Zitate von Luc de Clapiers
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Es überrascht böse Menschen stets, die berechnende Schlauheit auch bei den Guten zu finden.
Man soll die Menschen nicht nach dem beurteilen, was sie nicht wissen, sondern nach dem, was sie wissen, und nach der Art, wie sie es wissen.
Einen Sophisten, der sich gegen Erfolg und Ruhm eines bedeutenden Menschen ereifert, schätze ich wenig. Gerade dadurch, daß er mir die Schwächen der Besten zeigt, beweist er mir, was von ihm selbst zu halten sei, und er ist der erste, den ich aus der Liste berühmter Männer streiche.
Jeder affektierte Stolz ist kindisch; gründet er sich auf unterschobene Titel, so ist er lächerlich; sind diese Titel Nichtigkeiten, so ist er gemein: das Wesen des wahren Stolzes besteht darin, immer an seinem Platz zu sein.
Newton, Pascal, Bossuet, Racine, Fénelon, das heißt die erlauchtesten Männer der Erde in dem philosophischsten aller Jahrhunderte und in der Vollkraft ihres Geistes und Lebens haben an Jesus Christus geglaubt.
Catilina kannte die Gefahr einer Verschwörung wohl, aber sein Mut ließ ihn hoffen, er werde sie überwinden: die Meinung beherrscht nur die Schwachen; aber die Hoffnung täuscht die größten Seelen.
Wer nicht mehr imstande ist, den Frauen zu gefallen und sich darüber klar ist, lebt ganz gut auch ohne sie weiter.
Man kann die Macht im Staat noch so klug begrenzen, nichts hindert den Tyrannen, seine Stellung zu mißbrauchen.
Im menschlichen Geist ist mehr Ernst als Heiterkeit. Die wenigsten Menschen sind von Natur aus witzig, die meisten werden es durch Nachahmung – kühle Kopisten des Humors oder der Komik anderer.
Wie es unbeständige Seelen gibt, in denen bald die eine, bald die andere Leidenschaft herrscht, begegnet man auch manchem schwankenden Geist, der keine feste Grundlage finden und, von allen Meinungen fortgerissen, keine Entscheidung treffen kann.
Ein Aphorismus, der erst erläutert oder gar bewiesen werden muß, ist schlecht geformt.
Wenn Pseudophilosophen den Irrtum loben, werden sie gegen ihre eigene Absicht zum wirksamsten Anwalt der Wahrheit.
Man würde weniger Gedanken eines Werkes ablehnen, wenn man sie wie der Verfasser auffaßte.
Ein kühler Mensch ist nicht selten jenem zu vergleichen, der nach dem Essen ein köstliches Mahl mit Ekel betrachtet; liegt es an den Speisen oder an seinem Magen?
Man muß selbst Vernunft besitzen, die Erkenntnisse und Erfahrungen der anderen nützen uns wenig.
Wir entdecken in uns selbst, was die anderen uns verbergen, und erkennen in anderen, was wir vor uns selber verbergen.
Seine Pläne in das Geheimnis hüllen, verrät manchmal mehr Schwäche, als sie nicht verschweigen zu können, und schadet uns oft mehr.
Genügen gute Augen, um gehen zu können? Auch die Füße allein tun es nicht, dazu braucht man den Willen und die Fähigkeit.
Es ist ein Zeichen geistiger Enge, immer zwischen achtenswert und liebenswert zu unterscheiden.
Eine gute Tafel stillt allen Groll, sie versöhnt alle Menschen, bevor sie zu Bette gehen.
Ehe man einen Fehler bekämpft, sollte man untersuchen, ob man seine Ursachen beseitigen kann.
Den Zauber der Leidenschaft ahnen wir nicht. Jene, die wir wegen ihrer Unbeständigkeit beklagen, verachten unsere Ruhe.
Es gibt Beleidigungen, die man nicht bemerken darf, will man seine Ehre nicht kompromittieren.
Eine Vorrede ist gewöhnlich ein Plädoyer, wo die ganze Beredsamkeit des Autors seine Sache nicht besser machen kann, und sie ist ebenso überflüssig, um ein gutes Werk zur Geltung zu bringen, als um ein schlechtes zu rechtfertigen.
Niemand hält sich für fähiger, kluge Menschen hinters Licht zu führen als ein Flachkopf.
Die Hoffnung befeuert den Weisen, aber sie narrt den Vermessenen und den Trägen, die gedankenlos auf ihren Versprechungen ausruhen.
Lob ist eine listige, versteckte, feine Schmeichelei, die Spender und Empfänger anders befriedigt. Dieser nimmt sie als Preis für seine Verdienste an, und jener gibt sie, um seine Billigkeit und Urteilskraft ins rechte Licht zu setzen.
Keinen Verlust fühlt man so heftig und nach so kurzer Zeit wie den Verlust einer geliebten Frau.