Zitate von Manfred Poisel
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Beim Reinigen des Schlachtfeldes nach einem Ehekrieg entdeckt man neben dem Verbrannten und Zerstückelten auch so manches, das man für unsterblich hielt.
Ab dem Tag, an dem wir einem Arzt gegenübersitzen, der jünger ist als wir selbst, benötigen wir ein Medikament, um den Schmerz vom endgültigen Verlust unserer besten Jahre zu heilen.
Wenn es früher an deutschen Arbeitsplätzen gemenschelt hat, so hat sich die Situation dahingehend verändert, daß es heute hyänelt.
Die letzte Liebkosung eines geliebten Menschen im Totenhemd ist ein kurzer, aber intensiver Kontakt mit der Ewigkeit.
Liebeskummer ist die körpereigene Medizin zur Stärkung unseres Herzens, die wir mittels unserer Tränen tröpfchenweise dosieren.
Um der Einberufung auf den ehelichen Kriegsschauplatz zu entgehen, taucht so mancher Mann unter. Dort in der Kanalisation, bekriegen ihn die Ratten.
Nichts vermag dem güldenen Schein des Mondes in einer sternklaren Nacht mehr Konkurrenz zu machen, als das hingebungsvolle Lächeln einer verliebten Frau nach dem ersten Kuß.
Schadstoffarme Menschen erkennen wir an dem Wohlbefinden, das man in ihrer Nähe verspürt.
Nicht wenige haben in ihrem Leben so feste Ratschläge abbekommen, daß sogar ihre Sprache davon noch geschwollen ist.
Die heimliche Liebe nährt sich aus dem Geheimnis, deren Hüterin die Verschwiegenheit ist.
Klassische Musik verleiht der Seele Flügel, die sie bis ans Ende der Welt in uns zu tragen vermögen.
Sich in Tagträumen wollüstig zu fremden Körpern in kuschelige Betten legen, ist die Lila Pause verehelichter Seelen.
Die Hausfrau und Mutter ist die Lebens-Managerin, deren Tun im Schatten phallischer Bürotürme verblaßt, mit denen Mann sich ein Symbol scheinbarer Omnipotenz geschaffen hat.
Wenn wir unsere Kinder schlagen, geben wir ihnen die Schläge weiter, die wir selbst erleiden mußten.
Die Pyramiden sind Gotteslästerung: der am lautesten zum Himmel schreiende Aufstand gegen den Tod.
Selbst wenn uns die letzte Stunde eines Menschen mit Erbarmen erfüllt: Der Tod ist die Krönung des Lebens. Der von uns Gehende tritt eine Reise an, deren Vorbereitungen er ein Leben lang auf Erden getroffen hat.
Der Moralist ist der Biedermann, der die Lebenslustigen mit seiner sinnlichen Impotenz an den Fleischer-Haken der bürgerlichen Paragraphen erhängt.
Liebesschmerz ist das Bluten einer seelischen Wunde, das durch keinen Verband gestillt werden kann.
Frauen, die sich vor dem Spiegel selbstverliebt über die Haare streicheln, liebkosen ihren Körper auch in den Armen des Mannes selbst.
Der Mensch in der Mitte des Lebens teilt ein ähnliches Los wie der Pubertierende: Er gehört nicht mehr zu den Jungen und die Privilegien der Alten kann er noch nicht für sich beanspruchen.
Die Liebe ist die Imponderabilie, welche den Mathematiker des Lebens in Chaos stürzt.
Kollegen und Kolleginnen sind die einzigen Lebensabschnittspartner, mit denen wir uns im allgemeinen nicht paaren, obwohl wir mit ihnen die meiste Zeit zusammen verbringen.
Liebende, die beim Fremdgehen den Ehering anbehalten, nehmen ihren Ehepartner mit ins Bett.
Sage einer Frau im Streit, daß sie doof ist, und sie wird im Bett einen IQ hinlegen, daß du als Mann deinen Verstand verlierst.
So mancher Biedermann durfte erstmals im Rausch der käuflichen Liebe himmliches Glück in seiner langjährigen Ehe erfahren.
Schriftsteller sind Menschen, die so viel zu sagen haben, daß ihnen keiner mehr zuhört.
Ehemänner, die sich nach der Liebe schlafsuchend zur Seite drehen, haben ihre Pflicht erfüllt.
Die Pubertät ist der Lebensabschnitt, in dem man auf die Rechte seines Erwachsenseins pocht, obwohl man den Schnuller noch im Kopf hat.
Weisheit entsteht nicht allein aus Wissen. Sie ist eine geistige Synthese aus Kopf und Herz.
Bei dem täglichen Massen-Outing in den Medien, übersehen wir unsere eigene schmutzige Wäsche.
Wer sich im Rausch der Verliebtheit in die geliebte Person fallen läßt, muß damit rechnen, liegengelassen zu werden.
Der coole Blick des Schneemanns unters Weißröckchen seines Schneeflöckchens kann die Liebste zum Schmelzen bringen.
Zärtlichkeit in der Liebe ist wie das Streicheln des Windes, der die Blätter der Bäume zum Singen und die Brandung der Meere in Wallung bringt.
Während wir mit der Dominanz der rationalen Wissenschaft den allumfassenden Geist der Mysterien morden, schneiden wir uns selbst von der Nabelschnur zum kosmischen Mutterbauch ab.
Verliebte sind Gefangene in einem Schokoladenhaus, das wegen Überhitzung zum Schmelzen verurteilt ist.