Stendhal Zitate

Die Wissenschaft vom Weltmännischen ist höchst schwierig. Aus Büchern kann man sie nicht lernen. Im Gegenteil, das richtet nur Unheil an. Gesunden Menschenverstand muß man haben und offene Augen.

Die Demokratie führt notgedrungen dazu, daß in der Literatur mittelmäßige, einseitige und flache Köpfe die Vorherrschaft haben.

Von Liebesglück erfüllte Menschen haben ein ganz verinnerlichtes Wesen...

Die meisten Menschen haben einen Moment im Leben, wo sie große Dinge tun können, in denen ihnen nichts unmöglich erscheint.

Die nützlichste Idee für die Tyrannen ist die von Gott.

Wenn ich ein Buch zum zweiten Male lese, entdecke ich die Farben der Vorurteile, die es mir beim ersten Male austrieb.

In der Liebe kränkt der gar zu leichte Sieg unseren Stolz.

Es fruchtet nichts, wenn ein Autor die Nachsicht des Publikums erfleht; die geschehene Veröffentlichung entlarvt seine vorgespielte Bescheidenheit.

Stolzen Frauen kann die Eifersucht gefallen, weil sie ihnen auf eine neue Art ihre Macht zeigt.

Frankreich bleibt das Land, wo man die meisten hübschen Frauen findet.

Anständige Frauen haben eine Scheu vor Heftigkeiten und Unberechenbarkeiten, die indessen zum Wesen der Leidenschaft gehören; aber auch wo kein Ungestüm ihr Schamgefühl verletzt, setzen sie sich zur Wehr.

Prüderie ist eine besondere Art von Geiz, und zwar die schlimmste, die es geben kann.

Gute Erziehung ist es, vor das Verbrechen Gewissensbisse zu setzen, deren Vorahnung ein Gewicht in die Wagschale legt.

Ich hätte nie gedacht, daß Liebe so bar aller Eitelkeit sein könne.

Unmöglich, sich etwas Größeres, Prächtigeres, Imposanteres, Neueres in der Architektur vorzustellen.

Einen festen Charakter haben heißt soviel, wie sich unter dem Einfluß anderer Charaktere bewähren; diese anderen sind also notwendig.

Die Macht des Schamgefühls ist so stark, daß sich eine zartfühlende Frau gegenüber dem Mann, den sie liebt, eher durch die Tat als mit Worten verrät.

Es ist ein köstliches Vergnügen, eine Frau zu umarmen, die dir viel Leid angetan hat, lange Zeit deine grausame Feindin gewesen und bereit ist, es wieder zu werden.

Ein großer Mensch hat Mut zum einfachen Stil.

Der junge Pariser hält seine Geliebte für eine Art Sklavin, die vor allem bestimmt ist, seine Eitelkeit zu befriedigen.

So sehr die leidenschaftliche Liebe unseren Vorteil außer acht läßt, so gut weiß die gepflegte Liebe ihn zu berechnen.

Bei den schottischen Frauen lässt sich eine gewisse tiefe Schwermut nicht leugnen.

Wenn es in der Ehe Liebe gibt, so ist sie ein erlöschendes Feuer und zwar eins, das umso rascher verglimmt, je heller es gelodert hat.

Nächst den aus Liebe geschlossenen Ehen sind die am glücklichsten, die durch den Geltungstrieb zusammengehalten werden.

Die Hirnliebe ist zweifellos geistvoller als die wahre Liebe, aber begeisterte Augenblicke hat sie selten.

Was ist denn mein Ich? Ich weiß es nicht. Ich bin eines Tages auf dieser Erde aufgewacht; ich finde mich an einen Körper, an einen Charakter, an ein Schicksal gebunden.

Alles ist hier Verfall, Erinnerung, Tod.

Der Zank ist das Band vieler bürgerlicher Ehen; der Gescholtene bekommt den ganzen Tag das zu hören, was er am meisten liebt.

Alles kann man sich in der Einsamkeit aneignen, außer Charakter.

Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers.

Warum soll ich heute derselben Meinung sein wie vor sechs Wochen? Dann wäre ich ja der Sklave meiner Meinung.

In allen Augenblicken heucheln zu müssen, ist maßlos schwer.

Spaßig! Das Zeitwort köpfen läßt sich nicht durchkonjugieren. Man kann wohl sagen: Ich werde geköpft! Du wirst geköpft! Aber man kann nicht sagen: Ich bin geköpft worden!

Die Liebe gleicht einem Fieber; sie überfällt uns und schwindet, ohne dass der Wille im Geringsten beteiligt ist.

Auf einen Menschen, der sich erst emporarbeiten mußte, macht der Rang eines anderen immer einen großen Eindruck.

Die Liebe ist das Wunder in unserer Zivilisation.

Ich werde erst um 1930 verstanden werden.

Wenn sich die Frauen nur einen Augenblick lang eine Blöße gegeben haben, gibt es kein Mittel mehr, dem allgemeinen Getuschel und Geschwätz entgegenzutreten.

Für Tatsachen hatte ich stets nur ein schwaches Gedächtnis.

Das ist die Lächerlichkeit des Adels, man fragt die Leute, was sie sind, und sie antworten, was sie waren.

Eines achtet der Franzose immer höher als seine Geliebte: seine Eitelkeit.

Wenn man eine Frau liebt, so fragt man sich: Was will ich von ihr? Aber wieviel Vorsicht ist nötig, um nicht zu lügen?

Dieselben Tröpfe, die kraft der Vorzüge ihres Geschlechts mehr als die Frauen zu verstehen meinen, hätten völlig ausgespielt, wenn die Frauen auf den Einfall kämen, irgendetwas zu lernen.

Einen festen Charakter erwerben heißt, viele und gründliche Erfahrungen über die Unzulänglichkeiten und Verhängnisse des Lebens gewinnen.

Man hat beobachtet, daß sich die Raubvögel beim Trinken verstecken. Das kommt daher, daß sie in dem Augenblick, wo sie den Kopf im Wasser haben, ohne Verteidigungsmöglichkeit sind. Ich kann keinen anderen natürlichen Grund der Schamhaftigkeit entdecken.

Glücklich der Mann, der seiner Frau alles sagen kann.

Ich schreibe so schlecht nur aus übertriebener Liebe zur Logik.

Andalusien gehört zu den schönsten Landschaften, die sich die Sinneslust zur Bleibe wünschen kann.

Was von dem Reiz der Jugend übrig bleibt, wirkt lächerlich, und es wäre für die Frauen heutzutage ein Glück, wenn sie mit fünfzig Jahren stürben.

Wenn man uns aber mitten aus der Lust herausreißt, entsteht Leid.