Zitate von Karl Gutzkow
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Der schönste Schmuck eines großen Menschen ist seine Harmlosigkeit. Freilich gehört selbst eine Art Größe dazu, sich in die Natürlichkeit und Einfachheit eines großen Menschen finden zu können.
Ein jedes Glück ist demjenigen vergänglich, der nicht in sich selbst den Himmel trägt und schon aus sich allein die Quellen strömen läßt, die seinen Durst nach Seligkeiten stillen.
Nicht Gold, nicht Edelsteine können ein Weib wahrhaft glücklich machen, sondern nur das Gefühl, geliebt zu werden, und darin sind sie alle gleich, die Vornehmen und Geringen, die Reichen und die Armen.
Ich habe Ahornbäume so gestutzt und zersägt gefunden, daß sie hölzernen Kandelabern glichen. Jahrelang trieben sie kaum noch einige Blätter, bis sie sich doch zuletzt wieder mit ihrem vollen grünen Schmuck bekleideten. Sie glichen Völkern, die man für überlebt erklären will.
Dienende kann man durch nichts so sehr belohnen, als durch Vertrauen. Einen von ihm gewechselten Thaler ungezählt zuzückzunehmen, macht ihn unter Umständen glücklicher, als ein Trinkgeld.
Von den vier Temperamenten, wenn sie noch nicht zur Fabel geworden sein sollten, trifft die bedeutenden Naturen das cholerische.
Im Unglück tröstet nur die Gewöhnung an den ganzen, unverkürzten, durch nichts gemilderten oder weggeläugneten Umfang der schmerzlichen Thatsache selbst. Darum tröstet auch nur der, der mitfühlt, nicht der, der uns durch sogenannte Trostgründe erheben will.
Klatschsucht ist oft ein respektabler und liebenswürdiger Mitteilungsdrang, dem es leider am würdigen Stoff gebricht.
Die meisten unserer Fehler erkennen und legen wir erst dann ab, wenn wir sie an anderen entdeckt und gesehen haben, wie sie denen stehen.
Wenn der Staat so zum Vielfraß geworden ist, wie gegenwärtig, dann haben die Lassallianer eigentlich recht, wenn sie verlangen, daß er lieber unsern ganzen Menschen in Entreprise nimmt.
Wir besitzen Schätze, die wir viel zu selten mustern, und wären es nur Kleinigkeiten – wie die Fähigkeit, eine Frühlingsnacht zu empfinden.
Von allen Heilmitteln der Seele ist die Zeit zwar das wirksamste, aber auch das kostspieligste. Man muß es mit einem unwiederbringlichen Dasein bezahlen.
Gesteh‘ es nur, viele Menschen hältst du nur deshalb für gut, weil es dir lästig und unbequem sein müßte, von ihnen das Gegenteil anzunehmen. Und im Grunde ist es auch gut so. Man kann nicht leben mit einer Gesellschaft, deren Bestandteile man bis auf die Atome untersuchen wollte.
Brach dir am Wagen deines Lebens ein Rad, ei, so flechte die Stücke auf den Giebel deines Hauses und laß – die Störche drin nisten!
Gereiche es dir zum Trost, daß, wie ein Bild, alles Schöne und Gute, bis es anerkannt wird, erst nachdunkeln muß.
Euripides bezeichnete das unausgesprochene Einverständnis der gesitteten Welt über dasjenige, was der Anstand mit sich bringt, mit dem schönen Ausdruck: „die ungeschmiedeten Ketten der Sitte“.
In meiner frühesten Kindheit hatt‘ ich Gefühle, die mich durchbebten, wunderbarer und erhabener, als sie mir je eine spätere Wirklichkeit bieten konnte. Sicher werden es solche Gefühle sein, sie uns wieder beim Nahen des Todes befallen.
Nenne nicht deinen Mangel an Fleiß und stetiger Aufmerksamkeit Phantasie, und nicht die Schwäche deiner Nerven Gefühl.
Kann man der Menge nur überhaupt beikommen und sie zum Lesen, zum Anschauen zwingen, so ist sie vom Mäßigen schon über Erwarten entzückt.
Wem es nicht ein Bedürfnis geworden ist, glücklich zu sein, der wird es niemals werden.
Es ist schlimm, wenn ein Mann zu wenig Herz hat, aber noch schlimmer läßt’s ihn, hat er zu viel.
Das fühlen wir unwiderleglich, die Bestimmung des Menschen fällt nicht zusammen mit dem Zweck dieser Erde.
Verschiedenes zu Verschiedenem sucht der Sammlerfleiß, Verschiedenes zu Gleichartigem der Scharfsinn, Gleichartiges zu Verschiedenem der Witz, Gleichartiges zu Gleichartigem die Poesie.
Alles Halbe entfremdet uns die Menschen. Wir gewinnen sie uns sogar noch mehr durch Egoismus und Einseitigkeit. Doch müssen wir in diesen Unarten dann auch entschieden auftreten.
Weltweisheit lehrt: Die Bestimmung des Menschen ist der Staat. Gottesweisheit verbessert: Die Bestimmung des Staates ist der Mensch.
Wir lieben im Alter ganz noch so feurig wie in der Jugend, nur daß sich in letzterer unsere Liebe von selbst verrät, im Alter sie gesucht, entdeckt, ermutigt sein will.
Mit dem Verhalten zur Verschiedenartigkeit der Religionen ist es leider wie mit dem Familiensinn, der seine eignen Kinder wunderbar schön findet, während sie andern nicht selten häßlich erscheinen.
Von einem Irrthum erlöst, aber auch so recht von ihm erlöst zu sein, gewährt größere Freude, als eine Wahrheit gefunden zu haben.
Die Meinungen, die man dir als Religion aufdrängt, abzulehnen, das eben sei deine Religion.
Positives Glück gibt es auf Erden nicht. Irdisches Glück heißt: Das Unglück besucht uns nicht zu regelmäßig.
Als Jünglinge fragten wir: Was ist wahr?, als Mann: Was ist schön?, als Greis: Was ist gut?
Eigentlich sollte ich mich schämen, Gott mit meiner Person zu behelligen. Aber seltsam, ich fühle, daß sich Gott mit mir beschäftigt.
Systemveränderungen, Glaubensmetamorphosen und ähnliche Revolutionen unseres Innern, zu denen man im Alter Jahre braucht, machen wir in der Jugend oft in wenigen Stunden durch.
Das Talent hat darin fast immer einen Vorsprung vor dem Genie, daß jenes ausdauert, dieses oft verpufft.
Zu beurtheilen sind die Menschen nicht nach der Hebung (Arsis) ihrer Handlungen, sondern nach der Senkung (Thesis).
Die Erziehung soll frühzeitig die Kritik wenn nicht aller, doch der meisten Wünsche des Herzens sofort an die Verantwortung durch den Verstand verweisen.
Um in Deutschland mit einem guten Werk durchzudringen, muß man hintennach ein mißlungenes schreiben. Dann erst wird das vorangegangene erkannt.
Es liegt in reinen und stolzen Mädchenseelen die Abneigung vor Männern, die ihr Geschlecht zu tief erkannt haben, begründet.