Stanislaw Jerzy Lec Zitate

Alle warten auf die große Liebe. Aber können wir sie aus kleinen Liebeleien zusammentragen?

Gegen wen ich denke? Gegen diejenigen, die es mir verbieten.

Gefesselte Hände können keinen Beifall klatschen.

Manche Leute haben ein reines Gewissen, weil sie es nie benutzen.

Aus einer Reihe von Nullen macht man leicht eine Kette.

Der Fortschritt der Medizin wird uns das Ende jener liberalen Zeit bescheren, daß der Mensch noch sterben konnte, wann er wollte.

Glaubt den Märchen nicht, sie waren wahr.

Falsche Propheten erfüllen ihre Prophezeiungen selbst.

Der Weg zum Ziel ist gefährlich. Er ist die Flugbahn aller Geschosse.

Ich stimme mit der Mathematik nicht überein. Ich meine, dass die Summe von Nullen eine gefährliche Zahl ist.

Auch zur Bewachung von Gedanken verwendet man Eunuchen.

Der Prozeß wurde sehr human geführt. Die Fürsorge für den Angeklagten ging soweit, dass der Staatsanwalt sogar dessen Schuldbekenntnis für ihn zu sprechen übernommen hatte.

Ich glaube an das Ende des organischen Lebens auf Erden aber nicht an das Ende des organisierten.

Schade, dass man das Glück nicht auf dem Wege zu ihm finden kann.

Wer eine Tragödie überlebt hat, ist nicht ihr Held gewesen.

Für jede Folge findet sich zur Not eine Ursache.

Die Wahrheit findet mündliche Verbreitung, zur Popularisierung der Lüge bedient man sich gewöhnlich eines Apparats.

Kinder suchen immer nach dem Geheimnis jenseits des Spiegels. Nur wir Erwachsenen begnügen uns mit unserer flachen Vordergründigkeit.

Ist es ein Fortschritt, wenn ein Kannibale Messer und Gabel benutzt?

Je kleiner die Bürger, desto größer das Imperium.

Engel? Geflügel für Menschenfresser.

Charaktere sind unzerbrechlich - aber dehnbar.

Gedanken sind zollfrei? Sofern sie die Grenzen nicht überschreiten.

Auch Parteilose sind nicht parteilos. Sie sind für die Gerechtigkeit.

Der Mensch leidet an einer fatalen Spätzündung: er begreift alles erst in der nächsten Generation.

Je weicher die Wahrheit, desto steifer der Standpunkt.

Der Dichter fischt im Strom, der ihn durchfließt.

Ich weiß nicht, wer die Welt erschaffen hat, ich weiß aber wer sie vernichten wird.

Die Geschichte ist eine Sammlung von Tatsachen, die vermeidbar gewesen wären.

Wir nähern uns immer mehr der Entdeckung Gottes durch die Wissenschaft. Ich bange um sein Schicksal.

Ob das Beharren auf eigenen Fehler die Treue zu sich selber ist?

Seltsames Theater, in dem die Akteure auf dem Podium sich selber Beifall klatschen.

Sieht sich der Staat von einem kleinen Gedanken bedroht, ist es klar, dass der Gedanke groß ist und der Staat klein.

Es gibt große Worte, die so leer sind, daß man ganze Völker darin gefangen halten kann.

Nur Mathematiker halten Jubiläen für unbedenklich. Ich halte die Summe von Nullen für eine gefährliche Zahl.

Nicht überall, wo nicht unter Brücken geschlafen wird, ist das Wohnungsproblem gelöst. Es kann auch sein, das alle Brücken zu Militärobjekten erklärt worden sind.

Wir beobachten eine interessante Erscheinung: Gestammel als Verständigungsmittel zwischen den Menschen.

Den Blick in die Welt kann man auch mit der Zeitung versperren.

Es ist leichter, jemandem einen Preis als Recht zu geben.

Früher standen sich die Menschen näher. Es blieb ihnen nichts anderes übrig. Die Schußwaffen trugen nicht weit.

Keiner ist so dumm, dass er sich nicht hin und wieder dumm stellt.

Seltsam, wie schwer es ist, sogar in leeren Köpfen, ein Echo hervorzurufen.

Es gibt Menschen, die haben Pfiff, auf die anderen kann man pfeifen.

Wer das Recht mit Füßen tritt, steht selten fest auf den Beinen.

Von den meisten Büchern bleiben nur Zitate übrig. Warum nicht gleich nur Zitate schreiben?

Tote wechseln mühelos die politische Ansicht.

Die Verfassung eines Staates sollte so sein, daß sie die Verfassung des Bürgers nicht ruiniere.

Ob ich gläubig bin? Das weiß nur Gott allein.

Das Paragraphenzeichen allein sieht aus wie ein Folterwerkzeug.

Komisches nehmen die Menschen nicht ernst. Als wäre ein Toter, mit einer Lachgaspistole totgeschlagen, nicht tot.