Zitate von Otto Weiß
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Wer wüßt‘ es nicht, wie anmaßend die bescheidenste Forderung erscheinen kann – wenn sie der Schwache an den Starken stellt.
Ich schlage gewissen Zeitungen folgende Beschwichtigungsphrase vor: Die Verhältnisse sind durchaus nicht so schlimm, als jene behaupten, die darunter leiden.
Die Rücksicht besteht oft in dem, was man sagt und tut – noch öfter in dem, was man verschweigt und unterläßt.
Wären Tiere nicht so empfänglich für Belohnungen und Strafen, man könnte sie nicht abrichten: – ganz wie bei uns.
Jemand versicherte: „Man kann sich für das Befinden eines Menschen sogar dann interessieren, wenn man danach fragt.
Bringt jemand vor oder gar nach dem Essen ein Lied schlecht zu Gehör, dann beurteile man ihn ebenso falsch, wie er gesungen hat.
Für Kritiker: Um ein Kunstwerk der Gegenwart für „unsterblich“ zu erklären – muß man den Geschmack kommender Jahrhunderte genau kennen.
Schon mancher nahm sich das Leben, weil er diejenige nicht erlangen konnte, der er ein Jahr später untreu geworden wäre.
Ein Statistiker hat die Durchschnittsdauer der Freundschaften berechnet. Ergebnis: sie währen so lange, bis man sie erprobt.
Ein Greis sagte: Mag’s einer noch so weit gebracht haben – wenn er siebzig Jahre alt geworden, ist sein Leben verpfuscht.
In Dingen, die wir nicht kennen, sind wir oft auf das Urteil jener angewiesen – die sie auch nicht kennen.
Von sentimentalen Liedern – wem fiel es nicht schon auf? – werden viele Leute mehr gerührt, als von unglücklichen Menschen.
Wendet jemand sich mit einem Anliegen an eine Frau, dann lehnt sie’s oft rundweg ab mit den Worten: Wenn mein Mann es will, habe ich nichts dagegen!
Ein Armer, der alles haben möchte, was er nötig braucht – ist in den Augen der Welt sehr anspruchsvoll.
Wer bestrebt ist, sich von seinen Berufsgenossen wesentlich zu unterscheiden – der mache sich auf allerlei gefaßt!
Eheliches: Mancher Mann hat seinen Wunsch noch gar nicht ausgesprochen – und seine Frau ist schon dagegen.
Zweierlei Einflüsse werden auf uns ausgeübt: solche, die wir merken, und solche, die andere merken.
Eine vorwurfsvolle Frage, schon oft gestellt, wenn auch mit anderen Worten: Wie können Sie nur die Anspielung, die Ihnen galt, auf sich beziehen?
Bis die Menschen ebenso sehr wünschen werden, glücklich zu machen, als glücklich zu sein: – darüber können noch Monate vergehen!
Unter Gebildeten findet man bisweilen Leute, die kühn einen Satz aufstellen, den noch keiner bestritten hat.
Man nimmt es vielen Verzweifelten übel, daß sie gerade dort Hilfe suchen, wo sie sie finden.