Stendhal Zitate

Ich liebe die schönen Landschaften: sie bringen manchmal auf meine Seele denselben Eindruck hervor wie der Bogen eines Künstlers auf einer klangvollen Geige.

Ein zur Leidenschaft geschaffenes Herz spürt vor allem die Langeweile jenes glücklichen Lebens und wahrscheinlich außerdem, daß es ihm nur alltägliche Gedanken eingibt.

Wendet der Naivste unter uns nicht einen großen Teil seiner Zeit daran, nur um darüber nachzudenken, welche Wirkung er auf Andere hervorbringt?

Von dem Augenblick an, wo man liebt, sieht selbst der Klügste kein Ding mehr so, wie es wirklich ist.

Ehe schützt vor Minne nicht.

Der Verliebte hat keine Zeit, geistreich zu sein.

Jedes Jahrhundert hat seine Aufgabe.

Wer die Frauen im Allgemeinen liebt, sollte aufpassen, nicht einer speziell zu verfallen.

Die Eifersucht ist das äußerste, was das Menschenherz an ohnmächtiger Wut und Selbstverachtung aushalten kann.

Der Mensch ist außerstande, etwas zu unterlassen, was ihm mehr als alle anderen Dinge Lust erzeugt.

Zwiefacher Minne kann niemand huldigen.

Die moderne Ehe hat sonderbare Begleiterschungen. Ist vor der Heirat Liebe vorhanden, so stirbt sie sicher in der Langeweile des ehelichen Beieinanders.

Ich habe lange genug gelebt, um zuzusehen, dass Unterschiede Hass erzeugen.

Die Träumereien der Liebe lassen sich nicht festhalten.

Die Eifersucht eines, der gar keinen Grund dazu hat, weil er geliebt wird, verletzt jenen schwer zu befriedigenden und schwer zu erkennenden Stolz der Frauen.

Es ist ein Zeichen für die Entstehung der Liebe, daß alle Freude und Leiden, die jede andere Leidenschaft, jedes andere menschliche Bedürfnis hervorruft, uns plötzlich nicht mehr berühren.

In den fröhlichen Ländern liest man wenig in der Bibel und ist man liebenswürdiger.

Ein Lieb sich nimmer des andern ersättigt.

Man beginnt Gedanken zu entwickeln und bricht, sobald einem bewußt wird, was man sagt, plötzlich ab, weil es lächerlich erscheinen muß.

Die Blicke sind die große Waffe der tugendhaften Koketterie. Man kann mit einem Blicke alles sagen und kann doch immer einen Blick ableugnen, denn er läßt sich nicht wörtlich wiederholen.

Die größte Unbefangenheit der Frau erlaubt ihr natürliche Reaktionen.

Bei den Männern wird die Nervenkraft mit dem Gehirn verbraucht, bei den Frauen mit dem Herzen; deshalb sind sie auch viel empfindsamer.

Jede Frau flößt eine Art Zuneigung ein; und mehr noch, die gleiche Frau kann man auf verschiedene Weise lieben, je nachdem sie der Zufall uns zwei oder drei Jahre früher oder später in den Weg führt, und je nachdem der Zufall will, daß man sie liebt.

Das größte Unglück im Gefängnis [...] ist, seine Tür nicht zuschließen zu können.

Das heute übliche System der Erziehung junger Mädchen läßt alle als Frauen geborenen Begabungen für das Gemeinwohl verlorengehen; sobald diesen aber der Zufall eine Möglichkeit der Entfaltung bietet, bringen sie höchste, Leistungen hervor.

Die Eitelkeit wird uns nie fehlen, selbst bei der vollkommensten Abwesenheit aller Gründe, sie zu haben.

In Frankreich vermögen Dirnen die Männer ebenso gut glücklich zu machen wie achtbare Frauen, das heißt glücklich ohne eigentliche Liebe.

Eine edle Frau setzt tausendmal ihr Leben für ihren Geliebten ein und doch entzweit sie sich für immer mit ihm, wenn ihr Stolz nur in einer Kleinigkeit verletzt wurde. Das ist nun mal ihre Ehrauffassung. Napoleon ging zugrunde, nur weil er ein Dorf nicht aufgeben wollte.

Aber wie soll man aus der Flut von Büchern, deren Titel man in den Verzeichnissen der Neuerscheinungen liest, die rechte Wahl treffen? Verführerische Titel bringen zumeist die ärgste Enttäuschung und die hochtrabendsten Kritiken werden dem wertlosesten Schund zuteil.

Die Liebe ist eine köstliche Blume, aber man muß den Mut haben, sie am grausigen Rand eines Abgrunds zu pflücken.

Ein Tröpfchen Herz, zwei Striche Vernunft.

Was die Männerschönheit betrifft, so gehört sie zunächst den Italienern, den jungen Engländern, wenn sie das schwerfällige Wesen ablegen können.

Bevor man fordert, muß man wissen, was man fordern soll.

Die Eifersucht kann stolzen Frauen gefallen, weil sie eine neue Art ist, dem Manne ihre Macht zu zeigen.

Nichts verwehrt einer Frau die Minne zweier Männer und dem Manne die zweier Frauen.

Eine entflammte Seele stellt sich nicht die letzte Gunst, sondern die nächste vor.

Wollen heißt Mut haben und sich einer Schwierigkeit aussetzen; sich derart vorwagen heißt das Glück versuchen, also spielen.

Darbende Minne verkümmert rasch, wächst selten wieder.

Der Mailänder vereinigt zwei Eigenschaften, die ich in gleichem Maße nie beieinander sah: Scharfsinn und Gutmütigkeit.

Wenn das Herz von falscher Scham erfüllt ist und sie zu überwinden sucht, kann es nicht zugleich genießen.

Neapel ist nicht mehr die musikalische Hauptstadt Italiens, es ist Mailand.

Ein Roman ist ein Spiegel, der sich auf einer großen Straße fortbewegt.

Eben finde ich eine Definition des Lächerlichen. Lächerlich ist das Benehmen eines Menschen, der dasselbe will wie wir, aber aus dem Geleise kommt. Das Gefühl, etwas voraus zu haben, und der Wahn, es könne uns nie fehlen, läßt uns den anderen auslachen.

Freigebigkeit ist bei diesem Volk so hoch angesehen, dass erlaubt ist zu stehlen, um zu schenken.

Es ist der Nachteil des Gelderwerbs, dass er prosaisch macht.

Ein fester Entschluss verwandelt das größte Übel in einen erträglichen Zustand.

Warum hat man Vergnügen, im Unglück singen zu hören? Das kommt daher, daß uns diese Kunst auf geheimnisvolle und die Eigenliebe nicht verletzende Weise an das Mitleid der Menschen glauben läßt. [...]

Je allgemeiner man gefällt, desto oberflächlicher gefällt man.

Charakterfestigkeit heißt, die Wirkung der anderen an sich selbst erprobt zu haben; also sind dazu die anderen nötig.

Prüderie ist eine Art von Geiz, die schlimmste von allen.