Zitate von Otto Weiß
page 1

Den Affektierten ändern wollen? Vergebliche Mühe!… Ihm ist das Unnatürliche natürlich geworden.

Was aber dann, wenn’s mißlingt? Diese Frage verhinderte schon viele glückliche Unternehmungen.

Wohl jeder Mann wird mir beistimmen, wenn ich behaupte: ’s ist leichter, eine Frau anzubeten, als sich mit ihr zu vertragen.

„Ich will nichts gesagt haben.“ Mit diesen Worten pflegt man anzudeuten, daß man alles gesagt haben will.

Wer sich nicht duelliert, ist ehrlos; das ist klar. Das Gesetz aber fordert, daß wir ehrlos seien; das ist auch klar. Warum aber beides klar ist, das ist unklar.

Wenn die Menschen sich unbeobachtet glauben, dann nehmen sie eine fremdartige Gestalt an: – ihre eigne.

Bei manchen wissenschaftlichen Untersuchungen ist alles interessant, nur nicht das Ergebnis.

Es wird uns ewig ein Rätsel bleiben: wie die Leute lustig sein können, wenn wir traurig sind.

Sie finden’s doch natürlicher, daß jemand Ihnen antipathisch ist, als daß Sie ihm antipathisch sind – nicht wahr? Sehen Sie, so geht mir’s auch!

Ein Ehevermittler sagte: Sobald die Mitgiftfrage erledigt ist, werden die Ehen im Himmel geschlossen.

Wodurch sich dieser und jener Konflikt sehr in die Länge zieht: durch gegenseitige Zugeständnisse.

Zornig rief der Moralist aus; Mit der Faust möchte man auf den Tisch schlagen, wenn man bedenkt, wie viele Menschen in dieser Welt unverdiente Selbstachtung genießen!

Wer wüßt‘ es nicht aus eigener Erfahrung? Es gibt erstaunlich schlagfertige Antworten, die einem „eine Stunde später“ einfallen.

Wie leid tat es schon manchem, daß er’s versäumt hatte, eine gute Gelegenheit ungenützt zu lassen!

Viele Gelehrte halten sich für Architekten, weil sie – eine Menge Baumaterial herbeischleppen.

X. hatte sich bei seinen Vorgesetzten durch auffallende Begabung so unbeliebt gemacht, daß er schließlich – wegen Unfähigkeit entlassen wurde.

Könnte man’s gewissen Menschen nur begreiflich machen, daß es nicht ihre Pflicht ist, alles zu wissen!

Irgendein Schriftsteller sprach einmal von der „Poesie der Armut“. Der Mann muß viel Geld gehabt haben!

Aus einem Briefsteller: Einen schönen Liebesbrief abzufassen, ist nicht leicht; jedenfalls gehört dazu mehr Sprachgewandtheit – als Liebe.

Leute gibt’s, die in ihrer Jugend überaus vernünftig waren – so sehr, daß sie’s nun bereuen, damals so unvernünftig gewesen zu sein.

Manches Mädchen hat solch blendende Vorzüge – daß ich jedem Mann abraten möchte, sie zu heiraten.

Ich gehöre zu jenen, die mehr Respekt haben vor den ältesten Wahrheiten als vor den neuesten Irrtümern.

Wie witzig gewisse Leute sind, merkt man daran: Sie lachen – während sie langweilig sprechen.

Es gibt festliche Zeremonien, die tiefen Eindruck bei vielen zurücklassen – die nicht dabei waren.

Entsetzt erkennt mancher Künstler eines Tages sein verfehltes Leben: Statt wohlhabend, ist er berühmt geworden.

Und noch etwas: Wenn Sie, mein Herr, mit einer hübschen, stark dekolletierten Frau sprechen – dann schickt es sich, dass Sie ihr auch zuhören!

Was manche Regierungen so unwirsch macht: daß das Volk sich in seine eignen Angelegenheiten mengt.

Man wirft den Kranken oft Egoismus vor. Mit Verlaub: ist denn der Egoismus ein Vorrecht der Gesunden?

Gewisse Mißbräuche ärgern den Satiriker so sehr – daß er sich hinsetzt und vergnügt darüber schreibt.

Ich muß die Welt auf einen wichtigen Druckfehler aufmerksam machen: „Zur Aufklärung“ heißt es oft – statt „Zur Irreführung“.

Mancher bekennt seine Fehler so freimütig – man merkt, er hat nicht die mindeste Absicht, sie abzulegen!