Zitate von Otto Weiß
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Nichts verbindet sich leichter – als eine vernünftige Theorie mit einer unvernünftigen Praxis.

Geist und Stil? Mancher Schriftsteller benötigt derlei nicht. Um guten Ruf zu erlangen, genügt es, wenn er – „bisher Ungedrucktes“ veröffentlicht.

Ausspruch eines Pädagogen: Die Erziehung hat vor allem die Aufgabe, aus dem Menschen etwas anderes zu machen als das, was er sein möchte.

Mehr Männer, als man glaubt, haben ein zartes Schamgefühl: nur schämen sie sich, es vor Frauen zu zeigen.

Wie leicht es doch manchem fällt, zu entscheiden, welche von zwei Ansichten die richtige ist – wenn beide falsch sind.

Wie rührend: wenn jemand über die Gemeinheit der Welt klagt, weil die seinige nicht erfolgreich genug ist!

Jemand sagte: Es ist das Aeußerste, was man von den Leuten verlangen kann, daß sie einem wenigstens das Gute gönnen, von dem sie profitieren.

Wie es scheint, will der Habsüchtige seine Existenz auf Jahrtausende hinaus sicherstellen.

Stoßseufzer eines kränkelnden Lebemannes: O wie schmerzlich das ist,… die Lebensweise, die einen ruiniert hat, nicht fortsetzen zu können!

Wem wäre es nicht schon passiert? Eines Tages machte er plötzlich die Bekanntschaft eines Menschen – den er schon kannte!

Andere zu respektieren?… Dazu entschließt mancher sich nicht eher, bevor sie ihn geringschätzen.

Schon manch idealer Schwärmer wurde ernüchtert – dadurch, daß man ihm zumutete, für die Verwirklichung seiner Ideen Geld auszugeben.

Es gibt öffentliche Krankheitsberichte, die so lange günstig lauten, bis der Patient stirbt.

Zwischen zwei sehr Befreundeten bestand jahrelang ein Mißverständnis… Eines Tages endlich klärte es sich auf… Und von da an war’s aus mit der Freundschaft!

Schau, schau!… Sehr freundschaftlich verkehren sie wieder miteinander, Frau A. und Frau Z.!… Nur weiß ich nicht, gegen wen?

Ich weiß nicht mehr, wer es sagte: Die Weisheit schützt uns vor manchem Übel – und vor vielen Annehmlichkeiten.

Der Respektsperson gebührt allemal der Vortritt – auch dann, wenn ihr ein Fußtritt gebührt.

Eltern, die darauf dringen, daß ihre Kinder in der Schule zu den ersten zählen – die verdienen eine schlechte Zensur!

Ich glaube nicht, daß selbst der beste deutsche Lyriker von seinen Versen auch nur einige Jahre leben könnte; durch seine Verse ewig leben – das schon eher.

Die meisten Verleger, Bilderhändler und Theateragenten haben eine eigene Ästhetik – die der Finanzwissenschaft sehr ähnlich sieht.

Ein Pessimist sagte: Der Mensch hüte sich vor trüben Stimmungen; denn wenn die über ihn kommen – dann erscheint ihm die Welt so, wie sie ist.

Jemand kann solche Furcht haben, sich lächerlich zu machen, daß er – sich lächerlich macht.