seite 2
Dass das Weib sinnlicher ist als der Mann, das zeigt sogleich ihre leibliche Bildung an.
Søren KierkegaardGalanterie kostet nichts und bringt alles und bedingt allen erotischen Genuss. Galanterie ist die Freimaurerei der Sinnlichkeit und der Wollust zwischen Mann und Weib. Sie ist eine Natursprache, wie die Sprache der Liebe überhaupt.
Søren KierkegaardAch, die Tür des Glückes geht nicht nach innen, so daß man auf dieselbe losstürmen und sie aufdrücken könnte. Sie geht nach außen; man kann also nichts dabei machen.
Søren KierkegaardWir sind verlorener, als wir zugeben wollen; wir sind tiefer erlöst, als wir zu hoffen wagen.
Søren KierkegaardDaß einer Christ geworden, erkennt man daran, daß er - wie Rebekka - handelt: Ich will nicht bloß dir zu trinken geben, sondern auch deinen Kamelen.
Søren KierkegaardDer Brief ist und bleibt ein unvergleichliches Mittel um auf ein junges Mädchen Eindruck zu machen; der tote Buchstabe wirkt oft stärker als das lebendige Wort.
Søren KierkegaardDie Menschen sind doch sonderbare Wesen. Sie gebrauchen nie die Freiheit, die sie haben, sondern fordern die, die sie nicht haben: Denkfreiheit haben sie, Redefreiheit fordern sie.
Søren KierkegaardDas Große ist nicht, daß einer dies oder jenes ist, sondern daß er es selbst ist; und das kann jeder Mensch sein, wenn er will.
Søren KierkegaardMit dem Leben fertig werden, ehe das Leben mit einem fertig wird, heißt ja gerade, nicht mit der Aufgabe fertig werden.
Søren KierkegaardJe unendlicher einer ist, desto mehr kann und will er sich um Kleinigkeiten kümmern. Ich glaube dieses buchstäblich: daß Er um jeden Sperling sich kümmere.
Søren KierkegaardUnd just dieses ist Gott das einzig Wohlgefällige: daß du recht in Wahrheit nach ihm drängst...; er hat nur eine Freude: mitzuteilen, und also ist der Willkommenste, der am meisten nach ihm drängt.
Søren KierkegaardDie Dichterexistenz ist darum als solche eine unglückliche Existenz; sie steht über der Endlichkeit und erhebt sich doch nicht zur Unendlichkeit.
Søren KierkegaardHerr, gewähre mir ein schwaches Auge für Dinge, die nicht zählen, und ein starkes Auge für alle deine Wahrheit.
Søren KierkegaardMein Kummer ist meine Ritterburg; sie liegt wie ein Adlerhorst auf der Spitze eines Berges und ragt hoch in die Wolken. Niemand kann sie stürmen.
Søren KierkegaardDurch einen dünnen Flor sieht man gewissermaßen eine Welt von Flor, leichter, ästhetischer, besser als die wirkliche Welt. Viele Menschen, die in dieser wirklichen Welt leben, fühlen sich doch nicht in ihr, sondern in jener andern heimisch.
Søren KierkegaardEs gehört zu den Unvollkommenheiten unseres Wesens, daß wir erst durch den Gegensatz hindurch müssen, um zu erreichen, was wir erstreben.
Søren KierkegaardWahrheit steht am Anfang des Vertrauens. Je echter die Wahrheit, um so kürzer der Weg zur Verständigung.
Søren KierkegaardEs ist so manche Ehe entweiht worden, obschon es nicht durch einen Fremden geschah.
Søren KierkegaardDas ist der Weg, den alle gehen müssen: über die Seufzerbrücke hinein in die Ewigkeit.
Søren KierkegaardEs gehört doch eine große Naivität dazu, um zu glauben, es solle helfen, in der Welt zu rufen und zu schreien, als ob hierdurch jemandes Schicksal geändert würde.
Søren KierkegaardWenn es sich darum handelt, eine Verlobung aufzuheben, da ist jedes Mädchen der geborene Kasuist, und ich möchte diese Frage lieber mit dem Teufel disputieren als mit einem jungen Mädchen.
Søren KierkegaardWas ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, dessen Lippen so geformt sind, daß sein Seufzen und Schreien sich in schöne Musik verwandelt, während sich in seiner Seele geheime Qualen verbergen.
Søren KierkegaardChristus ist der einzige Ort, wo man sich demütigen kann, ohne sich zu erniedrigen.
Søren KierkegaardMut habe ich zum Zweifeln, wie ich glaube, an allem; ich habe Mut, zu kämpfen, wie ich glaube, gegen alles und jedes; aber ich habe nicht den Mut, etwas zu erkennen, nicht den Mut, es zu besitzen, als mein eigen.
Søren KierkegaardEin sonderbares Wesen, der Mensch! Die Freiheit, die er hat, gebraucht er nie, sondern wünscht sich immer eine, die er nicht hat: Er hat Denkfreiheit, und er verlangt Redefreiheit.
Søren KierkegaardAber was ist denn dieses mein Selbst? Wollte ich von einem ersten Augenblick, einem ersten Ausdruck dafür reden, so wäre meine Antwort: Es ist das Abstrakteste von allem, und doch zugleich das Konkreteste von allem - es ist die Freiheit.
Søren KierkegaardTief, tief drinnen, in der tiefsten, geheimnisvollsten Verborgenheit des Glücks, wohnt auch die Angst, die Verzweiflung ist; sie möchte so gern da drinnen bleiben; denn es ist der Verzweiflung der liebste Ort: im tiefsten Innern des Glücks zu wohnen.
Søren KierkegaardWer ästhetisch lebt, sieht überall als Inhalt der Zukunft nur Möglichkeiten; wer ethisch lebt, sieht überall Aufgaben.
Søren KierkegaardMeine Zeit teile ich so ein: die eine Hälfte verschlafe ich, die andere verträume ich. Wenn ich schlafe, so träume ich nie. Das wäre Sünde. Schlafen ist die höchste Genialität.
Søren KierkegaardDie Philosophen haben recht, wenn sie sagen: Wenn du das Leben verstehen willst, blicke in die Vergangenheit. Sie vergessen aber, daß, wenn du leben willst, du dich der Zukunft zuwenden mußt.
Søren KierkegaardEin Zweifler ist ein Memastigômenos (Gepeitschter); wie ein Kreisel erhält er sich kürzere oder längere Zeit unter den Peitschenschlägen auf der Spitze. Stehen kann er nicht, so wenig wie der Kreisel.
Søren KierkegaardWer zu lange ein Auge zugedrueckt hat, wird erstaunt sein, wenn ihm beide ploetzlich aufgehen.
Søren KierkegaardEs gibt doch nichts, auf dem soviel Verführung und soviel Fluch liegt wie auf einem Geheimnis.
Søren KierkegaardEin Mädchen verführen ist keine Kunst, aber man findet so leicht keine, die es wert ist, daß man sie verführe.
Søren KierkegaardDer Denker ohne Paradox ist wie der Liebende ohne Leidenschaft: ein mittelmäßiger Patron.
Søren KierkegaardSo stirbt der Tyrann, und seine Herrschaft ist vorbei; so stirbt der Märtyrer, und seine Herrschaft beginnt.
Søren KierkegaardIch denke, wenn ich einmal ein ernster Christ werde, dann werde ich mich am meisten darüber schämen, daß ich dies nicht früher geworden bin, sondern erst alles andere habe versuchen wollen.
Søren KierkegaardJeder Mensch, der nur ästhetisch lebt, fühlt daher ein geheimes Grauen vor der Verzweiflung, denn er weiß es sehr gut, daß das, was die Verzweiflung ans Licht bringt, das Allgemeine ist, und er weiß zugleich, daß das, worin er sein Leben hat, die Differenz ist.
Søren KierkegaardErst wenn die Höllenstrafen wieder hereinbrechen, erwacht der Mensch und kommt zu sich.
Søren Kierkegaard