich nun beinahe bei dem Schluß angelangt, dass es, selbst unter den freiesten Geistern unserer Generation, heute schier unmöglich ist, sich über die Grundfragen des Denkens zu verständigen.

Wenn ein ehrlich denkender Mann, der Ungerechtigkeit seiner Zeit ausgesetzt, zu seinem eigenen Troste seine Hoffnung auf die Nachwelt setzt, so verschließt er die Augen vor den geringen Möglichkeiten, die jene Nachwelt hat, sich wahrhaft über die Vergangenheit Rechenschaft zu geben.

Wann ich sehe, dass ein Schurke schurkisch handelt, da fange ich damit an, ihn niederzuschlagen; darnach frage ich ihn, wie er heißt; und dafern er Prokurator oder Papst ist, nun, dann ist’s noch akkurat so.

Die Niederlage jedes Volkes ist eine der ganzen Menschheit, denn alle sind für sie notwendig. Die Vereinigung aller Völker wäre der einzige wahrhafte Sieg.

Man sollte nur dann Künstler werden, wenn man durchaus nicht für sich behalten kann, was man empfindet, wenn man zuviel davon hat.

Hätten wir armen Schafe uns nur gegen die Wölfe zu verteidigen, wir wollten sie uns wohl von Hals halten! Wer aber hütet uns vor den Hirten?

Die Welt ist eine öde Wüste, darin hie und da Kornfelder wachsen, die wir Künstler gesäet haben.

Damit, dass wir die Gewalt zur Gerechtigkeit zwingen wollen, riskieren wir, sie noch stärker in das Verbrechen hineinzutreiben.

Vergesst doch das Dogma Vaterland! Die neue Religion bewirkt einen Rückschritt zum Alten Testament. Sie begnügt sich nicht mit Lippenfrömmigkeit. So wollte alles, den Menschen ganz und gar, seinen Leib, sein Blut, sein Leben und sein Denken. Vor allem sein Blut.

Wenn es einen Ort gibt, wo alle Träume seit den ersten Tagen, da der Mensch zu träumen begann, eine Heimat gefunden haben, dann ist es Indien.