Zitate von Manfred Poisel
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Eine leise Vorahnung von der Dauer der Ewigkeit vermögen wir in den Minuten zu verspüren, in denen wir auf einen heißersehnten Anruf warten.

Die hingebungsvolle Liebe einer Frau auf Dauer zu gewinnen, grenzt an ein Wunder: die Ehefrau tut ihre Pflicht, die Professionelle ihre Arbeit.

Es gibt zu Recht viele Interpretationen zu einem Einzigen; nämlich deshalb, weil es aus verschiedenen Perspektiven gesehen werden muß. Aus einem Blickwinkel allein, vermögen wir das Ganze nicht zu erfassen.

Es ist gut so, daß uns die Sinnlichkeit des Weibes hin und wieder den Verstand raubt; ansonsten würde unser Kopf um ein Vielfaches anschwellen.

Mit schönen Worten ziehen wir täglich unsere Grenzen: Schlagbäume zwischen dir und mir.

Wenn wir unsere Kultur über die unserer Vorfahren stellen, stürzen wir die Pyramiden.

Nach Jahren der Ehe bleibt so manchem Mann nur noch die Sehnsucht nach der Küche seiner Mutter.

Die moralisch-leidenschaftliche Entrüstung einer ältlichen Jungfer über ein sich lasziv anbietendes Sexhäschen ist der keusche Orgasmus eines verpaßten Lebens.

Für bestimmte Geschehnisse in der Nazizeit gibt es keine adäquaten Erklärungen. Die Wörter der menschlichen Sprache sind für Vorkommnisse dieser Art nicht geschaffen.

Während die Tätigen im Frühjahr die Felder bestellen und im Herbst die Ernte einbringen, sammelt der Dichter schmetterlingsbunte Flügelwörter für sie: Trost und Wärme in frostigen Wintertagen.

Auf den verschlungenen Pfaden zu geliebten Herzen müssen wir mitunter vereiste Pässe beschreiten. Nur so haben wir die Chance, ins Glück zu stürzen.

Eine Frau, die ihren Mann betrogen hat, wird sich ihm aus Reue besonders willig erweisen: ein plötzlicher Segen, der den Ehemann befremden wird.

Väter, die ihre Kinder mißbrauchen, sind Doppelmörder: zum einen morden sie die Seele des Kindes, zum anderen morden sie dem Kind den Vater.

Der beste Beweis, daß wir nicht geliebt werden, ist der zu hören, daß man uns für etwas braucht.

Wenn wir abfällig von der Masse Mensch reden, sollten wir stets vor Augen haben, daß eben diese Masse aus einzelnen, zum Teil sehr liebenswerten Individuen besteht.

Wir handeln alle nach einem inneren Auftrag, den wir unbewußt aus unserer Familienbiographie übernommen haben. Es liegt an uns, diesen Auftrag erkennen zu wollen.

Nur in Demut bin ich in den Kosmos eingeschlossen. Auf diese Weise reduziere ich mich auf das Teilchen, das sich in die Gesetze des Ganzen fügt.

Der Verliebtheitsrausch ist die Geistesstörung, die uns dem Wahnsinn der Normalität enthebt.

Die Macht des Busfahrers besteht darin, Fahrgäste durch Nicht-Öffnen der Türen kurzzeitig in Haft zu nehmen.

Wenn wir mitten im Tagesgeschehen bewußt für wenige Minuten die Augen schließen, erleben wir hernach das Sehen als ein Wunder.

Der Monat November ist die blütenreichste Zeit des ganzen Jahres: Nirgendwann sonst brechen die NeuRosen in diesem Ausmaß aus.

Der Rosenkrieg ist die Schlacht, in der die Blüten fallen und die Dornen sich in Speere verwandeln.

Bereits der Erste Kuß im Leben macht einem klar, daß die Liebe kein Honigschlecken ist. Es ist dieser fremde Speichel an der Zunge.

Es ist nicht primär das Aussehen eines Menschen, das den sexuellen Reiz ausmacht – es sind seine Gehirnströme, die auf unserer Haut das Prickeln auslösen.

Der Wunsch nach Sex geht nicht von uns selbst aus; er ist ein genetisch programmierter Trieb der Evolution zum Zwang der Fortpflanzung, die uns mit Lustempfinden versüßt wird.

Die Geburt eines Kindes als Vater mitzuerleben, ist ein Mysterium, bei dem Gott anwesend ist.

Die Tränen der betrogenen Ehefrau sind Wasser auf die Mühlen „seines“ schlechten Gewissens.

Die Spiegelung der eigenen Seele in die vermeintlich geliebte Person ist exhibitionistische Onanie, die ganze Narzissenfelder befruchtet.

Das Wunder des Fußballs besteht darin, daß ihn Millionen ins Tor schießen, obwohl nur einer am Ball ist.

Wenn wir die Brücken zu unseren Vätern und Müttern vom Strom der Zeit fortreißen lassen, haben wir unsere Wurzeln verloren.

Daß wir ein menschliches Skelett nicht als sexy empfinden können, liegt daran, daß wir viel zu sehr im Heute leben.

Auch wenn du mit der charmantesten Frau flirtest: behalte immer im Auge, daß in ihrem lieblichen Wesen das mordende Weib lauert. Es ist die Wildkatze, der es nach Beute gelüstet.

Seit den Kriegsverbrechen, die in deutschem Namen verübt wurden, vermag ich nicht mehr laut von Deutscher Kultur zu sprechen. Sie ist in den Konzentrationslagern mitgestorben.

Sprache ist der Versuch, aus Gedanken und Gefühlen Bilder zu formen, Das Übel ist, daß Bilder unterschiedlich empfunden werden. Mißverständnisse sind vorprogrammiert.

Im Ehestreit sind die Männer immer die Verlierer, weil emotionale Beben jeden noch so festen Standpunkt zum Einsturz bringen.

Die Schweißperle auf der Glatze des Intellektuellen ist der sexuelle Primärreiz, der die gemeine Stubenfliege um den Verstand bringt.

Der Kult um den Luxus-Körper resultiert daraus, daß wir verlernt haben, mit dem Herzen zu sehen.