Zitate von Søren Kierkegaard
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Zu was ich zu brauchen bin? Zu nichts, oder zu – allem. Das läßt auf seltene Fähigkeiten schließen!

Christi Geburt ist nicht bloß ein Ereignis auf Erden, sondern auch im Himmel; aber unsere Rechtfertigung ist auch nicht bloß ein Geschehen auf Erden, sondern auch im Himmel.

Sich trauen heißt, einen Moment lang den Halt zu verlieren. Sich nicht trauen heißt, sich selbst zu verlieren.

Die Ehe ist und bleibt die wichtigste Entdeckungsreise, die der Mensch unternehmen kann.

Ein Mensch ruht dann in der Vergebung der Sünde, wenn der Gedanke an Gott ihn nicht an die Sünde erinnert, sondern daran, dass sie vergeben ist.

Es gibt viele Freuden in unseres Herrgotts Welt, man muss sich nur auf das Suchen verstehen.

Für die Freiheit also kämpfe ich…, für das Vorwärtsleben, für das Entweder Oder… Es ist das Entweder Oder, das die Menschen über die Engel erhebt.

Die Menschen sind doch unverständig. Von den Freiheiten, die sie besitzen, machen sie nie Gebrauch, fordern aber die, welche sie nicht besitzen. Denkfreiheit haben sie: sie fordern Redefreiheit.

Darum ist die Natur so groß, weil sie vergessen hat, daß sie Chaos war; und doch kann es ihr auch wieder einfallen, wenn es sein muß.

Es gibt Menschen, die des Komparativs ermangeln, sie sind im allgemeinen am interessantesten.

Nur die gemeineren Naturen haben das Gesetz ihrer Handlungen in einem andern Menschen, die Voraussetzungen ihrer Handlungen außerhalb ihrer selbst.

Es ist menschlich, traurig zu sein, es ist menschlich, traurig zu sein mit den Traurigen, aber größer ist es, zu glauben, und seliger, auf den Glaubenden zu schauen.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir nicht Reichtum und Macht wünschen, sondern ein leidenschaftliches Gespür für Potential – ein Auge, das, immer jung und feurig, das Mögliche sieht. Das Vergnügen enttäuscht, die Möglichkeit nie.

Mein Entweder – Oder bezeichnet nicht zunächst die Wahl zwischen Gutem und Bösem; es bezeichnet die Wahl, in der man das Gute und das Böse wählt, oder das eine und das andre abweist.

Sich ein Buch zu leihen, ist eine sehr leichte Art, mit einem Mädchen Verbindung zu bekommen.

Ich pflücke keine geknickten Blumen, ich überlasse es den Ehemännern, mit ihnen Fastnachtsruten aufzuputzen.

Es ist keine Kunst, ein Mädchen zu verführen, aber ein Glück, eines zu finden, das es wert ist, verführt zu werden.

Es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich sein kann, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will.

Wie der stille See seinen dunklen Grund in der tiefen Quelle hat, so hat die Liebe eines Menschen ihren rätselhaften Grund in der Liebe Gottes.

Ein Gläubiger ist doch wohl ein Verliebter; ja, sogar von allen Verliebten der am meisten Verliebte.

Das Christentum ist bei den meisten keine Inbrunst mehr, sondern eine bequeme Gewohnheit.

In unserer Zeit wird viel von Ironie und Humor geredet, besonders von Leuten, die nie vermocht haben, sie praktisch auszuüben.

Gott hat nur eine Freude: mitzuteilen. Also ist ihm der Willkommenste, der am meisten braucht.

Das Gegenwärtige ist das Ewige, oder richtiger das Ewige ist das Gegenwärtige, und das Gegenwärtige ist das Erfüllte.

Die Tür des Glückes geht nicht nach innen auf, daß man auf sie zueilen und aufstoßen könnte, sondern nach außen, und darum hat man nichts zu tun.

Die Tür zum Glück, zum Heil, zur Rettung, zur Selbstverwirklichung geht nach außen auf.

Es ist Talent nötig zum Zweifeln, aber es ist schlechterdings kein Talent nötig zum Verzweifeln.

Die Menschen haben, wie es scheint, die Sprache nicht empfangen, um die Gedanken zu verbergen, sondern um zu verbergen, daß sie keine Gedanken haben.

Einem anderen Menschen behilflich sein, daß er Gott liebe, heißt ihn lieben; von einem anderen Menschen darin unterstützt werden, daß man Gott liebe, heißt geliebt werden.

Furcht und Zittern ist nicht die ursprünglichste Antriebskraft im christlichen Leben, sondern die Liebe; aber es ist das, was die Unruhe in der Uhr ist – es ist die Unruhe des christlichen Lebens.

Das meiste dessen, was heutzutage am stärksten unter dem Namen Wissenschaft (besonders Naturwissenschaften) floriert, ist gar nicht Wissenschaft, sondern Neugier. Alles Verderben wird zuletzt von den Naturwissenschaften kommen.

Es kommt darauf an, meine Bestimmung zu verstehen, zu sehen, was Gott eigentlich will, daß ich tun soll; es gilt eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit ist für mich, die Idee zu finden, für die ich leben und sterben will.

Es gehört mehr Mut zum Leiden als zum Handeln, mehr Mut zum Vergessen als zum Erinnern.

Was ist die rechtmäßige Sphäre der Philosophie? Alles, was nur für den Gedanken da ist; also das Logische, die Natur, die Geschichte.