Zitate von Stendhal
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Genf ist die Stadt, wo es die wenigsten betrogenen Ehemänner gibt; doch ich möchte um keinen Preis in Genf verheiratet sein.
Hat die Lust sich ausgetobt, so müssen wir selbstverständlich in eine gewisse Gleichgültigkeit zurücksinken; aber sie ist hinterher eine andere als vorher.
Selbst die Ungnade der geliebten Frau ist voller Anmut, wie man sie an ungeliebten Frauen nicht in den huldvollen Augenblicken findet.
Man wird mich wahrscheinlich für einen Verrückten ausgeben, aber ich halte nun einmal an der Wunderlichkeit fest, die Wahrheit zu sagen – die gefährlichen Wahrheiten natürlich ausgenommen.
Die Knochenbildung des Kopfes ist in Paris hässlich, fast affenartig, infolgedessen sehen die Frauen bald alt aus.
Die Welt ist voller Menschen, die nicht allein sein können und für die ein noch so uninteressantes Gespräch besser ist als gar keines.
Eine Frau sollte einen prosaischen Gatten haben und sich einen romantischen Liebhaber nehmen.
Wann werde ich mal so reich sein, daß ich mit niemandem erzwungene Beziehungen zu unterhalten brauche?
Eine Frau gehört von Rechts wegen dem Manne, der sie liebt und den sie mehr liebt als das Leben.
Hier steht die Freude in Ehren; alle Gesichter sind heiter; alles lacht, scherzt und spricht laut.
Alles Unglück unseres Lebens rührt von der falschen Auffassung unserer Schicksale her. Eine gründliche Menschenkenntnis und gesunde Beurteilung der Ereignisse bedeuten einen Schritt auf das Glück zu.
Eine vierzigjährige Frau bedeutet den Männern nur etwas, wenn sie sie in ihrer Jugend geliebt haben.
In Frankreich sind die Männer, die ihre Frau verloren haben, traurig, die Witwen dagegen froh und zufrieden. Die Frauen haben sogar ein Sprichwort für diesen glückseligen Zustand. Also bedeutet die Ehe nicht für jeden dasselbe.
Wäre ich nicht so alt, würde ich Arabisch lernen, so beglückt bin ich, endlich etwas zu finden, das keine steife Kopie von schon Vorhandenem ist.
Unter den zahllosen Varianten des Menschenantlitzes ist keine eindringlicher als die zornig-böse.
In welchem Land der Erde sind die Ehen am glücklichsten? Unzweifelhaft im protestantischen Deutschland.
In Europa nährt sich die Begierde von der Unterdrückung, in Amerika verkümmert sie unter der Freiheit.
Die besten solcher Bücher [über die Liebe] sind in Frankreich geschrieben, also in dem Lande, wo das Pflänzlein namens Liebe, erstickt unter den Forderungen der Nationalleidenschaft, der Eitelkeit, fast nie zu seiner vollen Größe gedeiht.
Selbst eine völlig verschmähte Geliebte versetzt uns in Unruhe und weckt in unserem Herzen alle Zeichen der Leidenschaft, sobald wir merken, daß sie einen anderen Mann vorzieht.
Urbanität ist nichts als die überlegene Unfähigkeit, sich über die schlechten Manieren andrer zu ärgern.
Meine Seele ist ein Feuer, welches leidet, wenn es nicht lodert. Ich brauche täglich drei bis vier Kubikfuß neuer Ideen, wie ein Dampfschiff Kohlen braucht.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß man nicht genug aufpassen kann, wenn man mit Frauen geschäftlich zu tun hat.
Man braucht Einsamkeit, um sich seinem Herzen hingeben, um lieben zu können, aber man muß in der Gesellschaft zu Hause sein, wenn man Erfolg haben will.
Der Schmerz der Eifersucht ist deshalb so bitter, weil die Eitelkeit sich gegen ihn sträubt.
Der Mut des Italieners ist ein Wutanfall, der Mut des Deutschen ein Rausch, der Mut des Spaniers das Kind seines Stolzes.
Mir wäre es fast lieber, meine Frau versuchte, mich in einem wütenden Moment einmal im Jahre zu erdolchen, anstatt mich jeden Abend übellaunig zu empfangen.
Ein- und dieselbe Daseinsstufe gibt nur einen Augenblick vollkommenen Glückes; aber die Wesensart des leidenschaftlichen Menschen wechselt zehnmal am Tage.
Die Liebe ist wie das Fieber, sie entsteht und erlischt, ohne daß der Wille daran den geringsten Anteil hat.