Zitate von Luc de Clapiers
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Wir nehmen gewöhnlich Erfolg wie Mißerfolg auf uns und tadeln oder loben uns für etwas, das eine Laune des Schicksals war.

Schwache Menschen gelten manchmal gerne für schlecht, während schlechte Menschen immer für gut gehalten werden wollen.

Wer es versteht, an sich Zweideutiges so auszudrücken, dass es nur eindeutig ausgelegt werden kann, ist ein Meister des Stils.

Das Geheimnis der natürlichen Freuden, seien sie noch so bescheiden, erhebt sich über den Verstand.

Es gibt wenig verzweifelte Situationen für den starken Geist, der mit ungleichen Kräften, aber mutig gegen die Notwendigkeit ankämpft.

Schnell gefundenes Glück ist niemals fest gegründet, denn selten ist es ein Werk des Verdienstes.

Es gibt andererseits keine Wahrheit, der wir nicht zustimmen, wenn man sie uns klar und deutlich zeigt.

Nur wer sich der Wahrheit geschickt bedient und ihre Überzeugungskraft klug nützt, darf sich rühmen, schlau zu sein.

Die Geschichte berichtet immer wieder von bedeutenden Männern, die Sinneslust und Liebe vorwärts trieb, schweigt aber von denen, die bloß galant waren.

Auf die Verachtung der Wissenschaften sind die Menschen stolz, aber ihr trügerisches Abbild imponiert ihnen.

Klarheit ist die Ehrlichkeit der Philosophen. Deutlichkeit ist der Schmuck der Meister.

Wenn das Schicksal Macht über einen Menschen gewinnt, so fassen Schwäche und Bosheit Mut, es ist als ob ein Signal zum Angriff auf ihn gegeben würde.

Wir leiten aus unseren Schwächen und Irrtümern das Recht der Eitelkeit ab. Wagen wir es einzugestehen: die Vernunft schafft Philosophen, der Ruhm Helden und einzig und allein die Tugend Weise.

Der Geist ist das Auge der Seele, nicht ihre Kraft. Ihre Kraft wurzelt im Herzen, in den Empfindungen. Selbst der hellste Verstand bringt uns nicht dazu zu handeln und zu wollen. Genügen gute Augen, um gehen zu können? Auch die Füße allein tun es nicht, dazu braucht man den Willen und die Fähigkeit.

Der ungeheure Unterschied, den wir zwischen uns und den Wilden bemerken, besteht nur darin, dass wir etwas weniger unwissend sind.

Was könnte uns der beste Ratschlag nützen, wenn uns die eigene Erfahrung so selten belehrt?

Wir bewundern Corneille, dessen schönste Stellen aus Seneca und Lucan stammen, die wir nicht bewundern.

Die Leute haben eine Art von Bildung. Das heißt, sie wissen genug von allen dingen, um darüber falsch reden zu können.

Wir haben weder die Stärke noch die Gelegenheit, alles das Gute und Böse, das wir beabsichtigen, auszuführen.

Es gibt vielleicht keine Wahrheit, die sich nicht in einem Schwachkopf zum Irrtum verdrehen könnte.

Wenn ein Gedanke sich uns wie eine tiefe Entdeckung darbietet und wir uns dann die Mühe nehmen, ihn zu entwickeln, merken wir oft, daß es nur ein Gemeinplatz war.

Die häßlichste, aber älteste und verbreitetste Undankbarkeit ist die der Kinder gegen ihre Väter.

Ein fast unsichtbares Atom, das man Mensch nennt, das über die Erdenrinde kriecht und dessen Lebensdauer nicht mehr als einen Tag mißt – und das doch manchmal mit einem Blick das Schauspiel aller Zeiten im Weltenraum umspannt.

Wir würden die Achtung der Leute weniger anstreben, wenn wir sicher wären, ihrer würdig zu sein.

Das Licht ist das erste Geschenk der Geburt, damit wir lernen, daß die Wahrheit das höchste Gut des Lebens ist.

Wir hassen die Frömmler, welche sich ein Geschäft daraus machen, das zu verachten, was wir gerne haben, während sie selbst Dinge, die noch verächtlicher sind, lieben.

Manchmal ist ein Lob für die Menschen beleidigend, weil es die Grenzen ihres Wertes bezeichnet.

Spieler haben vor klugen Leuten den Vortritt, denn sie genießen die Ehre, den Reichtum zu vertreten.